Bedankt sich artig: Herr Radek Sikorski - Screenshot Twitter

Wer hat Nord Stream gesprengt? Und warum interessiert es keinen?

Am 26. September 2022 zerstörten Unterwasserexplosionen drei von vier Stränge der Nord Stream 1 und 2 Pipelines vor der Küste Dänemarks. Seltsamerweise scheint niemand im Westen daran interessiert zu sein, die größte Umweltkatastrophe in Europa und den größten Angriff auf die Energieinfrastruktur in der europäischen Geschichte zu untersuchen.

Es gebe noch keine umfassende Untersuchung der Nord-Stream-Explosionen, bemerkte der russische Präsident Wladimir Putin am 22.12.2022: »Niemand ermittelt. Wir hätten reichlich Gelegenheit gehabt, den Tatort zu untersuchen. Das war alles in der Presse, man muss es nicht wiederholen. Überraschenderweise gibt es immer noch keine umfassende Untersuchung. Niemand interessiert es«, so Putin.

Laut schwedischen Seismologen wurden um 2:03 h am 26.9.2022 zwei Explosionen entlang der Nord Stream-Pipelines registriert. Am 5.11. berichtete Der Spiegel, die deutsche Bundespolizei habe eingeräumt, dass der Nord Stream-Angriff ein Akt »gezielter Sabotage« gewesen sei, der ohne Beteiligung »staatlicher Akteure« vermutlich nicht hätte durchgeführt werden können. Die deutschen Ermittler räumten ein, nicht zu wissen, wer hinter der Sabotage der Pipelines steckt.

Am 18.11.2022 räumte auch die schwedische Staatsanwaltschaft ein, dass es sich bei den Explosionen um einen Sabotageakt gehandelt habe. Bemerkenswerterweise scheint jedoch niemand im Westen im Geringsten an einer Aufklärung interessiert zu sein.

Am 22.12. berichtete die Washington Post, es gebe »keine schlüssigen Beweise, dass Russland hinter dem Nord-Stream-Angriff steckt«: »Nach monatelangen Ermittlungen sagen zahlreiche Beamte vertraulich, dass Russland möglicherweise doch nicht für den Angriff auf die Nord-Stream-Pipelines verantwortlich ist«, so Shane Harris, John Hudson, Missy Ryan und Michael Birnbaum: »‘Es gibt zu diesem Zeitpunkt keine Beweise dafür, dass Russland hinter der Sabotage steckt‘, so ein europäischer Beamter. Er teilte damit die Einschätzung von 23 diplomatischen und geheimdienstlichen Beamten in neun befragten Ländern.«

Am 10. Juni 2022 führte die US-Marine vor der Insel Bornholm in Dänemark das Manöver BaltOps ‘22 durch, bei denen Unterwasserdrohnen und Sprengstoff getestet wurden, wie Sea Power Magazine berichtete. Bornholm liegt unweit der Stelle, an der die Gaspipeline Nord Stream gesprengt wurde.

Bornholm BALTOPS
Sprengtaucher Lt. Chris Bianchi bei BALTOPS 22; Foto: U.S. NAVY / Daniel James Lanari

An der Übung waren laut NATO 14 NATO-Verbündete und zwei Partnernationen (Schweden und Finnland sind noch keine NATO-Mitglieder), 45 Schiffe, mehr als 75 Flugzeuge und 7.000 Soldaten beteiligt: »Während der Übung wurden auch neue unbemannte Unterwasserfahrzeuge vor der Küste der Insel Bornholm getestet.«

In der Nacht der Explosion am 25.-26. September flog laut Reuters ein Aufklärungsflugzeug der US-Navy in die Nähe des Ortes der Nord Stream 2-Explosion: »Flugdaten zeigten, dass sich um 00:03 GMT (02:03 MESZ), als schwedische Seismologen etwas registrierten, das sie später als Unterwasserexplosion südöstlich der Insel Bornholm in der Ostsee beschrieben.«

Das Flugzeug kam bis auf 24 Kilometer an die Unglücksstelle heran, kreiste einmal und flog in Richtung der russischen Ostsee-Exklave Kaliningrad davon. Reuters sagte, es gebe zwischen 03:39 und 06:20 Uhr GMT keine Informationen über den Aufenthaltsort des Flugzeugs. Gegen 07:00 Uhr tauchte es plötzlich etwa 4 km nördlich der Unfallstelle wieder auf.

