Die vor allem von Deutschland aus in alle Welt ausstrahlenden Bilder von permanenten Messerattacken und Autos, die in Menschenmengen rasen, animiert offenbar auch Geisteskranke ohne Migrationshintergrund zur Nachahmung – und das sogar im Ausland: Gestern Abend steuerte ein 53-jähriger Mann in Liverpool seinen Wagen in die Menge, die die Fußballmeisterschaft des FC Liverpool feierte. 27 Menschen wurden dabei schwer verletzt und in Krankenhäuser eingeliefert, 20 weitere erlitten leichtere Verletzungen. Todesfälle gab es offenbar nicht. Bei dem Fahrer soll es sich um einen britischen Staatsbürger handeln, der aus der Region stammt. Ein terroristischer Hintergrund wird von der Polizei mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen, die Suche nach eventuellen weiteren Beteiligten wurde eingestellt.
Die Hintergründe der Tat liegen noch völlig im Dunkeln. Aufnahmen des Vorfalls legen jedoch den eindeutigen Verdacht nahe, dass es sich nicht um einen Unfall handelte, bei dem der Fahrer die Kontrolle über sein Auto verloren hätte, sondern um ein gezieltes Ansteuern von Menschen, mit dem Ziel, möglichst viele zu töten oder zu verletzten. Wenn auch derzeit offenbar nichts auf einen Terrorakt hinzudeuten scheint, wirkt das Ganze zumindest doch wie eine Amokfahrt.
Die üblichen Satzbausteine
Von Premierminister Keir Starmer kamen die bei solchen traurigen Anlässen -die in immer kürzeren Abständen stattfinden- üblichen Satzbausteine, auf die europäische Politiker sich scheinbar als gemeinsames Phrasenreservoir verständigt haben. „Die Szenen in Liverpool sind entsetzlich. Meine Gedanken sind bei all den Verletzten und Betroffenen. Ich möchte der Polizei und den Rettungskräften für ihre schnelle und andauernde Reaktion auf diesen schockierenden Vorfall danken“, so Starmer. Die Äußerungen deutscher Politiker fallen nahezu wortgleich aus. So schrieb etwa Bundeskanzler Friedrich Merz anlässlich der Messerattacke einer psychisch kranken Frau am Freitag am Hamburger Hauptbahnhof, bei der 18 Menschen verletzt wurden: „Die Nachrichten aus Hamburg sind bestürzend. Meine Gedanken sind bei den Opfern und ihren Angehörigen. Mein Dank geht an alle Einsatzkräfte vor Ort für ihre schnelle Hilfe.“
Die weiteren Ermittlungen bleiben nun abzuwarten. Schon jetzt bestätigt sich jedoch wieder, dass der islamistische Terror der letzten Jahre einen Schrecken nach Europa gebracht hat, den man bis dahin nicht kannte und der bereits so tief im kollektiven Bewusstsein verankert ist, dass auch Nicht-Terroristen auf seine Methodik zurückgreifen. (TPL)