Indoktrinationsraum Schule (Bild: shutterstock.com/Ground Picture)

Freie Schulwahl statt verordnete Schultypen

Ganztagsschulen oder „Schulen für alle“ ist eine Absage zu erteilen, wenn sie von der Politik als alternativloses Bildungsmodell flächendeckend gefördert werden. Gleichheit ist ein inspirierendes Wort, Gleichmacherei ist eine totalitäre und würdelose Praxis von gefährlichen Weltverbesserern.

Von Hans-Peter Hörner

Die unterschiedlichen Schultypen und Systeme haben alle ihre Vor- und ihre Nachteile. Im Grunde genommen verspricht das ideologiefreie, möglichst weit gespannte Angebot diverser Schulen nicht nur größte Eltern-, sondern auch Schüler- und Lehrerzufriedenheit. Aus politisch-ideologischen Gründen einen besonderen Schultypus zu fördern, ist dagegen schlecht. Die Begründung liegt in der Beschneidung der Freiheit: Eltern werden im Zweifelsfall bei eingeschränktem Angebot gezwungen, ihre Kinder dorthin zur schulischen Ausbildung zu schicken, wo sie geringere Chancen oder Qualitätsverluste in der Lehre vermuten. Aus diesem Grund ist die Diskussion zum Thema „Ganztagsschulen“ erst dann wirklich zu führen, wenn die Bildungspolitik „ganztägige Schulen für alle“ entscheidend etabliert und fördert. Besonders wenn andere Schultypen, wie diejenigen des bewährten dreigliedrigen Schulsystems ins Hintertreffen geraten. Nun ist es kein Geheimnis, dass Politiker von SPD und Grünen seit Jahren eine radikale Reform des Schulsystems durchsetzen wollen. Die „Schule für alle“ beispielsweise verhindere ein zu frühes Ein- oder Aussortieren der Kinder, wobei man sich auch auf die Erfahrungen aus der DDR-Zeit berief. Das hat offenbar auch Angela Merkel inspiriert, auch sie forderte einen Ausbau der Ganztagsschule. 2014 wurde in Baden-Württemberg das Ganztagsschulgesetz verabschiedet. Auf dessen Basis soll der Ganztagsbetrieb vor allem bei den 2.400 Grundschulen des Landes flächendecken durchgesetzt werden.

Sozialistische Gleichmacherei

Hinter der Behauptung Chancengleichheit für die Schüler und mittels Betreuung für überlastete, weil berufstätige Eltern Entlastung zu schaffen, steckt jedoch die sozialistische Gleichschaltungsidee. Denn dass das Elternhaus bei der langen täglichen Abwesenheit der Kinder nur noch wenig Einfluss auf deren Erziehung nehmen kann, wird als großer Nachteil bei der Ganztagsschule wird empfunden. Hier sind fremde, der speziellen Familienkultur enthobene Lehrinhalte möglich, in der DDR begann die staatsbürgerliche Erziehung fern der wirklich Erziehungsberechtigten.  Manche sehen sogar die soziale Bindung zu den Eltern und innerhalb der Familie durch die Ganztagsschulen gefährdet. Psychische und körperliche Überforderung der Kinder ist ebenfalls ein beobachtetes Phänomen.

Linke Ideologen sorgen für den Niedergang

Anstatt also Wahlfreiheit durch ein entsprechendes Angebot zu garantieren und individuelle Förderung durch das dreigliedrige Schulsystem zu ermöglichen, sollen sämtliche Leistungspotentiale der Schüler über einen Kamm geschoren und gleichdosiert gefüttert werden – der Langsamste wird in der Regel das Tempo bestimmen, wenn nicht individuell an seine Förderung gedacht werden kann. Das führt – wie Studien der Gegenwart jüngst zeigten – zu extremen Qualitätsverlusten, einer Inflation von Bestnoten und einer nach unten abfallenden Mittelmäßigkeit. Weder Eltern, Kindern noch dem Land und seiner Zukunft ist damit Gutes getan. Doch die rot-grünen Ideologen schwafeln weiter unverdrossen von der Bildungsgerechtigkeit, die sich erst im Klima sozialer Gleichheit herstellen lasse. Dabei muss es den Eltern überlassen sein, ob sie ihr Kind in die staatliche Ganztagsbetreuung geben oder in seinem Heim ideologiefrei fördern wollen; einer adäquaten Familienpolitik muss hier Vorrang vor der Schulpolitik eingeräumt werden. Hinzu kommen Leistungshemmer wie glatt gebügelte, hindernisbefreite Prüfungsordnungen, die individuelle Abweichungen von Leistungsanforderungen bei vermindertem Teilleistungsvermögen möglich machen. Das ist ein Eingeständnis einer falsch verstandenen Inklusion, denn nicht mehr die Begabung wird gefördert, die Ideologie steht zu Lasten des Kindes im Vordergrund.

