Wetterbericht: Heiß, heißer, scheinheilig

2. Juli 2025, 35 Grad im Schatten, hundert Kilometer nördlich von Berlin. Früher nannte man das: Hochsommer. Heute heißt es: Extremwetterlage. Die Wetterkarte dazu? Feuerrot, als würde Brandenburg brennen. Die TV-Sendungen überschlagen sich mit der Ankündigung von Todesgefahren. Angst machen ist ihr Geschäft.

Was früher Freibadwetter war, wird heute wie ein Naturereignis im Endstadium behandelt. Dabei reisen Millionen Deutsche freiwillig genau in solche Regionen: Türkei, Spanien, Ägypten – Hauptsache heiß. Dort gelten 38 Grad als „Urlaubsgarantie“, und kein Mensch ruft nach dem Klimarat.

Klima der Angst

Zu Hause aber reichen zwei Tage mit Sonne über 30 Grad, und schon spricht das Fernsehen von „Hitzewarnung“ und „Belastungsgrenze“. Die Medien erzeugen ein Klima der Angst durch Darstellung.

Die Farbsprache der Wetterkarten hat sich geändert: Gelb war gestern, heute ist schon ab 30 Grad alles dunkelrot. Und genau das wirkt. Rot bedeutet: Achtung, Gefahr. Fernsehsender wissen, dass rote Karten im Kopf bleiben. Die ständige Wiederholung erzeugt beim Zuschauer ein Gefühl der Bedrohung, unabhängig davon, ob die Sonne scheint oder nicht.

Früher Freude, heute Apokalypse

Die Folge: Wer früher mit dem Gartenschlauch spielte, denkt heute bei Wärme an CO₂-Ausstoß. Wer früher ein Eis aß, sieht heute den Weltuntergang kommen. Natürlich gibt es Menschen, für die Hitze ein Problem sein kann, Kranke, Alte, Kleinkinder. Doch die große Mehrheit könnte sich auch einfach freuen, dass mal ein paar Tage Sommer ist.

Wenn 35 Grad in Antalya zum Sonnenhut führen, in Erfurt aber zur Schockstarre, dann stimmt etwas nicht. Vielleicht hilft es, den Wetterbericht wieder als Information zu gestalten, nicht als Erziehungsmaßnahme. Und vielleicht reicht auf der Karte auch mal ein Eis am Stiel statt Weltuntergangsrot. Denn Sommer ist kein Notfall. Es ist einfach Sommer.