Deutschlands Fußgängerzonen und Cities verwandeln sich in Geisterzonen; in Metropolen wie Berlin, München oder Frankfurt ebenso wie in Kleinstädten wie Biberach schließen immer mehr Geschäfte. Der Handelsverband Deutschland (HVD) schlägt Alarm: Bis 2029 könnten weitere 46.000 Händler vor dem Aus stehen. Was bleibt, sind leere Schaufenster, „Zu vermieten“-Schilder und eine Infrastruktur, die in sich zusammenbricht – oder der übliche „Strukturwandel“: Dönerläden, Barbershops, Handy- An- und Verkauf, Shisha-Bars, 1-Euro-Ramschläden oder orientalische Gemüsehändler. Das entsprechende Publikum zieht nach.
In beliebten Vierteln wie Prenzlauer Berg in Berlin oder der Maxvorstadt in München ist der Wandel unübersehbar, wie aktuell sogar die “Welt” berichtet. Wo einst familiengeführte Läden, Buchhandlungen oder kleine Cafés das Stadtbild prägten, dominieren heute Leerstände. Selbst Toplagen wie die Münchener Kaufingerstraße, einst ein Magnet für Konsumenten, kämpfen mit sinkender Rentabilität.
Traditionssterben in den Metropolen
Als Grund werden natürlich wieder die bösen Vermieter identifiziert, nicht der Bevölkerungsaustausch und damit einhergehende Niveau- und Kulturverlust sowie vor allem die anhaltende Verarmung: Gewerbemieten, die durch Indexverträge regelmäßig an die Inflation angepasst werden und so in astronomische Höhen schnellen, sollen schuld am Niedergang sein. Fakt ist, dass für viele Händler das “Geschäftsmodell Innenstadt” schlicht nicht mehr tragfähig ist.
Das liegt einerseits an der Konkurrenz des Onlinehandels, andererseits aber auch daran, dass die Fußgängerzonen immer mehr zu Hochsicherheitszonen oder No-Go-Areas werden. Und dort, wo dies noch nicht so ist, fristt die Gentrifizierung ihre eigene Geschäftsbasis – weil die teuren Anbieter in den wenig verbliebenen Luxusmeilen für die masse unerschwinglich sind. So oder so wird der ortsgebundene Einzelhandel verdrängt. Einkaufsstraßen verlieren ihren Charme. Was bleibt, ist bestenfalls die Wandlung zu Büro- und Wohnquartieren und schlimmstenfalls Verfall und Leerstand. Es ist ein Teufelskreis. Die Prognosen des deutschen Handelsverbands sind entsprechend düster. (TPL)