Testimonial des neuen “Fotzen-Pride": Shirin David (Foto:ScreenshotYoutube)

Jetzt soll das Wort „Fotze“ für feministischen Stolz stehen: Sollen wir bald auch wieder „Neger“ sagen?

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So etwas freut die spätdekadenten, völlig abgedrifteten ideologieverseuchten Schreiberlinge einstiger Nachrichtenmagazine, die zu weltanschaulichen Loseblattsammlungen degeneriert sind: Sogenannte angebliche “junge Feministinnen”, die man treffender als “mediale Schlampen” oder primitive, gar nicht mehr so junge Ausblühungen der degenerierten “Generation Influencer” bezeichnen könnte (der “Spiegel” führt etwa die „Rapperinnen“ Shirin David und Ikkimel als Beispiele an) wollen die bislang als beleidigend und politisch maximal unkorrekte Bezeichnung “Fotze“ zurückvereinnahmten und zu einem stolzen Inbegriff weiblichen Selbstbewusstseins machen.

Abgesehen davon, dass man heute nicht einmal mehr Weiblichkeit definieren kann, im Land der irren Selbstbestimmung gebärender und menstruierender Penisträger und vollbusigen “Männer” mit vaginaler Vollausstattung: Wer in der angeblichen Rückeroberung des derben frauenfeindlichen Schimpfworts „Fotze“ einen feministischen Akt sieht, der setzt die Wokeness der Beliebigkeit, wonach jeder alles sein soll, in der Sprache fort: Ab sofort kann dann quasi jedes Wort alles bedeuten.

“Fotze ist Stärke”

“Fotze” war einst ein neutrales mittelhochdeutsches Wort für „Tasche“, wurde es über Jahrhunderte zur vulgären Beleidigung, vor allem gegen Frauen; in Bayern und Österreich bedeutet es vereinzelt noch “Schnauze”, “Gesicht” oder “Ohrfeige”, doch die sexuelle Abwertungsbedeutung ist die verbreitetste. Nun soll es zur „Reappropriation“ kommen, wie die “Wiederaneignung” fachmännisch genannt wird: So wie sich Schwarze untereinander augenzwinkernd als “Nigger” bezeichnen, sind die “Fotzen” fortan Mitglieder des Clubs moderner, besonders selbstbewusster Frauen. So ist es jedenfalls gedacht.

Die Idee, beleidigende Begriffe umzudeuten, ist nicht neu. Der Fachausdruck dafür lautet “Geusenwort”, benannt nach dem alten Wort für Bettler in den spanischen Niederlanden, als welche die Freischärler gegen die spanische Krone abwertend bezeichnet wurden, weshalb sie sich bald selbst so nannten. In den USA haben “marginalisierte Gruppen” wie die besagte Schwarzen-Community mit “Nigger” oder Schwule mit “Tunten” oder Diverse mit “queer” ebenfalls aus ursprünglichen Beschimpfungen selbstbewusste Begriffe gemacht. Der “Spiegel” findet es ganz dufte, dass “junge Frauen”, die „Fotze“ in sozialen Medien, Kunst oder Alltagssprache positiv nutzten, damit  “Macht über die eigene Identität” ausdrücken.. Sie wollen das Wort aus seinen “misogynen Fesseln” lösen und es als Ausdruck von Stärke, Sexualität oder Selbstbewusstsein umdeuten. Hashtags wie “#FotzeistStärke” oder “Performances”, in denen das Wort provokativ eingesetzt wird, zeigen diesen Anspruch angeblich bereits.

Nebeneffekt: Die Normalisierung von Vulgärsprache

End größerer Schwachsinn ist in Wahrheit natürlich kaum vorstellbar. Im Prinzip führt sich die Wokeness damit selbst ad absurdum. Denn natürlich wird der Begriff im allgemeinen Sprachgebrauch weiterhin Gewalt und Herabwürdigung transportieren – egal wie ironisch oder “empowernd” er gemeint ist. Auch der ”Spiegel” gibt zu bedenken, dass  die Gefahr bestehe, die Umdeutung könne die historische Belastung des Wortes verwischen, ohne die “zugrundeliegenden Machtstrukturen anzutasten”. Das wäre es dann gewesen mit der angeblich bezweckten “Dekonstruktion des  Patriarchats”: Die ironische Nutzung wird die Enttabuisierung fördern – und die Normalisierung von Vulgärsprache. Das selbe würde auch passieren, wenn morgen das Wort “Neger” zum selbstbewussten Inbegriff der schwarzen Community würde. Ist das wirklich gewollt?

Ein weiteres Problem sieht der pseudoprogressive “Spiegel” in der Reichweite: Während “privilegierte”, meist weiße Feministinnen das Wort „Fotze“ wohl eher in elitären urbanen, akademischen Kontexten umdeuten werden, wo die Wohlstandsweiber jeden zeitgeistigen Trend mitmachen, würde das Wort für viele Frauen in anderen sozialen Schichten eine unverändert verletzende Vokabel bleiben. Die ganz und gar unsinnige Debatte zeigt also einmal mehr, dass der linke Kampf um sprachliche Hegemonie inzwischen bizarre Blüten treibt. (TPL)

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