Vor wenigen Tagen sorgte nachfolgende Nachricht für Aufsehen: Angeblich hätten Touristen ihre Ostsee-Urlaube abgesagt und für eine Stornowelle gesorgt, weil die AfD in Mecklenburg-Vorpommern mit 35 Prozent stärkste Partei bei der Bundestagswahl wurde. Jetzt kommt heraus: Es war eine Fake-News-Kampagne. Schade eigentlich. Viele hatten sich schon auf einen entspannten Urlaub an der Ostsee gefreut.
„Ostsee-Urlauber stornieren nach AfD-Wahlergebnis ihre Buchungen: ‚Wir fühlen uns nicht mehr sicher!‘“, trommelte der Nordkurier und die Bild sah im Nordosten gar einen Storno-Tsunami: „Ostsee-Hotels beklagen Storno-Welle ‚wegen AfD‘“. So und so ähnlich „hoch dramatisch“ berichteten die Blätter und beriefen sich hierbei auf den CDU-Bürgermeister von Gnoien im Landkreis Rostock, Lars Schwarz, selbst Hotelier. Der CDU-Funktionär – ganz zufällig auch Chef des Mecklenburg-Vorpommerschen Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga)erklärte: „Ich bekomme von den Mitgliedern jeden Tag Informationen, dass Gäste mit der Begründung ‚AfD‘ stornieren“.
Das es sich um ein billiges AfD-Bashing handelt wird allein schon an der Tatsache klar, dass die meisten Gäste an der Ostsee aus dem Osten Deutschlands, wo die AfD so richtig abgeräumt hat, kommen. Zudem steigt die Zahl der ausländischen Touristen. Hierzu wurde kürzlich berichtet, dass Mecklenburg-Vorpommern 2024 die zweithöchsten Besucherzahlen seit der Wiedervereinigung verzeichnete: Acht Millionen Gäste reisten an und buchten 32,9 Millionen Übernachtungen. Also wie soll das zusammenpassen mit der angeblichen Stornierungswelle?
Das Portal Nius fragte beim Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern nach und erhielt von Geschäftsführer Tobias Woitendorf folgende Antwort: Das politische Wahlverhalten und das Reiseverhalten hätten laut Studien und Erfahrungen wenig miteinander zu tun. Woitendorf: „Eine Stornierungswelle aufgrund der Bundestagswahl sehen wir nicht.“
Auch der MV-Dehoga-Chef Schwarz bestätigte nun: „Es gibt keine Stornowelle“, sagte er dem Nordkurier. Er ärgere sich, dass Bild.de einen Artikel veröffentlichte, ohne ihn vorher als Dehoga-Chef zu befragen. Das habe eine Welle irreführender Berichterstattung ausgelöst. Schwarz erklärte, dass die Bild erst kontaktiert habe, nachdem die Nachricht über die „Stornowelle wegen der AfD“ bereits kursierte. In Wahrheit gebe es keinen messbaren Buchungsrückgang – im Gegenteil: Die Vorbuchungszahlen seien positiv, und die Branche erwarte einen „sehr guten Tourismussommer“.
In den sozialen Medien bedauert man es stellenweise, dass es sich um eine Fake-News handelt, hatte viele sich schon auf einen entspannter Urlaub – frei von links-grünen Bessermenschen – an der Ostsee gefreut.
(SB)