Die drohende Wiedereinführung der Wehrpflicht ruft inzwischen auch linke Feministinnen auf den Plan. „Tagesspiegel“-Kolumnistin Charlotte Greipl plädiert nun dafür, dass auch Frauen zum Dienst an der Waffe herangezogen werden. Dabei darf natürlich das obligatorische Gejammer über die angebliche gesellschaftliche Benachteiligung von Frauen durch ungleiche Löhne, „gläserne Decke“ und aufreibende „Care-Arbeit“ nicht fehlen. Die ungerechten Zwangsquoten, die fast überall für Frauen eingeführt wurden, erwähnt Greipl natürlich nicht.
Bei einer auf Männer beschränkten Wehrpflicht macht ihr nun Sorgen, dass diese die perfekte Vorlage sei, „um ein bedauerlicherweise auf dem Vormarsch befindliches reaktionäres Familienbild auszumalen: Hier der starke Mann, der das Vaterland verteidigt, dort die Frau, die den (kriegerischen) Nachwuchs gebärt, versorgt und großzieht“. Für eine Gesellschaft, die richtigerweise nach Gleichstellung strebe, wäre das ein großer Rückschritt, meint sie. Aber selbst wenn Deutschland dem Vorbild Israels und skandinavischer Länder folgen würde, wo Frauen Wehrdient leisten müssen, gibt es natürlich den für Linke ewigen weiblichen Nachteil – nämlich, dass sie Kinder gebären und dadurch über Monate hinweg körperlich eingeschränkt seien, gefolgt von weiteren Monaten des Stillens und der Rückbildung. Damit nicht genug, würden Frauen auch nach der Geburt einen Großteil der Care-Arbeit leisten.
Das übliche linksfeministische Lamento
Insofern wäre es theoretisch fair, Frauen durch eine nur für Männer geltende Wehrpflicht einen gewissen zeitlichen Vorteil zu verschaffen, so Geipel. Dadurch würden sie praktisch aber keine Entlastung bei der Care-Arbeit erfahren, sondern die Rollenverteilung, im Gegenteil, sogar noch „zusätzlich zementiert“.
Die Bundeswehr könne nur wachsen, wenn es in der Breite der Bevölkerung eine Bereitschaft zum Mitmachen gebe. Und das könne nicht gelingen, „wenn ein möglicher Wehrdienst sich nur an die Hälfte der Menschen im Land richtet“, so Geipels Fazit.
Der Beitrag ist eine bizarre Mischung aus dem üblichen linksfeministischen Lamento über die ewige Benachteiligung von Frauen, obwohl diese längst in fast allen Bereichen bevorteilt werden, sondern auch ein Propagandastück für Aufrüstung und Wehrpflicht. Ironischerweise drückt er, ohne sich dessen bewusst zu sein, genau die Mentalität aus, die der eigentliche Grund für die völlige Wehrunfähigkeit dieses Landes ist, und zwar nicht nur in militärischer Hinsicht. Konsequenterweise müsste man auch die angeblich so schwer gebeutelten „Transmenschen“ zum Wehrdienst heranziehen. Außerdem ist die Truppe, die Geipel von der rein männlichen Dominanz befreien will, durch schwangerengerechte Panzer, strikte Klimaschutzvorgaben und Gendersprache ohnehin keine funktionsfähige Armee mehr, ganz zu schweigen von der völlig überalterten Ausrüstung und der alles erstickenden Bürokratie. Bevor man also daran denkt, Frauen zum Wehrdienst heranzuziehen, die schon rein körperlich nicht für alle Aufgaben geeignet sind, gäbe es einen ganzen Katalog wichtigerer Probleme, die die völlig desolate Bundeswehr angehen müsste. (TPL)