40 Tage keine Tagesschau und keine Zeitung, das wäre Schritt eins der Askese. Gute Christenmenschen fasten auch heute von Aschermittwoch bis Ostersamstag. Aber muss das Fasten denn streng sein? Die Volksmedizin wusste, dass der Körper dabei entschlackt. Und damit die Menschen diese Regel einhielten, wurde sie religiös erhöht. Wer in früheren Zeiten fastete, suchte aber dennoch nach Schlupflöchern. Hier ein paar der besten Tricks.
Biber als Fisch: Der pelzige Fastenretter
Fleisch von Säugetieren war verboten. Der Biber lebte im Wasser, hatte einen schuppigen Schwanz. Also galt er als Fisch. Zumindest wenn es die Klöster so entschieden. Besonders in Süddeutschland und Frankreich landete er als Braten auf dem Tisch. Klöster am Rhein sollen ganze Biberpopulationen verputzt haben.
Bier: Flüssiges Brot für hungrige Mönche
Fasten bedeutet fast nichts essen. Aber trinken? Kein Problem. Die Paulaner-Mönche in München brauten deshalb Starkbier. Dick, malzig und nahrhaft. Salvator nannten sie es. Fünf Liter am Tag? Warum nicht. Ein Gesandter schickte eine Probe nach Rom. Die war auf der Reise verdorben. Der Papst probierte und fand sie abscheulich. Damit war der Weg frei. Bier zählte nicht als Essen.
Maultaschen: Der Herrgotts-Schwindel
In Schwaben gab es eine andere Lösung. Mönche im Kloster Maulbronn wickelten Hackfleisch in Teig und tarnten es mit Spinat. So entstand die Maultasche. „Herrgottsbescheißerle“ nannten die Schwaben sie. Gott würde es schon nicht merken.
Ferkel im Wasser: Schwein wird Fisch
Was tun, wenn man ein Schwein essen wollte? Man wirft es ins Wasser. Manche Klöster, vor allem in Bayern und Norditalien, nahmen es wörtlich. Sie tauchten Schweine in Brunnen oder Flüsse. Angeblich ertranken die Tiere „aus Versehen“. Danach waren sie offiziell Wassertiere. Die Kirche verbot den Trick im 16. Jahrhundert. Genutzt hat es wenig. Die Mönche aßen ihre „Fische“ weiter.
Gänse und Enten: Bibel-Trickerei
Der Abt Hrabanus Maurus hatte eine Idee. Gänse und Enten wurden laut Genesis am fünften Tag erschaffen. Zusammen mit den Fischen. Also waren sie wohl fastentauglich. In Norddeutschland und England wurde dieser Trick gern genutzt. Schließlich stecken ihre Füße ja im Wasser.
Fischotter und Wasservögel gegrillt am Spieß
Nicht nur der Biber wurde zum Fisch erklärt. In England und Skandinavien aß man Fischotter. Die lebten ja auch im Wasser. Reiher und Kraniche standen ebenfalls auf der Liste. Zähes Fleisch, aber erlaubt. Einfach zu Hackfleisch verarbeiten.
Käse als Parmesan erlaubt
Milchprodukte waren verboten. Aber in den Alpen trocknete man Käse so lange, bis er „nicht mehr frisch“ sondern hart war. Und schon zählte er nicht mehr als Milchprodukt. Im Kloster Einsiedeln war das im 15. Jahrhundert gang und gäbe. Die Kirche duldete es stillschweigend. Und geriebener Käse auf Nudeln ist doch köstlich.
Mittelalterliche Schlitzohrigkeit
Die Regeln waren hart. Die Menschen waren schlauer. Wer wollte, fand einen Weg. Biber wurden zu Fischen. Bier wurde zu Brot. Fleisch verschwand in Teigtaschen. Manchmal half ein Tauchgang im Brunnen. Die Kirche sah oft weg. Solange der Glaube stimmte, war der Magen auch zufrieden.