Steht für das Niveau diese Landes und seinen Bezug zu sich selbst: Discounter Lidl (Bild: shutterstock.com/Wirestock Creators)

Nur in Deutschland denkbar: Lidl verspottet die Nationalhymne

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Ein aktueller Werbespot des Discounters Lidl legt wieder einmal beredtes Zeugnis über die Selbstverachtung ab, die in diesem Land gang und gäbe geworden ist. Um seine angeblich beispiellosen Preissenkungen zu feiern, fiel dem Konzern nichts Besseres ein, als die deutsche Nationalhymne zu verballhornen. „Einigkeit im Preis und Kaufkraft“ lautete das idiotische Motto der Kampagne. Statt „Einigkeit und Recht und Freiheit für das deutsche Vaterland“ heißt es in der Lidl-Version: „Einigkeit in Preis und Kaufkraft für das deutsche Portmonee“. „Blüh im Glanze“ wurde durch „lohnt sich Sparen wie noch nie“ ersetzt.

Als prominente Verstärkung holte man sich Popsängerin Sarah Connor, die vor 20 Jahren für einen Eklat gesorgt hatte, als sie bei der Eröffnung der Münchner Allianz Arena die Nationalhymne singen sollte und dabei statt „Blüh im Glanze“ die bizarre Abwandlung „Brüh im Lichte“ geträllert hatte. Im Lidl-Werbespot kauft sie nun demonstrativ ein Glas Brühe. „Eigentlich habe ich mir geschworen, nie wieder die Hymne zu singen“, erklärte Connor. Die Idee, einen anderen Text auf die Melodie der Hymne singen und dabei zufällig noch ein Glas Brühe einkaufen, habe sie sehr lustig gefunden. Diese kreative Bankrotterklärung kommentierte Lidl-Marketingchef Alexander Lafery mit den Worten: „Lidl übernimmt Verantwortung und sorgt mit dauerhaft gesenkten Preisen dafür, Millionen Menschen in Deutschland spürbar zu entlasten“, heißt es dazu vom Discounter. Mit dieser historischen dauerhaften Preissenkung geben wir ein deutliches Signal in den Markt und zeigen unseren Kunden: Wir sind für euch da.“

Respektosigkeit in Reinstform

Dieses groteske Gefasel ist fast noch schlimmer als die Werbung selbst. Diese hat ihr Ziel jedenfalls gründlich verfehlt. Im Internet hagelt es Kritik: „Sorry, aber die NATIONALHYMNE verhunzen ist in meinen Augen absolut respektlos!!!“; Furchtbar, gehe nicht mehr zu Lidl; „Das ist mit Abstand die mieseste Werbung die ich gesehen habe“; „Das gibt mir sehr zu denken. Dass Lidl mit solch einer Kopfnickerin Geschäfte macht“; „Wie kann man eine Hymne voller Stolz so verschandeln, gehts noch?“, lauteten nur einige der zahllosen empörten Kommentare. Ein Nutzer brachte es besonders treffend auf den Punkt: „Absolut pietät- und respektlos. Ich stelle mir gerade Donald Trump vor, wenn seine Hymne für ne Klopapierwerbung genutzt würde.“

Tatsächlich würde die eigene Hymne wohl in keinem anderen Land der Welt auf eine so plumpe und billige Art entstellt. Man käme dort gar nicht auf eine solche Idee. Selbst eine solche Petitesse zeigt also wieder einmal, dass die Verhöhnung des Eigenen in diesem Land längst zum guten Ton gehört und man überhaupt nichts dabei findet. Und diese Einstellung drückt sich auf allen gesellschaftlichen Ebenen aus, die von allgegenwärtiger Würdelosigkeit und Vulgarität geprägt sind. (TPL)

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