Auch in der DDR im damals real existierenden Sozialismus hat es trotz der Ganztagsgesamtschulen herausragende Köpfe gegeben und Akademiker, die ihr Fach beherrschten. Das lag dann aber auch an den Qualitätsstandards der Universitäten, die regulierend wirkten. Wir haben nach Jahrzehnten einer weitgehend verquasten Bildungspolitik, in der Sonntagsreden vor dem Tun Konjunktur haben, in jedem Fall einen deutlichen Qualitätsabfall zu registrieren. Es jammern nicht nur die Unis, es jammern auch die Handwerksbetriebe.

Es wird nicht besser werden

Die linke „Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft“ (GEW) konstatiert auf der Basis einer Studie des „Institut der deutschen Wirtschaft“ (IW), dass bundesweit „mehr als 500.000 Ganztagsbetreuungsplätze an Grundschulen [fehlen]. Bis 2029/30 müssen voraussichtlich 700.000 Plätze neu geschaffen werden.“ Grund dafür sind wohl ganz offensichtlich die durch die Massenmigration steigenden Schülerzahlen und die selbst von der GEW angemahnte Unfähigkeit der Politik, das Problem endlich anzupacken. Die IW-Studie ermittelte in 2022 einen Betreuungsbedarf bei 73 Prozent der Eltern eines Kindes im Grundschulalter. Das waren circa 2,2 Millionen Kinder, denen nur rund 1,7 Millionen Ganztagsplätze gegenüber standen. Dumm gelaufen. Und es kommt noch schlimmer: Der aktuelle Bedarf verlangt 700.000 zusätzliche Plätze – eine Steigerung von 42 Prozent. Wollte man bundesweit eine Betreuungsquote von 75 Prozent erreichen, bräuchte es sogar 847.000 neue Plätze. Der Linken liebstes Bildungskind, nämlich die leistungsferne, Kompetenz vermittelnde und demokratische, weil anti-rechte „Haltung“ befördernde Schule für alle und alles scheint nun jedoch auch am lieben Geld zu scheitern. Auf jeden Fall können sich die Gesinnungsgenossen des Kanzlers von der GEW noch so sehr in Alarmismus üben, laut Medienberichten will die Ampel-Koalition, die Unterstützung für die Ukraine von vier auf acht Milliarden Euro aufstocken. Die flächendeckende Ganztagsschulenbeglückung muss wohl vorerst warten.

Hans-Peter Hörner (AfD), Jahrgang 1951, studierte Volks- und Betriebswirtschaftslehre sowie Biologie in Tübingen. Er schloss beide Staatsexamina ab und war von 1976 bis 2019 als Berufsschullehrer tätig. Seit 2021 ist der ehemalige Oberstudienrat Mitglied des Landtags von Baden-Württemberg. Sein Arbeitsschwerpunkt liegt auf bildungspolitischen Fragen. Hans-Peter Hörner (hans-peter-hoerner.de)

Quellen:

Schulhort nach DDR-System oder Ganztagsschule?

50 Jahre Ganztagsschule – Es scheitert an Schulküchen, Essensräumen – und Geld (deutschlandfunk.de)

Studie: Konkurrenz zur DDR verhinderte die Ganztagsschule in der BRD | News4teachers

Ganztagsbetreuung an Grundschulen: Bundesweit fehlen über 500.000 Plätze – Institut der deutschen Wirtschaft (IW) (iwkoeln.de)

Forschung: Die Kritik an DIW-Präsident Fratzscher wächst (handelsblatt.com)

Studie: Über 500.000 Ganztagsplätze fehlen an Grundschulen – die Politik ist auf den kommenden Rechtsanspruch nicht vorbereitet | News4teachers

2400 Grundschulen betroffen: Ganztagsschule wird in Baden-Württemberg zur Regel – Baden-Württemberg (stuttgarter-nachrichten.de)

Ganztagsschulenblog | Ganztagsschule: Offene Ganztagsschulen, Gebundene Ganztagsschulen, Pro und Contra, Projekte, Kooperationen, Nachmittagsangebote, Konzeptionen, neue Lernkulturen,… (wordpress.com)

Überlastete Kinder: Mogelpackung Ganztagsschule – Campus – FAZ

Finanzpolitische Offensive für die Kommunen gefordert (gew.de)

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