Die deutsche Sprache ist durchsetzt mit rechtem Gedankengut. Ganz unbemerkt schlichen sich Begriffe in unseren Alltag, die klare Linien ziehen, Unterschiede betonen und das Falsche als richtig darstellen. Worte wie Rechtsstaat, Recht haben oder Rechtsmittel klingen harmlos, tragen aber das Prinzip des Ausschlusses in sich. Das darf so nicht bleiben. Die Rechten sollen aus diesen Begriffen keine ungewollte Unterstützung erfahren.
Das Institut zur Optimierung der Gegenwartssprache in Berlin hat daher den Sofortplan zur sprachlichen Entgiftung vorgelegt. Ziel ist eine radikale, aber sanfte Bereinigung der Alltagssprache. Wer denkt, das sei übertrieben, hat den Ernst der Silbe noch nicht erkannt. Sprache ist Haltung. Und Haltung beginnt im Vokal.
Rechtschaffenheit etwa wird ersetzt durch Gutschaffenheit. Rechtzeitig heißt nun gleichpünktig. Der Rechtsanwalt wird zum Gutanwalt. Aus der Rechtslage wird die Grundsicht. Recht haben ersetzt man durch Zutreffend liegen. Die Rechtsmittel heißen jetzt Handhilfen. Der Rechtsweg wird zum Klarkurs.
Geometrisch Handlungsbedarf
Auch geometrisch gibt es Handlungsbedarf. Rechtwinklig wird ersetzt durch Standkantig. Wer bisher vom Rechtsverkehr sprach, sagt künftig Straßenfluss. Die Rechtschreibung wird zur Klarschrift. Der Rechtsstaat mutiert zur Gleichordnung. Die Rechtsordnung nennen wir jetzt Regelklima.
Zur Vermeidung weiterer Schäden hat das Institut eine Liste mit besonders gefährdenden Begriffen erstellt. Diese Begriffe gelten als sprachverrohend. Besonders schädlich seien Rechtssicherheit, Rechtsdenken, Rechtsgrundlage, Rechtsempfinden und Rechtskraft. Sie werden ersetzt durch Ruhebasis, Denkweichheit, Startgrund, Gefühlsspur und Kraftlage.
Glaube an die Macht der Sprache
Das Institut betont, dass die neue Sprachreinigung derzeit noch auf Freiwilligkeit beruht. Zugleich wird darauf hingewiesen, dass sich sprachlich resistente Personen auf ein öffentliches Aufklärungsgespräch vorbereiten müssen. Dieses Gespräch dient der bewussten Reflexion über den eigenen Wortgebrauch.
In einer offiziellen Mitteilung erklärt das Institut: Wir glauben an die Macht der Sprache und an ihre heilsame Wirkung auf das Zusammenleben. Wer die Sprache säubert, reinigt auch das Denken. Die Wortwelt ist kein rechtsfreier Raum. Saubere Sprache ist gesunde und inklusive Sprache. Sie darf keinesfalls rechtes Gedankengut unbewusst fördern.
Dazu wurde bereits ein neues Plakat in öffentlichen Gebäuden verteilt. Darauf steht in weißer Schrift auf hellbeigem Grund:
Saubere Sprache – reines Volk.