(Foto: Von BPTU/Shutterstock)

Für die totale Konfrontation?

„Verständnis für Putins Russland […] sollte in der Mitte der Gesellschaft nicht mehr als akzeptable Meinung gelten“. Das sagt oder schreibt nicht eine durchgeknallte Grüne oder ein entmumifizierter Kalter Krieger, sondern das Leitorgan des deutschen Machtblocks, also die FAZ, in ihrem heutigen von Reinhard Veser verfassten Leitartikel in der Printausgabe.

Von WOLFGANG HÜBNER für P.I.NEWS

Die Überschrift dazu lautet: „Gegen das Appeasement“. Richtiger wäre allerdings „Für die totale Konfrontation“ gewesen. Nun musste für diese Zeitung, in der Hass gegen ein souveränes, nicht dem Westen unterworfenes Russland zur Grundbedingung für ein journalistisches Beschäftigungsverhältnis gehört, nicht erst der Krieg in der Ukraine kommen, um solche militanten Töne gegenüber Moskau anzuschlagen.

Doch seit Beginn der militärischen russischen Intervention gibt es kein Halten mehr in der Redaktion in Frankfurt. Als unerträglich wird dort allerdings empfunden, dass die USA und NATO noch immer nicht offensiver und kampfbereiter gegen Putin in Stellung gehen. Und mit kaum verborgener Sorge wird in der FAZ registriert, wie groß die Zahl der Staaten ist, die keineswegs bereit sind, sich den für Europa selbstzerstörerischen Isolations- und Sanktionskurs gegen Russland anzuschließen. Dagegen können auch die Zeitungsredakteure nichts machen.

Doch wenigstens im eigenen deutschen Beritt soll jetzt für die richtige Haltung gesorgt werden: Wer Verständnis für Russlands Vorgehen zeigt, wird aus der „Mitte der Gesellschaft“ ausgegrenzt, ist ein Paria, der sich in großzügig geschenkter Gnade einstweilen noch im Netz austoben darf. Den deutschen „Eliten“, die von der FAZ immer noch wirksam beeinflusst und positioniert werden, wird eingeimpft: „Putins Regime bedroht auch uns… Die Ukrainer kämpfen auch für unsere Freiheit.“

Warum und wie „uns“ ausgerechnet der bislang deutschfreundlichste Herrscher des größten Staates der Welt bedroht, der übrigens noch immer das lebensnotwendige Gas nach Deutschland fließen lässt, wird nicht begründet. Aber das muss auch nicht sein, wenn das Feindbild Russland seit 1914 in bestimmten Kreisen unverändert ist. Es ist eben nicht so, dass der neuerdings absurd dämonisierte Putin der alles entscheidende Störfaktor ist, sondern ein Staat und eine Ökonomie, die sich den westlichen Interessen nicht bedingungslos unterordnen will.

Putin zu ruinieren, nun ganz offen das gemeinsame Ziel von FAZ, BILD und den Grünen, ergibt nur dann Sinn, wenn auf den langjährigen Präsidenten ein Nachfolger kommt, der zu dieser Unterordnung bereit ist. Das ist jedoch eher unwahrscheinlich. Denn jeder Nachfolger erbt den selben Riesenstaat von St. