Merkels im grünen Anzug - Foto: Imago

Sogar „Bild“ orakelt: Will Merkel eine grüne Kanzlerin?

Auch Parteifreunde aus CDU und CSU fragen sich mittlerweile, ob Angela Merkel wirklich noch Interesse an einem Unions-Sieg bei der Bundestagswahl am 26. September hat. Oder ob sie nicht schon längst mit einer Nachfolgerin aus den Reihen der Grünen liebäugelt.

Von Manfred W. Black

Der letzte Solo-Auftritt von Angela Merkel bei der ARD-Sendung „Anne Will“ erlaubte tiefe Einblicke in die Seele der Kanzlerin. Als sie gefragt wurde, ob der CDU-Ministerpräsident mit seiner Landesregierung in NRW gegen die Corona-Notbremse verstoße, antwortete sie ohne jeden Respekt mit einem schlichten „Ja“.

Eine schallende Ohrfeige à la Merkel. Ein Affront gegenüber Laschet, dem neuen Vorsitzenden der CDU, der doch lange zu den ergebenen Paladinen der Kanzlerin gehört hat.

Erst AKK – dann Laschet

Professor Andreas Rödder – er ist ein angesehener Historiker und CDU-Mitglied – sieht bereits deutliche Parallelen zu Laschets Vorgängerin Annegret Kramp-Karrenbauer als Parteivorsitzende. Auch AKK sei – nach den Wahlen in Thüringen – von Merkel öffentlich und unmissverständlich kritisiert worden. „Bild“ stellt trocken fest, damit sei Kramp-Karrenbauer als Parteichefin „politisch erledigt“ gewesen.

Und Rödder, der einst Stipendiat der Konrad-Adenauer-Stiftung war, spricht dann das aus, was einige Unionisten sich schon länger denken: „Merkel provoziert die Frage, ob sie überhaupt einen Nachfolger aus der CDU im Kanzleramt haben möchte.“

„Tichys Einblick“ kommentierte dazu: „Hat nur noch gefehlt, dass sie gleich Frau Baerbock von den Grünen als ihre Nachfolgerin empfohlen hätte, denn dann könnte sie wirklich sicher sein, dass ihre Lockdown-Orgie bei Corona in ihrem Sinne auch als Lockdown-Orgie beim Klima fortgesetzt wird.“

Merkels Gotteslästerung

Noch eine andere Anmerkung Merkels lässt tief blicken. Eine Bemerkung, die in den Ohren vieler Parteifreunde wie eine Gotteslästerung geklungen haben muss. Anne Will fragte, wie die Kanzlerin denn zu der Tatsache stehe, dass für die Union das sicher geglaubte Kanzleramt im Ergebnis der Bundestagswahlen verloren gehen könne.

Merkel bereitete daraufhin den Wahlkämpfern ihrer Partei ein „besonders bekömmliches Osterei“ („Tichys Einblick“), als sie antwortete: „Die CDU hat keinen Rechtsanspruch auf das Kanzleramt.“

Sogar die sonst so schlagfertige „Bild-Zeitung“ (Schlagzeile: „Will Merkel keinen Kanzler aus der Union?“) ist baff ob solcher Statements – und fragt: „Nüchterne Schilderung der Rechtslage oder schlicht Desinteresse?“

Trio infernale: Merkel, Spahn und Altmaier

„Bild“ berichtet dazu, bereits vor zwei Jahren habe Angela Merkel einem CDU-Abgeordneten verraten, „dass es für die Union ja auch mal ganz gut sein könnte, wenn wir nicht in der Regierung sind“.

Heute werfen Kritiker nicht nur aus der CDU-Werteunion der amtierenden Kanzlerin vor, auch ihre Weigerung, die offensichtlich redegewandten, aber fachlich völlig unfähigen CDU-Minister Jens Spahn (Gesundheit) und Peter Altmaier (Wirtschaft) zu entlassen, führten zu weiteren rapiden Ansehensverlusten der Union.

