Boris Johnson (Foto:Imago/photothek)

Für eine Million den frühen Frieden verkauft? Der „feine“ Boris Johnson

2c3ffef311144036a61c0a2746b1ff38

Enthüllungen des britischen „Guardian“ werfen ein neues schockierendes Licht auf die Hintergründe dafür, dass der Ukraine-Krieg nicht längst beendet ist und als Vorwand für immer mehr Aufrüstung und eine allgegenwärtige Kriegsrhetorik dient. Der britische Ex-Premierminister Boris Johnson erhielt im November 2022, kurz nach seinem Rücktritt, eine Million Pfund für sein Unternehmen und damit die größte Spende eines Unternehmers, die in Großbritannien jemals ein Politiker bekommen hat. Das Geld stammte von dem Milliardär Christopher Harborne, der unter anderem an drei Rüstungskonzernen beteiligt ist, darunter auch der Waffenhersteller QinetiQ, der die ukrainische Armee mit Robotern und Drohnen beliefert und dessen größter Anteilseigner Harborne ist. Im September 2023 begleitete er Johnson zum Yalta European Strategic Form (Yes), in Kiew, einem Sicherheitsgipfel mit hochrangigen Vertretern der ukrainischen Regierung, einschließlich Präsident Wolodymyr Selenskyj.

Harborne war dort als „Berater des Büros von Boris Johnson“ registriert. Dies ist der Name des Unternehmens, dass Johnson nach seinem Ausscheiden aus dem Amt gründete, als er noch einige Zeit Abgeordneter war. Im April 2025 kündigte das britische Verteidigungsministerium an, dass QinetiQ das ukrainische Militär bei der Herstellung von Ausrüstung mit 3D-Druckern unterstützen werde. Harborne ist seit Jahren ein großzügiger Spender für konservative Parteien und Anliegen. Mit Johnson unterhält er schon lange gute Beziehungen, die auch über dessen Rücktritt im September 2022 hinaus anhalten. In einem Brief vom 23. Oktober 2023 schrieb Johnson, Harborne sei „sowohl ein Freund als auch ein Unterstützer meines Amtes … Er begleitete mich kürzlich auf einer Reise in die Ukraine, und ich kenne ihn als leidenschaftlichen Gegner des Putin-Regimes“.

Johnson reagiert bissig auf Konfrontation mit brisanten Enthüllungen

Es drängt sich nun der Verdacht auf, dass diese Freundschaft sich für beide auszahlt. Harborne profitiert davon, dass der Ukraine-Krieg kein Ende nimmt. Johnson tat alles dafür, um ein schnelles Kriegsende zu hintertreiben. Bei einem Gipfel in Istanbul hatten sich Russland und die Ukraine im April 2022 bereits auf einen Waffenstillstand und den Verzicht auf einen NATO-Beitritt der Ukraine geeinigt. Kurz darauf erschien Johnson in Kiew „und sagte, dass wir überhaupt nichts unterschreiben und einfach kämpfen sollten“, wie Dawyd Arachamija, der Fraktionsvorsitzende der Selenskyj-Partei Diener des Volkes, im November 2023 in einem TV-Interview berichtete. Für seine Bemühungen um eine Kriegsverlängerung und die lukrativen Verträge, die er seinem Freund Harborne ermöglichte, erhielt Johnson dann möglicherweise eine Million Pfund für seine Dienste. Dieser spuckt nun Gift und Galle: Der „Guardian“ verfolge eine „erbärmliche Nicht-Geschichte“, deren Informationen „scheinen größtenteils aus einer illegalen russischen Hacker-Affäre zu stammen. Sie sollten sich schämen, tobte er.

Das Blatt solle seinen Namen doch „einfach Prawda“ umändern, schlug er vor. „Ihre Geschichten sind Blödsinn, und Sie machen Putins Arbeit“, so Johnson weiter. Harborne ließ über seine Anwälte erklären, die Spende sei getätigt worden, „um Herrn Johnson die aktive Teilnahme an der britischen Mainstream-Politik zu ermöglichen.“ Harborne habe keinerlei Erwartung eines persönlichen Vorteils gehabt.

Absolute Skrupellosigkeit

Dies wird man mit Fug und Recht bezweifeln dürfen. Johnson reist bis heute in die Ukraine und trommelt für eine Fortsetzung des Krieges. Harborne macht nach wie vor gute Geschäfte damit. Die hehren Verteidiger von Demokratie und Freiheit, als deren Bollwerk man ausgerechnet die völlig korrupte Ukraine bezeichnet, haben handfeste finanzielle Interessen daran, dass der Krieg sich immer weiter dahinschleppt. Und das notabene, obwohl eine militärische Lösung ausgeschlossen ist: Der FDP-Kriegstreiberin Marie-Agnes Strack-Zimmermann, die derzeit im Europaparlament sitzt, wirft man zwar keine persönliche Bereicherung am Krieg vor, sie sitzt allerdings im Aufsichtsrat des Rüstungsgiganten Rheinmetall, ist Präsidiumsmitglied in der Lobbyorganisation „Förderkreis Deutsches Heer e.V.“ (FKH) und der „Deutschen Gesellschaft für Wehrtechnik“ (DWT). Beide sind, laut Lobby-Control, „von der Rüstungsindustrie stark beeinflusste Organisationen“. Diese verfüge damit über „sehr enge und privilegierte Zugänge ins Parlament“. Strack-Zimmermann, die so aggressiv wie kaum jemand anders für immer neue Waffenlieferungen in die Ukraine eintritt, muss also mindestens als Lobbyistin der Rüstungsindustrie bezeichnet werden.

Die Enthüllungen um Johnson zeigen nun abermals die Skrupellosigkeit, mit der Politiker sich als Türöffner für Rüstungskonzerne einspannen lassen, die sich am allgemeinen Kriegshype eine goldene Nase verdienen. (TPL)

image_printGerne ausdrucken
[hyvor-talk-comments]

Themen