CDU-Mitglieder fordern politische Nachschulung: Jetzt!
Ich bin Werner Tüchtig (der richtige Name ist der Redaktion bekannt) und nutze diese Seite, um meinen Frust zu artikulieren. Es ist traurig, traurig, traurig. Ich bin seit drei Jahrzehnten CDU-Mitglied. Ich war nie einer, der sich in den Vordergrund drängte. Heute bin ich am Stammtisch der Dorfdepp. Ich war immer einer von denen, die einfach da waren, wenn sie gebraucht wurden. Plakate kleben, Saal finden, Grillstand, nie gefragt, ob’s Spaß macht. Es war eine Ehre. Heute stehe ich wie ein begossener Pudel im Regen.
Wie nach einer verlorenen Schlacht: So sieht es hier aus. Treue alte Kämpen machen sich vom Acker, einer nach dem anderen. Manche leise, manche mit Wut. Die Parteiführung schweigt. Die Kommandeure sind abgetaucht. Kein Funkspruch, keine Karte, keine Richtung. Und das Schlimmste: Die oberste CDU-“Heeresführung“ verbündet sich mit den bisherigen Gegnern. Das ist wie im Krieg: entweder eine taktische Wendung oder gezielter Verrat. Jedenfalls bleibt die Truppe bedröppelt zurück. Und wir, die einfachen Parteisoldaten, sollen uns an der Front schlagen mit Argumenten, die keiner mehr versteht.
Die anderen trainieren und wir stehen im rhetorischen Niemandsland
Die Grünen trainieren ihre Jugendorganisation. SPD und Linke sowieso. Selbst die kleinsten Splitterparteien geben ihren Leuten Sprechzettel und Schlagworte. Denen fallen die Worte aus dem Mund wie die Kugeln aus dem Maschinengewehr. Bei uns aber: Stille. Kein Handbuch. Keine Online-Schulung. Kein Vorbereitungskurs. Wir stehen hilflos da, wenn uns ein rhetorisch geübter AfD-Mann in den Schwitzkasten nimmt. Und wir wissen nicht mal mehr, ob wir das alte Parteiprogramm oder das neue Sondervermögen verteidigen sollen.
Keine theoretischen Planspiele, sondern praktische Übungen. Mit echten Gegnern, echten Fragen, echten Emotionen. In Hotels, die früher für Wahlkämpfe gebucht wurden. Jetzt sollten sie für Schulungen genutzt werden. Freitag bis Sonntag. Oder gleich Wochenschulungen. Auf Kosten der Partei, versteht sich. Denn was nützt mir das schönste Wahlprogramm, wenn ich es nicht erklären kann.
Ich will rhetorische Erstversorgung!
Ich will Rollenspiele, mit Kamera und Analyse. Ich will lernen, wie ich trotzdem noch argumentieren kann, wenn mir jemand von der AfD die Aufhebung der Schuldengrenze um die Ohren haut. Oder die fehlenden Abschiebungen. Oder Habecks Heizungsgesetz.
Nicht irgendwann. Jetzt. Wir ducken uns schon wie damals die AfD-Wähler, das sagt schon alles. Wir, die einst stolzen Recken der CDU, stehen heute düpiert am Wegesrand. Und trauen uns kaum noch, das Parteiabzeichen ans Jackett zu stecken. So wie früher AfD-Wähler, die ihren Mund früher nicht aufmachten aus Angst, beschimpft zu werden. Jetzt geht es uns so. Und keiner spricht darüber. Es ist traurig. In welche Partei soll ich eintreten?