Uns wird einfach nichts mehr gegönnt:
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte jetzt mal wieder einen ihrer brillanten Geistesblitze: Alkohol soll künftig mit Warnhinweisen versehen werden, als wäre er eine Packung Zigaretten oder ein giftiges Chemielabor-Experiment. Ja, richtig gehört – das gemütliche Feierabendbier oder der edle Rotwein sollen bald mit Schockbildern und Schreckensbotschaften à la „Trinken macht Krebs“ oder „Vorsicht, Leberzirrhose!“ dekoriert werden. Für viele klingt das, als hätte die WHO zu tief ins Glas geschaut – schließlich ist Alkohol doch das Lebenselixier geselliger Abende, kultureller Traditionen und überhaupt der Kitt, der unsere Gesellschaft zusammenhält. Aber nein, die Gesundheitswächter aus Genf wissen es besser: Wir müssen „sensibilisiert“ werden!
Die Zahlen, die sie uns um die Ohren hauen, sind natürlich wieder mal so richtig schön alarmistisch: Neun Prozent aller Todesfälle in der EU sollen auf Alkohol zurückzuführen sein. Das klingt, als würde jeder zweite Bierdeckel mit einem Totenkopf geliefert. Und dann die Killer-Statistik: 200 Krankheiten, darunter der große Bösewicht Krebs, lauern in jedem Schluck. Besonders perfide: Die meisten ahnen nicht mal, dass sie sich mit jedem Gläschen Sekt ein bisschen näher an den Abgrund trinken. Die WHO will uns also aufklären – danke, Papa WHO, dass du uns unwissende Kinder an die Hand nimmst!
Dr. Hans Henri P. Kluge, der große Europachef der WHO, schwingt die Moralkeule: Warnhinweise seien „wichtiges Wissen“, damit wir „bewusste Entscheidungen“ treffen können. Klar, weil wir ja alle völlig ahnungslos in die Kneipe stolpern und erst ein schreiender Aufkleber auf der Pulle uns davon abhält, die dritte Maß zu kippen. Dabei trinken wir Europäer ohnehin wie Weltmeister – 9,2 Liter reiner Alkohol pro Kopf und Jahr, in Deutschland sogar stolze 12,2 Liter. Der globale Durchschnitt? Lächliche 5,5 Liter. Wir sind also die Champions des Suffs – und jetzt sollen wir dafür auch noch bestraft werden?
Die Liste der Schrecken ist lang: Alkohol flutet jede Zelle, zerstört jedes Organ, lässt Lebern verkümmern und Tumore sprießen. 800.000 Tote pro Jahr in Europa – das ist ja fast so, als würde jeder zweite Stammtisch ausgelöscht. Und die Lösung? Ein Warnhinweis! Brillant! Während Zigarettenpackungen schon mit gruseligen Lungenbildern und Stümpfen wedeln, hat man beim Alkohol bisher feige gekniffen. Warum eigentlich? Weil ein Glas Wein zum Essen irgendwie nobler wirkt als eine Kippe im Mundwinkel? Zeit, das zu ändern, sagt die WHO. Aber mal ehrlich: Wird irgendwer beim Anblick von „Achtung, Krebsgefahr!“ auf dem Weißwein wirklich zur Wasserflasche greifen? Oder wird das Ganze nur eine weitere bürokratische Schnapsidee, die die Gefahr weder bannt noch den Genuss trübt?
Warnhinweise, die uns permanent und penetrant die Augen öffnen sollen, sind so sinnvoll, wie Eis am Nordpol zu verkaufen. Aber Hauptsache, es kostet Geld und lässt die Preise steigen. So etwas nennt man auch Spaßverderber.
Irgendwann kommen diese Tugendwächter und Moralapostel aus der globalen Erziehungsanstalt auf die Idee, dass das Leben an sich tödlich endet. Und dann? Wird es dann auch noch verboten?