Das obige Foto aus Kiew, aufgenommen diese Woche, zeigt vier prominente westliche Politiker: Friedrich Merz, Emmanuel Macron, Keir Starmer und Donald Tusk, wie sie in einem kleinen Raum um ein niedriges Tischchen sitzen. In ihrer Mitte: Wolodymyr Selenskyj. Die Szene erinnert nicht an ein internationales Treffen von Entscheidungsträgern. Sie erinnert an einen „Katzentisch“, an dem früher die Kinder saßen, wenn die Erwachsenen im Wohnzimmer bei Kaffee und Kuchen zusammenkommen. Der Katzentisch stand etwas abseits, war niedriger, kleiner, weniger wichtig.
Und genau diesen Eindruck vermittelt dieses Foto. Die vier Regierungschefs wurden an ein Tischchen gesetzt, so klein, als wäre es für ernsthafte politische Gespräche ungeeignet. Es ist ein Raum ohne Bedeutung, ein Tisch ohne Funktion, eine Geste ohne diplomatischen Stil. Die nächst schlechtere Inszenierung wäre ein Foto in der Kindergeburtstagsabteilung von McDonalds.
Ein Bild voller Hohn
Dieses Bild ist keine zufällige Aufnahme. Es ist eine klassische Fotofalle. Solche Kameras kennt man aus der Naturbeobachtung. Sie werden an Bäumen befestigt, um Tiere bei Nacht zu fotografieren. Auch diese Aufnahme hat eine ähnliche Wirkung. Die vier westlichen Politiker haben sich ohne Not in eine Szene begeben, die sie schwach aussehen lässt. Kein Mensch mit Sinn für politische Wirkung hätte sich freiwillig so arrangieren lassen.
Donald Trump hätte so ein Foto niemals zugelassen. Sein Protokoll hätte sofort eingegriffen. Er hätte darauf bestanden, an einem großen Tisch zu sitzen, mit Abstand, mit Flaggen, mit Symbolen der Autorität. So, wie es einem Staatsbesuch angemessen ist. Macron, Merz, Starmer und Tusk hingegen saßen da, als wären sie zu Besuch bei jemandem, der ihnen keine große Rolle mehr zugesteht. Die Haltung: leicht nach vorn gebeugt, bemüht ernst. Doch genau das verstärkt die Wirkung. Sie wirken nicht wie Verhandler, nicht mal wie Beobachter. Wie zufällig hineingestolpert.
Würdelos in der Form
In Anbetracht des Krieges, der Hunderttausende Tote gefordert hat und Milliarden öffentlicher Gelder verschlingt, wäre ein anderer Rahmen angemessen gewesen. Bürger in Frankreich, Deutschland, Polen oder Großbritannien erwarten, dass ihre Vertreter in einer würdigen diplomatischen Form auftreten. Wer Verantwortung trägt, muss das auch sichtbar machen. Ein Konferenztisch mit klarer Struktur, mit Sitzordnung, mit politischer Symbolik, das wäre das Mindeste gewesen. Doch dieses Bild vermittelt das Gegenteil: Hier sitzt niemand, der über Krieg und Frieden entscheidet. Hier sitzen Männer, die ihre Bedeutung abgegeben haben. Die Fäden, das wird deutlich, werden woanders gezogen.
Das Bild ist eine Inszenierung der Ohnmacht. Es ist eine öffentliche Herabstufung. Und es zeigt: Wer sich in solche Bilder begibt, braucht sich über den schwindenden Respekt der eigenen Bürger nicht zu wundern.