Anscheinend lernt die Deutschen aus ihrer Geschichte nichts. Dass Produkte gekennzeichnet werden, weil sie entweder von sozial Ausgegrenzten, “Volksschädlingen” oder aus “Feinstaaten” stammen, erinnert an die düstersten Kapitel der Vergangenheit – doch im Haltungswahn gegen Trump und Musk, da der Antiamerikanismus fröhliche Urständ feiert, wird vor nichts zurückgeschreckt. So fällt in deutschen Supermärkten seit einiger Zeit eine ungewöhnliche Praxis auf: Produkte aus den USA werden umgedreht in die Regale gestellt. Diese Methode dient dazu, sie eindeutig zu kennzeichnen und von heimischen Waren zu unterscheiden. Ganz offensichtlich soll so eine negative Kaufempfehlung gegeben werden.
Die Handelsketten selbst nennen einen anderen Grund: Dieser läge in den unterschiedlichen Kennzeichnungsvorschriften. In den USA sind Nährwertangaben, Zutatenlisten und Verpackungsstandards oft weniger streng oder anders formatiert als in der EU. Beispielsweise müssen in Europa Allergene hervorgehoben und Nährwerte pro 100 Gramm angegeben werden, während in den USA häufig Portionsgrößen im Vordergrund stehen. Diese Diskrepanzen können für Verbraucher verwirrend sein. Umgedrehte Produkte würden daher Mitarbeitern und Kunden sofort signalisieren: “Hier handelt es sich um Importware, die besondere Aufmerksamkeit erfordert.”
Mutmaßlich vorgeschobene Ausreden der Händler
Das alles mag zwar sachlich stimmen – doch die unterschiedlichen Kennzeichnungsvorschriften gab es schon immer und noch nie wurde die Unterscheidung auf diese sichtbare Form vorgenommen. Das gibt es erst seit Trump, seiner rigorosen Handelspolitik mit angedrohten Strafzöllen und zeitgleich mit der allgegenwärtigen Verteuerung seiner Politik. Die Erklärungen der Discounter wirken daher vorgeschoben. Das gilt auch für ein weiteres Argument, das manche der Handelsketten vorbringen: Angebliche Tücken der Logistik. So unterliefen importierte Produkte oft “längere Lieferketten” und würden “separat gelagert”. Das Umdrehen erleichtere daher die Inventur und verhindere Verwechslungen mit lokalen Artikeln. Vor allem Supermärkte wie Aldi oder Lidl, die effiziente Abläufe priorisieren, setzten diese Methode besonders häufig ein.
Tatsächlich gab es bei diesen beiden Discountern diese Praxis auch schon früher vereinzelt – sie wurde jedoch nach Kundenbeschwerden in vielen Filialen aufgegeben, die sich über unordentliche Optik und mangelnde Lesbarkeit aufregten. Zudem entstand der Eindruck, dass die Ware sei beschädigt oder falsch einsortiert sei. Dass das Phänomen seit Trumps Amtsantritt trotzdem überall wieder zunimmt, zeigt, dass es offenbar um etwas anderes gehen muss. (TPL)