Am 6.11.2015 wurde während der jährlichen Inspektion der Gaspipeline Nord Stream 1 ein von der NATO eingesetzter Unterwasserminenzerstörer Sea Fox in der Nähe der Pipeline entdeckt, wie das Pipeline Technology Journal berichtete.

Laut SVT Nyheter gaben die schwedischen Streitkräfte erst am 18.11.2015 an, das unbemannte Unterwasserfahrzeug gehöre ihnen: »Das unbemannte Sea Fox-Fahrzeug, das zur Minenräumung eingesetzt wurde, ging während einer Übung im Frühjahr 2014 verloren … Die Übung fand weit entfernt von dem Ort statt, an dem es gefunden wurde, aber wo, ist geheim. Das unbemannte Unterwasserfahrzeug trug eine kleine Sprengladung, stellte aber keine Gefahr für die Gaspipeline oder die Schifffahrt dar.«

Bei einem Auftritt am 28.9.2.022 bei Steve Bannons War Room bezeichnete der investigative Reporter Darren Beattiedie Nord Stream-Sabotage als »einen der bedeutendsten Angriffe auf die europäische Infrastruktur seit mehreren Jahrzehnten«, der wahrscheinlich von einem der westlichen Verbündeten und nicht von Russland begangen worden sei. »Die Europäer verstehen alle stillschweigend, dass es wahrscheinlich die NATO selbst war. Deshalb halten sie jetzt schön den Mund wie brave kleine Vasallenstaaten«, so Beattie.

»Früher war es eine Art unausgesprochenes, stillschweigendes Verständnis, dass es keine wirklich souveränen Länder in Europa gibt. Jetzt ist es völlig offenkundig: Europa ist ein Vasallenstaat. Europa ist ein Sklavenstaat der USA. Putin versuchte in seiner Rede im Grunde, Europa dafür zu beschämen. Das einzige Problem ist, dass die Deutschen keine Scham kennen. Sie haben keinen Stolz, sie glauben im Grunde gar nicht, dass sie es verdient haben, eine souveräne Nation zu sein. Deshalb werden sie jetzt ihren Schwanz zwischen die Beine klemmen und so tun, als sei nichts passiert«, so Beattie.

Am 29.12.2022 sagte die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Marija Sacharowa, Russland werde nicht zulassen, dass der Westen »die Angriffe auf die Nord-Stream-Pipelines unter den Teppich kehrt«, berichtet TASS.

»Es ist auch klar, warum interessierte westliche Länder weiterhin alle Aufrufe ignorieren, eine transparente, objektive, professionelle und entpolitisierte Untersuchung durchzuführen, um die Schuldigen zu ermitteln und zu bestrafen. Russland wird solche Manöver, alles unter den Teppich zu kehren, nicht hinnehmen«, so Sacharowa.

Laut Sacharowa war der Nord-Stream-Angriff nicht nur »ein beispielloser Angriff auf eine internationale Energieinfrastrukturanlage«, sondern auch »ein sehr gefährlicher Präzedenzfall, der eine harte Reaktion der gesamten Weltgemeinschaft erfordert, um die wahren Motive hinter diesem schweren Verbrechen zu beleuchten«, sagte sie.

Joe Biden sagte am 7.2.2022 gemeinsam mit Bundeskanzler Olaf Scholz im Weißen Haus, dass es »kein Nord Stream 2 mehr geben wird«, wenn Russland in die Ukraine einmarschiere. Nach einer Erklärung gefragt, sagte Biden: »Ich verspreche Ihnen – wir werden dazu in der Lage sein.«

Am 27.9.2022, einen Tag nach den Explosionen, postete der polnische Europaabgeordnete Radek Sikorski »Danke, USA« mit einem Foto der Nord-Stream-Luftblase (Foto oben). Später löschte er den Tweet. Sikorski ist mit der Atlantic-Redakteurin Anne Applebaum verheiratet, die auch Mitglied des Council on Foreign Relations und des European Council on Foreign Relations (ECFR) ist, die beide als Hardliner im Ukraine-Krieg gelten.

Die Kampagne gegen Ex-Verteidigungsministerin Christine Lambrecht wegen eines missglückten Silvestervideos ging zuerst von Ulrike Franke vom ECFR aus, um die Bundesregierung in der Panzer-Frage unter Druck zu setzen.

