Pressesprecher des Gesundheitsministeriums droht Journalisten und setzt „Kopfgeld“ aus

Es wird immer totalitärer: In einer internen Rundmail droht Hanno Kautz, Pressesprecher des Bundesgesundheitsministeriums, Journalisten offen mit Vergeltung, weil interne Infos an die Presse gelangten – und setzt darüber hinaus eine Art Kopfgeld aus. Wer den „Übeltäter“ verrät, dem winken exklusive Infos „nicht unter Agenturniveau“. Einschüchterung, Denunziation, Machtmissbrauch – willkommen im besten aller Deutschlands.

Ministeriumssprecher Hanno Kautz drohte in einer Rundmail. Nach einem Hintergrundgespräch wurde ein Foto eines internen Dokuments versendet. Den Teilnehmern teilte er danach in einem E-Mail, aus der die Staatstrompete t-online zitiert, mit:  „Das ist eine Art der Unprofessionalität, die ich nicht mehr dulden werde. Sie schaden sich damit selber.“ „Das heißt in der Konsequenz: weniger Informationen, weniger Zugang, kleinere Hintergrundkreise – keine Unterlagen“. Doch der selbstherrliche Kautz geht noch weiter: „Es wäre mir eine Riesenfreude den oder diejenige zu erwischen, der/die die Unterlagen weiterverbreitet hat.“ Er schätze die Chancen dazu zwar gering ein, doch gehe er davon aus, dass es auffalle, wenn jemand ein Handyfoto mache.

„Deswegen mein Angebot: für Hinweise, die zur Ergreifung des Übeltäters/der Übeltäterin führen, setze ich eine Belohnung in Höhe von Exklusiv-Informationen nicht unter einer Agenturmeldung aus.“ Er verweist darauf, dass diese Mail „unter 3“, also streng vertraulich sei, und schließt mit einem „stinksauer, hak“. Letzteres ist das Kürzel des Pressesprechers.

Kautz wechselte 2018 von der Bild ins Gesundheitsministerium. Nun ruderte der an Größenwahn leidende Beamte in einem weiteren Email zurück und behauptet, dass die Drohung ironisch gemeint gewesen sei. Da könne man ja ganz klar an der Art der Formulierung erkennen, so der zum Totalitarismus neigende Kautz, der dann noch hinterherschiebt:  Obwohl er viel Rückmeldung bekommen hätte auf die Mail vom Vortag, hätten sich angeblich lediglich „wenige“ der Journalisten „am Tonfall der Mail“ gestört, sondern angeblich vielmehr daran, dass die Vertraulichkeit des Hintergrundgesprächs verletzt worden sei.

Der Vorgang ist kein Satirestück und auch kein Ausrutscher, sondern ein Lehrstück in politischer Arroganz. Ein Sprecher, der öffentlich zur Diskreditierung von Journalisten aufruft, ist nicht mehr tragbar. Wer den Geist von Cancel Culture, Rufmord und Gesinnungsprüfung ins Zentrum eines Ministeriums trägt, gehört nicht in ein Regierungsamt – sondern dahin, wo solche Denkmuster hingehören: In die politische Wüste.

(SB)