Foto: Werbung für die AHA-Regeln (über dts Nachrichtenagentur)

Intensivmediziner: Höchstens Lockdown light und auch erst im April

Berlin – Es gibt ja noch einige Leichtgläubige, die denken, das Endes des ewigen Lockdowns ist nah. Aber von wegen:

In der Debatte um Öffnungsschritte im Lockdown trotz steigender Infektionszahlen haben führende Intensivmediziner vor eiligen Maßnahmen gewarnt. „Bund und Länder müssen jetzt aufpassen, das Spiel in der Verlängerung nicht zu verlieren“, sagte Christian Karagiannidis, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensiv- und Notfallmedizin, der „Rheinischen Post“ (Dienstag). „Ich warne davor, noch im März starke Lockerungen des Lockdowns vorzunehmen. Unsere Berechnungen zeigen, dass die Impfungen noch nicht schnell genug sind, um eine dritte Welle zu verhindern, wenn es vor April eine Rückkehr zum Lockdown light wie im November gibt“, sagte Karagiannidis, der auch wissenschaftlicher Leiter des Intensivregisters der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) ist. Er forderte bei den Impfungen mehr Tempo durch eine Einbindung der niedergelassenen Ärzte. „Es ist jetzt zwingend nötig, die Hausarztpraxen schnell fit zu machen, damit sie möglichst ab sofort alle Impfstoffe verimpfen können.“ (Und natürlich mitverdienen können).

Das würde wie bei der Grippe die Impfung beschleunigen, sofern genug Wirkstoff vorhanden sei, sagte Karagiannidis. „Außerdem halte ich es für einen großen Fehler in der Teststrategie, dass Kontaktpersonen von Corona-Positiven bislang nicht systematisch getestet wurden. Sie mussten zwar in Quarantäne, kannten aber oft ihren eigenen Infektionsstatus nicht.“

Wie abgehoben diese Gestalten, die mit der Realität längst abgeschlossen haben, denken, zeigt diese Meldung:

Der Wirtschaftswissenschaftler Sebastian Dullien hat vor übereilten Lockdown-Lockerungen für den Handel oder die Gastronomie gewarnt. Die aktuellen Ifo-Zahlen zeigten an, „dass eine vorschnelle Lockerung insofern nicht notwendig ist, als dass durch die aktuellen Kontaktbeschränkungen keine neue Rezession droht“, sagte der Direktor des gewerkschaftsnahen Wirtschaftsforschungsinstituts IMK dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (Dienstagausgaben). Der Geschäftsklimaindex des Münchner Ifo-Instituts stieg im Februar um 2,1 Punkte auf 92,4 Zähler.

Einen deutlichen Sprung machten vor allem die Geschäftserwartungen für die nächsten sechs Monate im verarbeitenden Gewerbe. Hier wurde der höchste Wert seit November 2018 erreicht. Das Geschäftsklima zog aber auch in allen anderen betrachteten Wirtschaftssektoren an.

Selbst im Handel, der massiv unter Zwangsschließungen leidet, besserte es sich die Lage. Dullien betonte: „Wichtig ist, nur so schnell zu lockern, wie man das Infektionsgeschehen kontrollieren kann. Das ist am Ende auch für die Wirtschaft die beste Lösung.“

Und darum geht es in Wirklichkeit: Der Steuerzahler soll es wieder einmal richten:

Gleichzeitig müsse man in der Zwischenzeit über großzügige Hilfen besonders betroffene Branchen und Betriebe durch die Krise retten. Indes sieht Dullien trotz einer drohenden dritten Infektionswelle Chancen für eine baldige Erholung der Wirtschaft: „Mit ausreichenden Kontaktbeschränkungen und einer Beschleunigung der Impfkampagne lässt sich eine dritte Welle noch verhindern. Wenn sich die Infektionstrends nicht verschlechtern, ist mit fortschreitenden Impfungen im Jahresverlauf mit einem Abklingen der Pandemie und Öffnungen bei Gastronomie und Freizeitwirtschaft zu rechnen. Zusammen mit der sich derzeit abzeichnenden Industrieerholung ist deshalb das Bild einer kräftigen Erholung in der zweiten Jahreshälfte noch intakt.“ Nach Einschätzung des IMK-Direktors profitiert die deutsche Industrie derzeit davon, „dass die Weltwirtschaft anspringt und nun massiv Investitionen nachgeholt werden“. Hinzu komme, dass mit dem Fortschritt der Impfkampagnen ein Ende der Pandemie absehbar scheine. „Das verbessert die Stimmung bei den Unternehmen global, die in Folge noch einmal zusätzliche Investitionen auf den Weg bringen“, sagte Dullien dem RND. Außerdem wirkten nun die Konjunkturpakete, die viele Länder im vergangenen Jahr verabschiedet haben.

Der Mittelstand, die Einzelhändler, die Gastronomen, Selbstständigen und Freiberufler fehlen garantiert in dieser Rechnung. Die spielen im Great Reset aber auch keine Rolle mehr

Und es werden ab sofort Wetten angenommen: Wann ist der Lockdown beendet? Dieses Jahr, nächstes Jahr oder überhaupt nie? (Mit Material von dts)

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