Der Drehtüreffekt zwischen Journalismus und Politik setzt sich auch unter der neuen Regierung unvermindert fort: Nachdem Stefan Kornelius von der „Süddeutschen Zeitung“ zum Regierungssprecher ernannt wurde, hat Innenminister Alexander Dobrindt die ARD-“Journalistin” und fast schon klischeehafte Systemtröte Sarah Frühauf zu seiner Sprecherin berufen. Diese hatte sich im November 2021 einen Namen als Corona-Hardlinerin gemacht, als sie in einem “Tagesthemen”-Kommentar folgendes inzwischen berüchtigte Zitat verkündete: „Na, herzlichen Dank an alle Ungeimpften. Dank euch droht der nächste Winter im Lockdown!“. Alle Impfverweigerer müssten sich den Vorwurf gefallen lassen, an den Corona-Einschränkungen schuld zu sein, die damals verhängt wurden, weil sie nicht „solidarisch“ gehandelt hätten, hetzte Frühauf damals weiter. Außerdem trügen sie Mitverantwortung an den „wohl tausenden Opfern dieser Corona-Welle“ – die es in Wahrheit nie gab.
Frühauf beteiligte sich mit dem ihrem agitatorischen Kommentar besonders aggressiv an der medialen Diffamierung aller, die ihr Recht am eigenen Körper nicht einfach so an den Staat abtreten wollten und der vermeintlich ungefährlichen und segensreichen Corona-Impfung skeptisch bis ablehnend gegenüberstanden – und das mehr als berechtigt, wie längst bekannt ist, wenn die ARD auch bis heute nicht ein Jota von ihrem Corona-Propagandakurs abgewichen ist. Doch auch in anderen Themen ist Frühauf stramm auf linksgrüner Agendalinie. Das könnte sie in ihren neuen Aufgabe allerdings in Glaubwürdigkeitsnöte bringen – sofern sie noch Glaubwürdigkeit besäße: Noch im vergangenen September hatte sie befunden, der verschärfte Migrationskurs, den die Union der Ampel-Regierung nach dem Terroranschlag von Solingen angeboten hatte, sei „riskant“. Nun muss sie exakt diesen Kurs nach außen verkaufen; das macht auch die Tatsache nicht besser, dass es sich dabei ohnehin um die üblichen Augenwischereien und Volksverdummungsmaßnahmen im Zuge eines rein kosmetischen Kurswechsels auch den rückgratlosen Wählerbetrüger Merz handelt.
Schräge Personalie
Man fragt sich allerdings, was Dobrindt ausgerechnet zu dieser schrägen Personalie veranlasst hat, und – auf einer grundsätzlicheren Ebene –, warum deutsche Regierungen überhaupt meinen, ihre Sprecher ständig aus den Reihen des ÖRR bzw. des Mainstream-Journalismus rekrutieren zu müssen. Man könnte dies damit rechtfertigen, dass gerade Journalisten von ARD und ZDF de facto ohnehin überwiegend Regierungssprecher sind, wenn auch nur für Rot-Grün. Egal, ob bei Klima, Corona, Ukraine oder Migration – immer kann man davon ausgehen, dass beim ÖRR im Sinne der Regierung berichtet wird und Kritiker attackiert werden, wie gerade Frühaufs Hass-Kommentar gegen Ungeimpfte besonders eindrucksvoll belegt.
Für die an sich öde, aber exzellent dotierte Tätigkeit eines Regierungssprechers, die letztlich darin besteht, Allgemeinplätze abzusondern und die ohnehin kaum vorhandenen kritischen Fragen in der Bundespressekonferenz nicht zu beantworten, ist der stark beschränkte intellektuelle Zuschnitt des Personals von ARD und ZDF also tatsächlich wie geschaffen. Diesem wird dann auch in aller Regel vertraglich zugesichert, dass es nach seiner Regierungstätigkeit problemlos wieder auf seinen vorherigen Posten zurückkehren kann, obwohl danach noch größere Zweifel an seiner Objektivität bestehen als zuvor. Und wer es doch verzieht, in der Politik zu bleiben, kann sich für eine lukrative Anschlussverwendung empfehlen, wie etwa Ex-ZDF-Mann Steffen Seibert, der nach elf Jahren Tätigkeit als Regierungssprecher aus unerfindlichen Gründen deutscher Botschafter in Israel wurde und sich dort als Kritiker und Lehrmeister der Netanjahu-Regierung aufspielt. Auch in diesem Bereich zeigt sich immer wieder die Verfilzung, die diesen Staat auf allen Ebenen erfasst hat. (TPL)