Die NATO plant den Bau eines neuen Hauptquartiers in Belgien, das voraussichtlich 910 Millionen Euro kosten wird – einige Medienmeldungen nennen bis zu einer Milliarde Euro. Dass die NATO bereits ein hochmodernes Hauptquartier in Brüssel besitzt, das erst 2017 bezogen wurde, scheint hier nicht weiter zu stören. Mit dem neuen Bau hätte die NATO also zwei Hauptquartiere – doppelt hält besser. Fragen nach der Notwendigkeit und finanziellen Prioritäten des Militärbündnisses spielen anscheinend keine Rolle.
Das bestehende Hauptquartier in Brüssel, ein architektonisch hochmodernes, pompöses Gebäude aus Glas und Stahl, war nach fast zwei Jahrzehnten Planung und Bauzeit für etwa 1,2 Milliarden Euro errichtet worden und als “Symbol für die Einheit und Stärke der NATO” gefeiert worden. Mit modernster Technologie bietet es bereits Platz für 3.800 Mitarbeiter. Dass das Bündnis bereits wenige Jahre nach seiner Fertigstellung einen weiteren Standort für notwendig hält, zeigt, dass die Bürokratisierung und Institutionalisierung auch dieses einst klar zweckgebundenen Bündnisses voranschreitet. Offenbar wirkt sich die räumliche Nähe zur EU-Kommission aus, die eine ähnliche Bauwut und Größenwahn entfaltet und mit der ursprünglichen Idee ihrer Gründung kaum mehr etwas zu tun hat. Jedenfalls bleiben die genauen Gründe für das neue NATO-Headquarter unklar – was Spekulationen über strategische, logistische oder politische Motive anheizt.
Notfalls zahlt Deutschland
Dass der Neubau ausgerechnet in einer Zeit kommt, da viele Mitgliedsstaaten unter wirtschaftlichem Druck stehen und bereits durch die verantwortungslosen und aberwitzigen Militär- und Waffenhilfen für die Ukraine am Anschlag stehen, ist nur scheinbar ein Widerspruch: Gerade dann, wenn das Geld ohnehin skrupellos zum Fenster hinausgefeuert wird, werden nach dem Motto “jetzt erst recht” Millionen und Milliarden lockergemacht. Da das eigentliche Ziel zumindest der europäischen NATO-Partnerländer nur noch in der Niederringung Russlands zu bestehen scheint, ist das Beste grade gut genug.
Und sollte es finanziell doch mal eng werden, dann ist da zur Not ja immer noch Deppen-Deutschland, das sich mit der faktischen Beseitigung der Schuldenbremse zwecks Militärausgaben gerade der letzten Restriktionen entledigt hat und im Zweifel für alles einspringt. Da Beiträge zur Finanzierung der NATO anteilig nach der Wirtschaftskraft der Mitgliedsstaaten berechnet werden und Deutschland ohnehin einen erheblichen Teil der Kosten tragen wird, würde dies nicht einmal auffallen. Allein nur Belgien, Gastgeberland beider Hauptquartiere, zahlte für das erste Gebäude 45,6 Millionen Euro. Die Finanzierung des neuen Projekts könnte ähnlich aufgeteilt werden, wobei die genaue Verteilung noch nicht öffentlich ist. (TPL)