Und auch das ist im besten Deutschland, das wir je hatten, zwischenzeitlich möglich: In deutschen Krankenhäusern sterben vermutlich Tausende Patienten pro Jahr, weil sie nicht ausreichend ernährt werden.
Man will es kaum glauben. Aber: In deutschen Krankenhäusern leiden offenbar Tausende Patienten an Unterernährung. Die Betroffenen hungern regelrecht, da ihnen essenzielle Kalorien und Eiweiße fehlen. Das Problem wird verschärft, weil viele Kliniken die Mangelernährung ihrer Patienten nicht einmal registrieren. Diese Vernachlässigung endet dann oft tödlich.
„Mangelernährung im Krankenhaus ist kein Randphänomen“, betont Matthias Pirlich, Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM). Die Fachgesellschaft schätzt laut der Welt, dass jährlich etwa 200.000 Patienten in deutschen Kliniken mit Mangelernährung als zusätzlichem Risikofaktor sterben. Davon könnten bis zu 55.000 durch ein modernes Ernährungsmanagement gerettet werden. „Unsere Zahlen sind Hochrechnungen, aber die Größenordnung ist realistisch“, so Pirlich. Studien zeigen, dass bis zu 30 Prozent der Klinikpatienten unzureichend ernährt sind, was ihre Heilungschancen verschlechtert. Typische Anzeichen sind ungewollter Gewichtsverlust oder ein Rückgang der Muskelmasse – es geht also nicht nur um fehlende Vitamine oder Spurenelemente.
Die Patienten klagen über ungenießbares Essen, das kalt, matschig oder geschmacklos serviert wird. Häufig bleibt es unangerührt stehen, weil es weder appetitlich aussieht noch den Nährstoffbedarf deckt. Besonders ältere Menschen oder Patienten mit Schluckbeschwerden sind betroffen, da ihre speziellen Bedürfnisse oft ignoriert werden. Dazu kommt ein strukturelles Problem: Viele Kliniken lagern die Verpflegung an externe Dienstleister aus, die Kosten sparen und minderwertige Mahlzeiten liefern. Gleichzeitig fehlt es an Personal, um den Ernährungszustand der Patienten systematisch zu überwachen.
Bereits 2023 forderte die DGEM vom Bundesgesundheitsministerium – geleitet durch den SPD-Funktionär Karl Lauterbach – ein gesetzlich verankertes Screening auf Mangelernährung in allen Krankenhäusern. Über 20 weitere medizinische Fachgesellschaften unterstützten diesen Appell. Doch trotz der Dringlichkeit fand und findet das Thema in der aktuellen Lauterbach´schen Krankenhausreform kaum Beachtung. Ohne verbindliche Vorgaben bleibt es den Kliniken überlassen, ob und wie sie sich um die Ernährung ihrer Patienten kümmern. Experten warnen: Ohne politisches Handeln wird sich die Situation nicht verbessern. Die Folgen tragen die Schwächsten – jene, die auf Hilfe angewiesen sind, aber stattdessen hungern müssen.
(SB)