Ein umstrittener Wohnungsunternehmer machte hoch lukrative Geschäfte mit der selbsternannten moralischen Instanz, der „Spiegel“-Chefredakteurin Melanie Amann. Wurden als Gegenleistung im Relotius-Blatt gefällige Artikel über ihn veröffentlicht, Frau Amann?
Florian Wichelmann, Geschäftsführer der Nena Hospitality GmbH, ist kein Unbekannter im Immobiliengeschäft. Besonders im Fokus stand er im März 2022, als der Spiegel ihn in einem Lobhudeleiartikel als selbstlosen Unternehmer porträtierte, der während des Ukraine-Kriegs Geflüchtete mit kostenlosen Wohnungen unterstützte.
Und hier kommt seine Geschäftspartnerin Melanie Amann, stellvertretende Chefredakteurin beim Spiegel, ins Spiel. Ihre enge Freundschaft reicht laut taz-Recherche bis in die 2000er Jahre zurück, als beide bei den Deutschen Debattiermeisterschaften aktiv waren. Amann, die laut der ultralinken taz mit ihrer Mutter 2019 eine Wohnung in Berlin-Prenzlauer Berg kaufte, vermietet ihre Wohnung wiederum an Nena, die dann einzelne Zimmer überteuert an junge Menschen weitervermittelt.
Ein super lukratives Geschäftsmodell, das für alle Akteure – außer die Mieter. Denn: die Mieten liegen deutlich über dem Mietspiegel. Das Amtsgericht Mitte stellte 2022 fest, dass die Mietpreise für diese Zimmer mehr als 40 Prozent über dem Durchschnitt lagen. Doch das Geschäftsmodell von Wichelmann und Amann geht noch weiter. Nena, mittlerweile vor allem auf kurzfristige „serviced apartments“ für Geschäftsreisende und Touristen fokussiert, hat auch in diesem Bereich profitabel expandiert. Die weniger lukrativen Wohngemeinschaften, die ursprünglich einen Teil von Nenas Portfolio ausmachten, werden mittlerweile eher als unattraktiv angesehen.
Die taz-Kritik an der Spiegel-Berichterstattung bezieht sich nicht nur auf die unkritische Darstellung von Wichelmann, sondern auch auf das Fehlen einer tiefergehenden Auseinandersetzung mit den überhöhten Mietpreismodellen von Nena. Während der WDR und der Tagesspiegel bereits über die problematischen Geschäftspraktiken berichteten – etwa über Wucherpreise für Studenten – wurde dies im Spiegel nicht thematisiert. Auch hat der Spiegel irgendwie vergessen, einen Transparenzhinweis, der die Beziehung zwischen Amann und Wichelmann erklärt, abzusetzen.
Amann, der personifizierte Wanderpokal, Dauergast in öffentlich-rechtlichen Polittalkshows, sich dort stets als Sauberfrau darstellend, weicht Fragen zu ihrer Wohnung und der Berichterstattung aus, indem sie auf die Pressestelle verweist. So funktioniert das also bei Frau Amann.
(SB)