Künstliche Intelligenz (KI) trägt schon heute dazu bei, Diagnosen schneller und sicherer zu stellen. in Radiologie und anderen bildgebenden Verfahren analysieren algorithmische Mustererkennungssoftwares Abweichungen und verdächtige, abklärungsbedürftige Veränderungen schneller und zuverlässiger als selbst erfahrene Ärzte. Doch das sind hochspezialisierte, teure Anwendungen und nichts für die Breite; dort, fernab von Ballungsräumen und Hightech-Kliniken, sind vo allem allgemeinmedizinische Praxen erste Anlaufstelle.
Die dort (noch) vielfach tätigen Hausärzte tragen viel Verantwortung – und greifen auf ihre Erfahrungen zurück. Sie müssen täglich entscheiden, ob Beschwerden harmlos sind oder ernst genommen werden müssen – und das oftmals ohne sofortigen Zugang zu Fachärzten. Besonders in ländlichen Regionen ist das eine Herausforderung. Hier kann KI durchaus ebenfalls Abhilfe schaffen; eine neue Entwicklung ist etwa das KI-gestütztes Computerprogramm MedGemma, das derzeit von internationalen Forschungsteams erprobt wird. Es soll in der Lage sein, medizinische Texte wie Laborbefunde und Arztbriefe auszuwerten und auch Röntgen-, MRT- oder CT-Bilder zu analysieren.
Noch in Entwicklung – aber vielversprechend
Das Programm vergleicht aktuelle Patientendaten mit Millionen dokumentierter Fälle weltweit – und liefert Hinweise, welche Diagnose wahrscheinlich ist und welche Therapien sich bewährt haben. Zweitmeinung aus der digitalen Welt Was bislang nur in großen Kliniken mit vielen Fachabteilungen möglich war, könnte künftig auch in Hausarztpraxen verfügbar sein: eine fundierte Einschätzung auf Basis globaler Erfahrungswerte. Die Entscheidung trifft weiterhin der Arzt oder die Ärztin – doch mit digitaler Unterstützung, die bislang spezialisierten Zentren vorbehalten war.
Derzeit wird MedGemma in Pilotprojekten getestet. Dabei geht es um Genauigkeit, Datenschutz und einfache Anwendung im Praxisalltag. Noch ist das System nicht breit einsetzbar – aber die Richtung ist klar. Wenn die Forschung so weit ist, könnten Ärztinnen und Ärzte per Mausklick auf das Wissen von Fachkollegen weltweit zugreifen – und Patienten schneller Klarheit geben. So könnte aus jeder Allgemeinpraxis bald eine virtuelle Fachklinik auf dem Land werden. Vielleicht wird dieses Szenario bald schon Realität.