Am 27.1.2022 sagte die Unterstaatssekretärin für politische Angelegenheiten des US-Außenministeriums, Victoria Nuland, »wenn Russland in die Ukraine einmarschiert, wird Nord Stream 2 nicht passieren«.

Am 19.11.2019 traten Anne Applebaum und Victoria Nuland gemeinsam beim National Endowment for Democracyauf, um über »Demokratie in Mitteleuropa nach 30 Jahren« zu diskutieren.

Am 26.9.2022 schrieb die ehemalige UK-Premierministerin Liz Truss laut dem Hacker Kim »Dotcom« Schmitzangeblich eine Textnachricht an den US-Außenminister Antony Blinken: »Es ist erledigt.«

Auf einer Pressekonferenz am 30.9.2022 nannte Blinken den Angriff auf Nord Stream »eine enorme Chance, die Abhängigkeit von russischer Energie ein für alle Mal zu beseitigen und damit Wladimir Putin die Instrumentalisierung der Energie als Waffe zu nehmen, um seine imperialistischen Pläne voranzutreiben.«

Ramesh Thakur schrieb am 30.10.2022 im Australian Spectator:

»Würden die USA wirklich einen Teil der gemeinsamen deutsch-russischen Infrastruktur angreifen, der für Europa von entscheidender Bedeutung ist, um einen erwarteten harten Winter zu bewältigen, in dem die Menschen Angst haben, zwischen Heizen und Essen wählen zu müssen? Es ist wahrscheinlicher, dass die USA den Angriff genehmigt und ohne direkte Beteiligung mit Unterstützung und Planung geholfen haben.

Polen hat sowohl kommerzielle als auch historische Gründe (die russisch-deutsche Zusammenarbeit muss für Polen ein besonderer Dorn im Auge sein). Die Nord-Stream-Pipelines würden die lukrativen Transitgebühren für Gastransporte von Norwegen nach Europa durch Polen verringern … Doch die Vorstellung, dass Polen einen schwerwiegenden Bruch der Beziehungen zu Deutschland riskieren würde, scheint weit hergeholt.

Die Ukraine hätte durch die Sabotage am wenigsten zu verlieren und am meisten zu gewinnen. Es wäre eine Antwort auf die russischen Angriffe auf die ukrainische Infrastruktur. Als Opfer der russischen Aggression, die sich bereits im Krieg befindet und entschlossen ist, verlorenes Territorium auf dem Schlachtfeld zurückzuerobern oder durch wirtschaftlichen Druck zurückzugewinnen, ist die Ukraine am wenigsten über eine Eskalation besorgt, die die Nato und die USA direkt verwickeln würde … Da die Tat eine enge Partnerschaft mit den US-Geheimdiensten und dem US-Militär in Ausbildung, Versorgung, logistischer Unterstützung und entscheidenden Informationen erfordert, würde dadurch auch die Glaubwürdigkeit der Ukraine als potenzieller Nato-Verbündeter stärken.«

Am 29.10.2022 behauptete das russische Verteidigungsministerium, die britische Royal Navy sei »an der Planung, Unterstützung und Durchführung« des »Terroranschlags« zur Sprengung der Gaspipelines am 26. September beteiligt gewesen. Laut dem russischen Verteidigungsministerium waren »britische Spezialeinheiten« daran beteiligt, die auch im Oktober an ukrainischen Drohnenangriffen auf Schiffe der russischen Schwarzmeerflotte beteiligt gewesen seien.

»Nach vorliegenden Informationen waren Vertreter dieser Einheit der britischen Marine an der Planung, Bereitstellung und Durchführung eines Terroranschlags in der Ostsee am 26. September dieses Jahres beteiligt – der Sprengung der Gaspipelines Nord Stream 1 und Nord Stream 2«, so das russische Verteidigungsministerium. Das britische Verteidigungsministerium nannte die russischen Angaben »Falschbehauptungen epischen Ausmaßes«.

Im August 2022 waren die Royal Navy und die US Navy an der Ausbildung »Dutzender ukrainischer Marinesoldaten« im Einsatz unbemannter Unterwasserfahrzeuge beteiligt, und lieferten der Ukraine sechs Unterwasserdrohnen. »Die Diving & Threat Exploitation Group führt zusammen mit der Sechsten Flotte der US Navy Schulungskurse von drei Wochen Länge durch«, so die Royal Navy. Vier Wochen später wurde Nordstream gesprengt.

 

Zuerst veröffentlicht auf Freie Welt.

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