Von hohem Unterhaltungswert ist der Clinch zwischen Elon Musk und Donald Trump – doch aufgrund der Machtfülle und angesichts der unberechenbaren Temperamente beider Streithähne könnten die Folgen einer Eskalation globale Schockwellen verursachen, weshalb einem das Lachen über die bizarren stündlichen Steigerungen ab einem gewissen Punkt im Hals stecken bleibt. Auch einen Tag nach dem vor den Augen der ganzen Welt vollzogenen Bruch zwischen US-Präsident Donald Trump und Twitter-Chef Elon Musk ist keinerlei Entspannung zu erkennen – zumindest nicht von seiten Trumps; im Gegenteil. In einem Interview mit dem Sender ABC erklärte der Präsident unmissverständlich, dass er keinerlei Interesse an einem Versöhnungsgespräch mit Musk habe. Auf eine entsprechende Frage entgegnete er: „Sie meinen den Mann, der seinen Verstand verloren hat? Nicht besonders interessiert“, sagte Trump. Zwar wolle Musk reden, doch er, Trump, sei nicht bereit dazu. Zuvor hatte es Berichte gegeben, Mitarbeiter des Weißen Hauses hätten für Freitag ein Telefonat mit Musk angesetzt, um den Streit beizulegen. Trump machte jedoch offenbar einen Rückzieher.
Die öffentlich ausgetragene Fehde hat dazu geführt, dass die Aktie von Musks Tesla-Konzern im US-Handel am Freitag über 14 Prozent verlor. Der Finanzdienst Bloomberg schätzte, dass Musk dadurch an einem einzigen Tag ca. 34 Milliarden Dollar eingebüßt hat. Dieser Absturz ist auf Trumps Drohung zurückzuführen, Tesla Regierungsaufträge und Subventionen zu streichen. Auslöser für das Zerwürfnis von Musk und Trump war ein Streit über das von Trump vorangetriebene Steuer- und Haushaltsgesetz. Musk sieht darin die Gefahr eines explodierenden Haushaltsdefizits, für Trump ist es ein zentrales Vorhaben seiner Amtszeit. Zufällig während des Empfangs von Bundeskanzler Friedrich Merz im Weißen Haus am Donnerstag war der Streit endgültig eskaliert.
Zwei Egomanen mit schwacher Impulskontrolle
Nachdem Trump Musk vorgeworfen hatte, er lehne das Gesetz nur deshalb ab, weil darin die Streichung von Subventionen für Elektro-Autos vorgesehen sei, er seine Enttäuschung über Musk bekundet und diesem vorgeworfen hatte, er sei „verrückt geworden“, als das Weiße Haus das Elektorauto-Mandat abgeschafft habe und der einfachste Weg, Geld zu sparen, sei die Kündigung von Musks Regierungsaufträgen, platzte diesem endgültig der Kragen: In einem regelrechten Trommelfeuer aus Tweets warf er Trump Undankbarkeit vor, weil er ohne ihn die Wahl verloren hätte, behauptete, die Akten über den Sexualstraftäter Jeffrey Epstein würden nur deshalb nicht veröffentlicht, weil auch Trump darin enthalten sei und befürwortete, Trump als Präsident abzusetzen und ihn durch seine Vize JD Vance zu ersetzen. Ins Reich der Fake-News hingegen gehört das Gerücht, Musk habe Trumps X-Account gesperrt; entsprechende Memes und Beleg-Screenshots waren gefälscht, der Account ist weiter aktiv.
Damit war die monatelang und bis vor wenigen Tagen zur Schau gestellte, angeblich so innige Freundschaft zwischen beiden binnen weniger Stunden beendet. An ihre Stelle ist ein erbitterter Streit getreten, der geradezu infantile Ausmaße annimmt. So soll Trump nun etwa planen, seinen Tesla-Wagen zu verkaufen! Auch international haben Trump und Musk sich zum Narren gemacht: Dmitri Nowikow, der stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für internationale Angelegenheiten der russischen Staatsduma, hat Musk bereits höhnisch politisches Asyl in Russland angeboten. Zuvor hatte Dmitri Medwedew, der stellvertretende Vorsitzende des russischen Sicherheitsrats, auf Twitter bereits spöttisch an Trump und Musk appelliert: „Kämpft nicht, Jungs“ und erklärt, man biete sich als Vermittler zwischen beiden an – allerdings nur im Gegenzug für Aktien von Musks Starlink-Unternehmen. Ein solcher Kindergarten ist natürlich das Letzte, was die antiwoke Bewegung in den USA und Europa derzeit gebrauchen kann, wo sie sich gerade massiv auf dem Vormarsch befindet. Man kann nur hoffen, dass dieser alberne und völlig unnötige Konflikt zwischen zwei Egomanen mit schwacher Impulskontrolle nicht zu einem mittelfristigen Wiedererstarken der linken US-Demokraten und ihrer europäischen Verbündeten führt. (TPL)