Gestern kam es in zahlreichen deutschen Städten zu massiven Protestaktionen von Taxifahrern, die gegen den hochgradig unfairen Wettbewerb – vor allem durch Fahrdienstanbieter wie Uber und Bolt – sowie die immer weiter geschleiften Zulassungsvoraussetzungen demonstrierten. In Berlin, Stuttgart, Köln, Dortmund und Düsseldorf legten Tausende Fahrer ihre Arbeit nieder, um auf ihre prekäre Lage aufmerksam zu machen. Mit Autokorsos und Hupkonzerten forderten sie strengere Regeln für die Konkurrenz und eine einheitliche Preispolitik, da Plattformen wie Uber oft mit Dumpingpreisen operieren, die für traditionelle Taxifahrer existenzbedrohend sind. In Berlin, wo es alleine über 8.500 offizielle Taxen gibt, versammelten sich Hunderte Fahrzeuge im Tiergarten, während in Nordrhein-Westfalen sogar Verkehrsbehinderungen durch die Proteste entstanden.
Die Taxibranche steckt seit Jahren in der Krise. Die Nachfrage sinkt, während Plattformen wie Uber mit flexiblen Preisen und digitaler Vermittlung Kunden anziehen. Ein zentraler Kritikpunkt der protestierenden Taxifahrer ist die ungleiche Regulierung. Während Taxis an behördlich festgelegte Tarife gebunden sind, können Mietwagenanbieter wie Uber ihre Preise frei gestalten. Der Bundesverband Taxi und Mietwagen fordert daher Mindestpreise auch für Plattformanbieter, um „Waffengleichheit“ zu schaffen. In Heidelberg beispielsweise plant die Stadt ab August 2025 Mindestpreise für Mietwagen, was jedoch mit Klagen von Uber gerechnet wird.
Regulierungen und Deregulierungen: Immer genau an der falschen Stelle
Ein weiterer Aspekt, der die traditionelle Taxibranche erzürnt, ist die Abschaffung strenger Zugangsvoraussetzungen. Früher mussten Taxifahrer in aufwendigen Prüfungen umfassende Ortskenntnisse nachweisen – eine Fähigkeit, die heute durch Navigationssysteme wie Google Maps obsolet geworden ist. In vielen Städten sind solche Prüfungen mittlerweile abgeschafft – was einerseits den Berufseinstieg erleichtert, andererseits aber die Qualität der Dienstleistung immer weiter ramponiert. Ebenso ist in einigen Regionen kein Personenbeförderungsschein mehr erforderlich, was die Schwelle für neue Fahrer weiter senkt, aber auch zu berechtigten Sicherheitsbedenken führt. Wie etwa auch bei der Streichung etlicher früherer Fachberufe aus der Handwerksrolle, für die früher eine Gesellen oder Meisterprüfung notwendig war, die heute aber jede hergelaufene Hilfskraft ausführen darf, zeigt sich auch hier die völlig fehlgeleitete deutsche Wirtschaftspolitik: Bürokratie und Regulierung werden dort geschleift, wo sie wirklich einen Nutzen hatten, und dort immer weiter aufgebaut, wo sie Produktivität behindern und Qualität sabotieren.
Ein großes Problem im Taxigewerbe sind zudem die mangelnden Sprachkenntnisse, insbesondere bei den immer zahlreicheren ausländischen Fahrern, die oft über Plattformen wie Uber tätig sind, aber auch in regulären Taxen fahren. Viele Fahrgäste berichten von Kommunikationsproblemen, die die Fahrt erschweren. Während traditionelle Taxifahrer strenge Sprachanforderungen erfüllen mussten, scheinen solche Standards bei Mietwagenfahrern oft nicht durchgesetzt zu werden.
Gespaltene Branche
Dies führt zu Spannungen, da Fahrgäste und traditionelle Fahrer gleichermaßen eine Verschlechterung der Servicequalität beklagen. Allerdings ist die Bereitschaft und Motivation, viele Fahrer, ihre Leistung diesbezüglich zu verbessern, auch deshalb sehr begrenzt, weil viele Fahrunternehmen nicht einmal den Mindestlohn zahlen, sondern eine prozentuale Beteiligung, die oftmals zu viel zum Sterben und zu wenig zum Leben bedeutet. Und wer dagegen aufbegehrt und sich auf geltendes Arbeitsrecht beruft, kann gleich seinen Job an den Nagel hängen.
Uber selbst sieht die Proteste kritisch und plädiert für eine Liberalisierung der Taxipreise durch flexible Vorabpreise, wie sie in Berlin oder Düsseldorf bereits eingeführt wurden. Diese sollen den Fahrern höhere Auslastung und bessere Umsätze ermöglichen. Doch für viele Taxifahrer wäre dies keine Lösung, sondern ein weiterer Angriff auf ihre Existenzgrundlage. Sie fordern stattdessen klare Regeln und Kontrollen, um den Wettbewerb fair zu gestalten. Auch hier zeigt sich: die Politik hat für eine tiefe Spaltung der Branche gesorgt, wie in so vielen anderen auch. All das, was früher problemlos funktioniert hat und klaren Regeln folgte, wurde verschlimmbessert oder vorsätzlich kaputt gemacht. Am Ende gibt es nur Verlierer. Auch das betrifft nicht nur das Taxigewerbe… (TPL)