Hinter vorgehaltener Hand flüstern Parteifreunde aus der Union, diese Kabinettskollegen würden deswegen nicht vom Regierungshof gejagt, weil die Hauptschuldige am Versagen der Bundesregierung – Angela Merkel – sonst gleich mit geschasst werden müsste.

Merkel verrät die CDU

Matthias Iken, Kolumnist des „Hamburger Abendblattes“, kommentierte die Vorgänge so: „Konservative durchleben die tiefste Krise seit Jahrzehnten. Jetzt rächt sich die Ära Merkel für die ganze Partei.“ Die CDU sei „nach 16 Jahren Angela Merkel inhaltlich entkernt“.

Iken weiter: Die CDU sei „zu einer Partei ohne Eigenschaften geworden“. Längst sei „vielen in der Union wichtiger, von den Gegnern geliebt zu werden als von den eigenen Leuten“.

Der Kommentator meint, eine „Partei, die als Dienerin des Zeitgeistes alle Inhalte verklappt“, sei völlig überflüssig. „Wer sich da über das Aufkommen von AfD und Freien Bürger wundert, hat offenbar schon sämtliche politikwissenschaftliche Proseminare verschlafen.“

Baerbock: Klimawandel verantwortlich für Merkels Zitteranfälle

Auffällig auch, dass die oberste Grünen-Führung die jetzige Kanzlerin längst nur noch mit Samthandschuhen anfasst. Als Merkel mehrfach bei offiziellen Staatsempfängen von peinlichen Zitteranfällen heimgesucht wurde – insbesondere dann, wenn die deutsche Nationalhymne gespielt wurde –, sagte Annalena Baerbock nicht etwa, Merkel habe nicht mehr die nötige Kraft, als Regierungschefin zu fungieren.

Vielmehr hatte die Grünen-Vorsitzende eine besonders originelle Entschuldigung parat: Die Zitter-Anfälle seien auf die hohen Temperaturen zurückzuführen, die durch den Klimawandel verursacht werden.

Nach solchen kühnen Behauptungen weiß man, was auf Deutschland zukommt, wenn Grüne demnächst in die Regierung kommen sollten.

Grünes „Handelsblatt“: Habeck als Bundespräsident

Die „Zeit“ – eines der wichtigsten linken „Leitmedien“ – hat die Zeichen der Zeit längst erkannt und bereitet Baerbock den Boden für zukünftige große Aufgaben. Die Grünen-Chefin habe „das Zeug, eine grüne Merkel zu werden: analytisch, sachlich, bodenständig“.

Selbst „wenn Annalena Baerbock eine ähnliche Detailbesessenheit nachgesagt wird, wie der amtierenden Kanzlerin und sie gelegentlich die Hände während ihrer Rede fast schon rautenähnlich vor den Bauch hält: Sie wäre auf jeden Fall eine deutlich emotionalere Ausgabe von Merkel“.

Auch das „Handelsblatt“ lobt Baerbock über den grünen Klee. Die Zeitung schlägt dem Fass sogar den Boden aus: Das Blatt hat tatsächlich die Chuzpe zu behaupten, Robert Habeck, der andere Co-Vorsitzende der Grünen, sei der ideale künftige Bundespräsident. Er könne ein neuer – herausragender – Theodor Heuß werden, der dem Amt des Staatoberhauptes einst zu großem Ansehen verholfen hat.

Schon jetzt erlebt Deutschland sehr bunte Zeiten. In den Bereichen Corona, „Flüchtlinge“, Energiepolitik, EU und Euro wird die Bundesrepublik in eine Katastrophe getrieben. Die Wähler, die heute die Unionsparteien zu Recht scharf kritisieren und sich zu einem großen Teil plötzlich den Grünen zuwenden, erkennen freilich nicht, dass Deutschland mit einer grünen Regierung vom Regen in die Traufe käme. Milde formuliert.

Dieser Beitrag erschien zuerst hier

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