Erst vegetarisch, dann vergan, jetzt auch noch keusch

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Bauer Jan Wüst aus dem Westerwald hat etwas, das selbst gestandene Metzger zum Staunen bringt: einen Stall voller „keuscher Bio-Schweine“. Bei Jan geht’s strikt zu, wenn es um die Geschlechtertrennung geht – männliche und weibliche Schweine kommen sich auf seinem Hof niemals zu nahe. Bereits vor der Geschlechtsreife wird strikt getrennt. Der rosa Schweinestall für die Damen steht 1200 Meter entfernt von dem blauen Burschenstall. Jan erklärt mit todernster Miene: „Damit sie nicht auf dumme Gedanken kommen.“ Und selbst bei der Schlachtung bleibt alles ordentlich getrennt. Die Jungs sind am ersten Montag des Monats dran, die Mädels erst am dritten Dienstag.

Gastbeitrag von Meinrad Müller

Keuschheits-Siegel und Prominente im Schweinestall

Doch was soll das Ganze? Ganz einfach: keusches Fleisch, keusches Image! „Kein Ferkelchen soll mit Herzschmerz auf dem Teller landen“, erklärt Jan. Deshalb bekommen Paten, die eines seiner Schweine unterstützen, ein „Keuschheits-Zertifikat“ mit blauem oder rosa Rahmen – je nach Geschlecht. Und weil das noch nicht genug ist, gibt es auch eigene Besuchstage: Montag für Rosa, Dienstag für Blau. Diese Hingabe bleibt nicht unbeachtet: Ein bekannter TV-Koch und sogar Feinkostläden in Tokio wollen Jans Spezialfleisch ins Sortiment aufnehmen.

Hormon-Check

Für die besonders besorgte Kundschaft gibt es auf dem Hof Baldrianzusätze. Die sorgen dafür, dass die Tiere nicht aus der Reihe tanzen. „Alles für die innere Ruhe“, zwinkert Jan. Die eigens eingerichtete Verkostung im Hofladen ist ein Highlight für Kunden. Hier wird in separaten Bereichen männliche und weibliche Wurst probiert – natürlich blind, damit’s spannend bleibt!

Und jetzt weltweit!

Der Plan ist klar: Reinheit made in Westerwald soll weltweit begeistern. Erste Anfragen aus Asien sind schon da. Bald könnten „Keusche Würste“ mit Geschlechtertrennung auf den Menüs der Spitzenrestaurants von Tokio stehen. „Für die Japaner ist das ein riesiges Ding“, sagt Jan und lacht verschmitzt.

Mit keuschem Bio-Fleisch hat es Jan geschafft, ein skurriles Konzept so konsequent umzusetzen, dass es fast schon wieder Sinn macht. Die Vermarktung von Lebensmitteln kennt keine Grenzen.

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