Weiße Karnickel werden nächsten Monat vorm Reichstag freigelassen (Bild:Grok)

400 weiße Stallhasen am Bundestag in die Freiheit entlassen

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Am Karfreitag, dem 18. April 2025, wird Berlin Schauplatz eines bewegenden Spektakels. 400 weiße Stallhasen werden aus ihrer Gefangenschaft befreit, direkt auf der Reichstagswiese vor dem Deutschen Bundestag. Um 8 Uhr morgens, wenn die Straßen noch leer sind, öffnen die Aktivisten von „Animals for Peace“ die Türen dreier Transport-LKWs. 400 flauschige Tiere strömen ins Freie, ein Anblick, den die Presse nicht verpassen darf. Kameras werden surren, dieses Bild soll die Osterausgaben der Wochenendausgaben prägen. Und das genau dann, wenn der Osterhasenbraten braun gebräunt seine vier Beine in die Höhe streckt.

Diese Festtagsbraten waren bislang in Brandenburg in 40 mal 40 Zentimetern kleinen Käfigen eingepfercht und wurden 64 Hobbyzüchtern aus dem Landkreis Ostprignitz-Ruppin abgekauft, zu je 12 Euro. Diese Glücklichen dürfen nun entfliehen ins Grün des Berliner Tiergartens. Doch fünf Millionen ihrer Stallhasen-Artgenossen bleiben bundesweit gefangen und ohne Auslauf.

Ein Leben in Käfigen, ähnlich den Menschen in Käfigen

Ihr Dasein ist kurz und trostlos. Ein kleiner Trog mit Trockenfutter, etwas Heu oder Gras, bei Glück noch eine Wassertropfflasche. Gefüttert werden sie, um Fleisch anzusetzen. Nach einem Jahr folgt ein kräftiger Schlag ins Genick mit einem Holzknüppel, dann hängen sie an den Hinterläufen an einer Leiter, das Fell wird abgezogen, und sie landen im Backofen. Oft gerade rechtzeitig zu Ostern.

Doch dieses Leid hört nicht bei den Ställen auf. In den Städten leben Menschen in Käfigen aus Beton. Millionen Bundesbürger hausen in 18-Quadratmeter-Appartements, eingezwängt zwischen Kühlschrank und Matratze. Ihr Blick fällt auf graue Fassaden. Ihre Tage sind erfüllt vom Lärm der Nachbarn und Trostlosigkeit. Wie die Kaninchen starren sie hinaus durch Fenster oder Bildschirme auf eine Welt, die ihnen versperrt bleibt. Die Tiere wissen nichts von ihrem Ende. Die Menschen aber spüren es: ein dumpfes Gefühl, dass auch ihr Leben in diesen Wänden nicht ewig dauert.

Aufstand gegen die politisch verursachte Wohnungsnot

Wer die Stallhasen leiden sieht, kann das Elend der Menschen nicht übersehen. Beide sind Gefangene, beide verdienen unser Mitgefühl. Die Aktion auf der Reichstagswiese ist mehr als ein Symbol, sie ist ein Aufstand gegen die politisch verursachte Wohnungsnot. Zumindest 400 Kaninchen dürfen den angrenzenden Berliner Tiergarten erreichen, ein 210 Hektar großes Erholungsgebiet mitten in der Stadt, kein Zoo, sondern ein Park mit Wiesen, Bäumen und Seen, der sich 2,5 Kilometer durch Berlin schlängelt. Wer dort bald spaziert, wird sie sehen: kleine, flauschige Wesen, die über das Gras hoppeln.

Doch jedes dieser Tiere ist mehr als ein Anblick. Es ist ein Spiegel. Die Wohnungsnot in Berlin, die Enge, die Einsamkeit, sie hüpft mit diesen Hasen ins Licht. Die befreiten Kaninchen bekommen eine Zukunft (bis ein Fuchs sie erwischt). Diese Aktion zwingt uns in diesem Moment, nicht nur die noch eingesperrten fünf Millionen Stallhasen zu sehen und die rund fünf Millionen Menschen in ihren engen Betonkäfigen.

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