Ich habe es vor einiger Zeit schonmal geschrieben: Die AfD tritt für das Deutschland ein, in dem die meisten ihrer Gegner noch immer zu leben glauben. Die ignorante Ausblendung von Fehlentwicklungen, die Verleugnung der anhaltenden Beschädigung all dessen, was hierzulande einst gut funktioniert hat und stattdessen die permanente Beschwörung von Schlagworten von “Vielfalt” bis “Toleranz” (während die früher real existierende gesellschaftliche Vielfalt und Toleranz immer weiter vor die Hunde geht) – alles das beweist, dass die Spaltung in diesem Land ein Problem unterschiedlicher Wahrnehmungen und Befunde, aber unbedingt unterschiedlicher Ziele ist. Das, was die einen propagandistisch beschwören und durch ihre Politik in Wahrheit vernichtet haben, versuchen die anderen zu retten.
Das zeigt sich so klar wie selten zuvor in der gegenwärtigen “Stadtbild”-Debatte. Das Desiderat einer idealisierten bunten, weltoffenen Gesellschaft kollidiert auf für jedermann sichtbare unerträgliche Weise mit einer Wirklichkeit, die niemand mehr sehen und benennen darf. Unheilbar scheint die Realitätsallergie hinter hochgestellten Scheuklappen und eine selbst Orwells Visionen in den Schatten stellende Faktenverleugnung durch die Leitmedien, die die Kleider eines für jedermann ersichtlich splitternackten Kaisers in immer prächtigeren Ausschmückungen anpreisen und ein Vexierbild dieses Landes mit den angeblich per saldo positiven Folgen seiner Migrationspolitik zeichnen.
Keine Hallo-Wach-Momente
Wäre Deutschland tatsächlich so, wie es diese Verteidiger der eingebildeten Buntheit innerlich glauben – weil die wenigen Eindrücke, die sie auf dem Weg vom Waldorfkindergarten zum Alnatura-Laden, beim Samstagsspaziergang über den regionalen Bio-Wochenmarkt oder vom Carport bis zum Eingang der Konzerthalle in puncto innerstädtischer Lebenswirklichkeiten sammeln, für Hallo-Wach-Momente oder zur Auslösung weltbilderschütternder Zweifel bei weitem nicht ausreichen – und wäre das einzige, was sich im Stadtbild verändert hat, der Teint der dort mehrheitlich Anzutreffenden, dann bräuchten wir diese Diskussion nicht zu führen. Dann hätte nicht nur die AfD – die im Gegensatz zu den Lügenmärchen von Massendeportationsplänen überhaupt kein Problem mit gut integrierten Migranten und qualifizierter Arbeitszuwanderung hat – am Stadtbild nichts auszusetzen, sondern es gäbe dann vermutlich überhaupt keine AfD.
Das Problem sind nicht zu viele Dunkelhäutige, auch nicht, dass viele Menschen mit arabischem oder türkischem Migrationshintergrund im öffentlichen Raum anzutreffen sind; die (ausnahmsweise einmal zutreffende) Merz-Aussage zum Stadtbild auf diese semantische Ebene zu hieven, offenbart den wahren Rassismus. Und natürlich geht es auch nicht herkunftsneutral um “Männer” als biologische XY-Chromosomenträger. Nein, das Problem ist, dass zu viele Menschen in großen Gruppen unsere öffentlichen Räume befallen, die nicht nur die hiesige deutsche Kultur und Sprache kein Deut leben, sondern sie demonstrativ verachten, indem sie ihre eigenen Parallelgesellschaften offen reklamieren und mit der Attitüde von Siedlern und Okkupanten auftreten. Diese Merkmalsträger zeigen keinerlei Respekt und Anpassungsbereitschaft gegenüber den einheimischen Gewohnheiten – und dies wird in den deutschen Fußgängerzonen und Geschäftsstraßen in besonders konzentrierter Form deutlich: Es wird kaum noch Deutsch gesprochen. Es werden Verhaltensweisen von Begrüßungen, Gebetsritualen bis Formen der Konfliktaustragungen zelebriert, die mit mitteleuropäischen Lebensgewohnheiten nichts zu tun haben. Es kommt zur Gewalt, Provokationen, Einschüchterung, die bei den autochthonen Deutschen zunehmend ein Gefühl von Fremdheit und Heimatverlust im eigenen Land erzeugen.
Germanys Next Triggerword
Doch es sind nicht nur die Menschen. Zum Stadtbild gehören auch ästhetische und bauliche Eindrücke und das Gastronomie- und Einzelhandelsangebot – und dieses wird, entsprechend der Herkunftskulturen der massiv anwachsenden allmählichen Austauschbevölkerung, bis zur Unkenntlichkeit verändert: Einheimische Geschäfte verschwinden vielerorts, an ihre Stelle treten orientalisierte Betriebe in grässlicher Eintönigkeit: Wettbüros, Dönerbuden, Ramschläden, Shisha-Bars, türkische und arabische Supermärkte, Handyläden, Barbershops, die von Design, Fassaden und visueller Präsentation her (ganz abgesehen von der Lärm- und Geruchskulisse) – vielfach eine impertinente Zumutung darstellen. Diese so niveau- wie einfallslose Monotonie ist das Gegenteil von Vielfalt. Das eine bedingt das andere: Die migrantischen Milieus haben die Fußgängerzonen fest im Griff und das macht sich eben im Mix der Läden und Geschäfte bemerkbar. Auch das ist mit Stadtbildveränderung gemeint.
Die selbstbestätigenden Verstärkereffekte innerhalb einer rein biodeutschen, ethnisch weißen und nullkommanull migrantischen Armada von Haltungsrecken jedoch, die gemeinsam auf die Straße gehen, nach rechts und links blicken und dann natürlich nur das Deutschland erkennen, das sich aus ihrem Blickwinkel kaum und schon gar nicht negativ verändert hat, haben zur Folge, dass diese Opfer ihrer eigenen Blasentrance, entsprechend ihrer Fremdkonditionierung, sogleich “Rassismus” wittern. Sie gehen steil, sobald mit Germanys Next Triggerword – erst “Pascha”, dann “Arzttermin”, jetzt “Stadtbild” – die Klischeereflexe anspringen. Prompt beginnen die Neuronen zu feuern – und die die Folge sind verbale Attacken gegen alles und jeden, der das verbalisiert, was sie selbst sehr wohl wahrnehmen, jedoch verdrängen. Ausbaden müssen die verleugnete Realität am Ende aber nicht die spätpolitisierten Omas in ihren entrückten Villenspeckgürteln, linke Wohlstandstöchter wie Luisa Neubauer und unbelehrbare junggrüne Khmer, sondern die Menschen, die nolens-volens im Alltag an vorderster Front die “Veränderung” in diesem Land mit all ihren “Herausforderungen” erleben. Diese Endstufe dekadenter Wohlstandsverwahrlosung, die irgendwo zwischen Versailles 1789 und Wandlitz 1989 anzusiedeln ist, hat fraglos Krankheitswert. (DM)






















