Die Selbstzerstörung des Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) setzt sich auf offener Bühne fort. Gegen den Willen der Parteichefin, wurde die Thüringer Landesvorsitzende Katja Wolf wiedergewählt, obwohl Wagenknecht seit Monaten versucht hatte, dies zu sabotieren, unter anderem, indem einfach über 20 Wagenknecht-treue Mitglieder in den Thüringer Landesverband aufgenommen wurden. Wagenknecht wirft Wolf vor, zu nachgiebig gegenüber der Thüringer Landesregierung zu sein, an der das BSW beteiligt ist. „Ich habe mir einen Landesverband gewünscht, der nicht länger der verlängerte Arm der Regierung ist“, ätzte Wagenknecht bei Maischberger gegen ihre eigenen Genossen. „In einer Partei ist der Meinungskorridor eingeschränkt, weil man ein Profil braucht“, entgegnete sie auf Kritik an ihrer autoritären Führung.
Sie kämpfe darum, dass das BSW bei der Programmatik bleibe, für die die Partei gewählt wurde, räumte aber auch eigene Fehler ein, etwa die strenge Mitgliederaufnahme. Damit habe sie im letztlich viele ehrliche Unterstützer verprellt. Durch die kleine Struktur habe man zudem „auch Klüngelei befördert“. Dieser Fehler müsse nun korrigiert werden. Auf dem Weg zu Bundestagswahl habe man fast jeden zweiten Wähler verloren – vor allem an die AfD. Umfragen würden zeigen, dass gerade die BSW-Wähler mit der Koalition in vielen Punkten nicht einverstanden seien. Sie habe über Tausend Mails bekommen, in denen sich Wähler enttäuscht über die Koalition in Thüringen gezeigt hätten, so Wagenknecht weiter.
In Rekordzeit angedient und ausgedient
Der ehemalige BSW-Co-Vorsitzende Steffen Schütz, der sich im Streit über die neuen Thüringer Vorstandswahlen zurückgezogen hatte, kritisierte die mangelnde Kommunikation zwischen der Bundespartei und Thüringen. Er frage sich, „warum man sehenden Auges in eine Neuauflage einer von Außen gepushten Rivalität geht, die nun wirklich niemand braucht?“ Wagenknecht und Wolf würden miteinander reden und arbeiten, Wolf bestreite weder den Führungsanspruch von Wagenknecht, noch wolle sie Wagenknecht verhindern. Beide würden gemeinsame Werte und Ziele vereinen, wenngleich es unterschiedliche Auffassungen gab und gibt. In einer demokratischen Partei sei das nichts Ungewöhnliches. Wenn aber bestimmte Kandidaten einseitig unterstützt würden und andere nicht, müsse man sich nicht über Nachfragen über ein „Bild der Zerstrittenheit“ wundern.
Solche Verharmlosungen können jedoch nicht über das toxische Klima im BSW hinwegtäuschen, das als Alternative zum Altparteienkartell angetreten war, sich diesem aber für eine Regierungsbeteiligung in Rekordzeit angedient (und damit ausgedient) hat und sich auch an der Dauerhetzte gegen die AfD beteiligt. An Rücktritt denke sie einstweilen nicht, sagte Wagenknecht weiter, sie werde aber „auch nicht mehr ewig weitermachen“ – allerdings so lange, bis man das BSW etabliert habe. Wenn das der Maßstab ist, müsste sie allerdings noch Jahrzehnte weitermachen, denn ihre Partei hat sich bereits so gründlich zerlegt und diskreditiert, dass an eine langfristige Etablierung kaum zu denken ist. (TPL)