Tom Bohn (Bild: IMAGO / Horst Galuschka)
Tom Bohn (Bild: IMAGO / Horst Galuschka)

Tatort-Regisseur Bohn: “Die Einseitigkeit und offensichtliche Regierungshörigkeit von ARD und ZDF machen mich sprachlos”

Tom Bohn, Tatort-Regisseur, “Welt”-Autor und Beteiligter bei der #allesdichtmachen-Aktion will nicht mehr für Öffentlich-Rechtliche arbeiten: “Die Einseitigkeit und offensichtliche Regierungshörigkeit von ARD und ZDF machen mich sprachlos”.

Organisator, Regisseur, Ex-Grünen-Mitglied und aktuell FDP-Politiker Tom Bohn zeigt eine Eigenschaft, die vielen seiner Kollegen abhanden gekommen scheinen: Rückgrat.

In einem Interview teilt der gelernte Journalist und Tatort-Regisseur mit, dass er sich entschieden habe, auf absehbare Zeit nicht mehr für die Öffentlich-Rechtlichen zu arbeiten – sprich keinen “Tatort” mehr drehen werde. Er habe zuletzt zwei Anfragen für öffentlich-rechtliche Produktionen erhalten, die er beide abgelehnt habe. Die Begründung für seinen Verweigerung: Er möchte mit der Art und Weise, wie das Öffentlich-Rechtliche in der Corona-Zeit die Berichterstattung gehandhabt hat, nichts zu tun haben.

Er selbst habe Journalismus betrieben, als es noch so etwas wie Neutralität beim ÖR gegeben habe, die er heute bei der Corona-Berichterstattung sehr vermisse. “Die Einseitigkeit und die offensichtliche Regierungshörigkeit von ARD und ZDF machen mich sprachlos”. Als eigentlicher Verfechter des öffentlich-rechtlichen Fernsehens habe er aber gemerkt, dass die für unsere Demokratie wichtige Ausgewogenheit fehle. Deshalb möchte er mit diesen Sendern nicht in Verbindung gebracht werden. Als Demokrat verbiete es sich, für Sender zu arbeiten, die nicht objektiv berichten, sondern fahrlässig das Narrativ von Lobbys und Regierungen bedienen. Das habe er im Ausland stets so gehalten und das werde er in Deutschland jetzt genauso machen.

Der Impfbefürworter Bohn gibt an, ein Problem damit zu haben, wenn man Menschen, die sich anders entscheiden, diskriminiert. Auch wenn die Vorgehensweise “nur mit Impfung” Vorteile habe, lehnt der 62-jährige FPD-Mann, der Anfang des Jahres seinen FDP-Stadtratsposten im bayerischen Landsberg a.L. aufgab, eine Impfpflicht ab. “Wenn jemand bei dieser Angelegenheit, die seinen eigenen Körper betrifft, eine andere Meinung hat, respektiere ich das. Zumal, wie wir wissen, ebenso von Geimpften eine Ansteckungsgefahr ausgehen kann”, so Bohn.

Im vergangenen Jahr beteiligte sich Bohn als Mitorganisator der Aktion #allesdichtmachen. Dafür, dass sich manche Künstler, wie die Maulheldin Heike Makatsch, nach dem orchestrierten medialen Entrüstungssturm schnellstens von der Aktion distanzierten, hat Bohn eingeschränktes Verständnis. Bei Einigen sei es sicherlich um Existenzangst gegangen – zum Beispiel, dass man bei TV-Produktionen keinen Job mehr bekommt. “Ich habe mich gefragt, ob sich diese Künstler auch dann distanziert hätten, wenn diese Aktion einen Beifallssturm ausgelöst hätte – vermutlich nicht.”, so Bohn. Kein Verständnis allerdings habe er für die Schmäh-Artikel in einigen Medien. Den Druck, der da aufgebaut wurde, hält er für unverantwortlich, da dieser zu einer konformen Kultur führe.

Zu dem Fall des SWR-Mitarbeiters, der sich mit einer ganz ähnlichen Kritik zu Wort meldete und dann fristlos gekündigt wurde, bemerkt Bohn: “… und ich kenne Mitarbeiter, die aus genau diesem Grund ihren Mund halten, weil sie Angst haben, ihren Job zu verlieren. Allerdings ist das kein Zustand für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk eines demokratischen Landes. Wenn du als Mitarbeiter eines solchen Senders Angst haben musst, deine politische oder gesellschaftliche Meinung öffentlich zu äußern, läuft etwas falsch.” (SB)

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