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Das Internet und Sie: Wie die Deutschen ihre Cybersicherheit selbst in die Hand nehmen

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In den letzten Jahren ist das Bewusstsein der Menschen in Deutschland dafür, wie angreifbar ihr digitales Leben tatsächlich ist, deutlich gestiegen. Mit jeder Online-Anmeldung, jedem Einkauf und jeder Interaktion werden persönliche Daten erfasst, gespeichert und manchmal sogar verkauft oder gestohlen. Aus diesem Grund versuchen immer mehr Menschen zu verstehen, wie sie sich schützen können.

Das Interesse an Cybersicherheit ist nicht nur bei Fachleuten, sondern auch bei alltäglichen Nutzern gewachsen, die nun erkennen, dass ihre persönlichen Gewohnheiten eine wichtige Rolle spielen. Über 83 Prozent der Befragten einer aktuellen Umfrage gaben an, unsicher zu sein, wenn es darum geht, digitale Bedrohungen zu erkennen. Diese Zahlen verdeutlichen, wie ernst das Problem ist.

Die Menschen wünschen sich Tools, die mehr Privatsphäre bieten, insbesondere beim Surfen im Internet. Für viele bedeutet dies die Wahl eines Privacy-Tool für Browser, das Tracking-Scripte blockiert, die Datenerfassung verhindert und ihre Online-Sichtbarkeit insgesamt reduziert.

Warum der Handlungsdruck stetig steigt

Die wachsende Aufmerksamkeit hat einen triftigen Grund: Cyberangriffe in Deutschland erreichten 2024 einen Höchststand. Der geschätzte Schaden belief sich auf fast 179 Milliarden Euro. Dies ist nicht nur ein Problem für Unternehmen. Die Bedrohungen betreffen Städte, Gesundheitssysteme und sogar Kommunalverwaltungen. In einem Fall infizierte Ransomware einen öffentlichen IT-Dienstleister, der 72 Gemeinden betreute und 20.000 Geräte lahmlegte.

Dies war kein Einzelfall. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) meldete Ende Oktober 2023, dass 73 neue Kunden Opfer von Angriffen geworden waren. Allein in einem Jahr wurden über 309.000 neue Malware-Varianten registriert, was einem Anstieg von 26 Prozent entspricht. Diese Zahlen spiegeln einen starken Anstieg des Risikos wider, der sowohl auf technische Schwachstellen als auch auf kriminelle Taktiken zurückzuführen ist.

Hacker zielen nun auf Bereiche ab, in denen sie weniger Widerstand erwarten. Kleine und mittlere Unternehmen waren besonders betroffen, da Ransomware- und Phishing-Angriffe auf ihre schwächeren Sicherheitssysteme abzielten. Es ist daher nicht verwunderlich, dass viele Unternehmen in Deutschland inzwischen mehr in Cybersicherheit investieren. Von den größeren Unternehmen haben 42 Prozent über 1 Million Euro für IT-Sicherheit ausgegeben.

Womit Unternehmen konfrontiert sind

Die Erwartungen an Unternehmen werden immer höher. Neue europäische Vorschriften wie die NIS2-Richtlinie und der Cyber Resilience Act bedeuten, dass Unternehmen Vorfälle melden und technische Standards für ihre Systeme erfüllen müssen. Wer dies nicht tut, muss mit Konsequenzen rechnen. Doch nicht alle Unternehmen sind darauf vorbereitet, diese Anforderungen zu erfüllen. Insbesondere kleinere Unternehmen verfügen über weniger Ressourcen, um Experten einzustellen oder ihre Systeme zu aktualisieren.

Cyberkriminelle sind sich dessen bewusst. Sie haben ihren Fokus auf Bereiche verlagert, in denen die Sicherheitsvorkehrungen schwächer sind. Dazu gehören Softwareanbieter, Versorgungsunternehmen und kleinere Stadtverwaltungen. Ein aktueller Bericht ergab, dass das produzierende Gewerbe im Jahr 2025 der am stärksten betroffene Sektor war und über 18 Prozent der Ransomware-Angriffe ausmachte.

Ein Grund für die gestiegene Aufmerksamkeit der Unternehmen ist die öffentliche Nachfrage. Eine Umfrage ergab, dass 75 Prozent der Entscheidungsträger in Deutschland die Zusammenarbeit mit einem deutschen IT-Sicherheitsanbieter bevorzugen. Dies stellt eine deutliche Veränderung gegenüber dem Vorjahr dar, als dieser Wert noch bei etwa 52 Prozent lag.

Was alltägliche Nutzer dagegen unternehmen

Mit der Strategieänderung der Unternehmen ändern sich auch die Verhaltensweisen der Einzelpersonen. Die Menschen informieren sich immer mehr über Cyberrisiken, nicht, weil sie es wollen, sondern weil sie das Gefühl haben, keine andere Wahl zu haben. Eine Studie aus dem Jahr 2025 zeigt, dass viele mittlerweile glauben, zukünftige Konflikte würden eher online als in traditioneller Form stattfinden. Diese Überzeugung verändert ihr Handeln.

Früher beschränkten sich die meisten Menschen auf grundlegende Maßnahmen wie das Festlegen von Passwörtern oder das Vermeiden verdächtiger Links. Heute nutzen immer mehr Sicherheits-Apps, verschlüsselte Nachrichten und Browser-Tools, die unerwünschtes Tracking blockieren.

Wer früher unbesorgt im Internet surfte, ohne die Website-Berechtigungen zu überprüfen, nutzt jetzt Funktionen, die Cookies blockieren oder den Browserverlauf automatisch löschen. Selbst kleine Schritte wie die Wahl privater Suchmaschinen oder die Verwendung von Zwei-Faktor-Authentifizierungscodes werden zum Standard.

Ein weiteres Beispiel ist das Bewusstsein für Phishing. Nachdem deutlich wurde, dass nur 16,5 Prozent der Menschen eine Phishing-E-Mail sicher erkennen konnten, führten viele Unternehmen Schulungsprogramme ein. Diese Schulungen konzentrieren sich darauf, wie man eine echte von einer gefälschten Nachricht unterscheidet und welche Maßnahmen man ergreifen sollte, wenn etwas verdächtig aussieht.

Das Bewusstsein ist hoch, aber das Vertrauen gering.

Trotz all dieser Aktivitäten fühlen sich viele immer noch unsicher. In einem Bericht gaben über 83 Prozent der Mitarbeiter an, nicht erkennen zu können, ob eine E-Mail echt oder gefälscht ist. Dies zeigt, wie schnell sich die Bedrohungslage im Vergleich zur Anpassungsfähigkeit der Menschen entwickelt hat.

KI-Tools haben die Situation verschärft. Kriminelle nutzen mittlerweile fortschrittliche Software, um gefälschte Nachrichten zu erstellen, die schwerer zu erkennen sind. Das bedeutet, dass selbst erfahrene Nutzer manchmal in die Falle tappen. Dieselben Tools, die zum Schutz der Nutzer dienen, können auch für Angriffe missbraucht werden. Deshalb ist regelmäßiges Training genauso wichtig wie die Software selbst.

Einige Unternehmen reagieren darauf, indem sie Phishing-Simulationen in ihre regelmäßigen Abläufe integrieren. Dabei werden gefälschte E-Mails verschickt, um die Reaktion der Mitarbeiter zu testen. Klicken Sie auf Links oder geben Sie Informationen weiter; erhalten Sie anschließend entsprechende Hinweise. Diese Simulationen erweisen sich als nützlich, um das Bewusstsein zu schärfen und die Reaktionszeit zu verbessern.

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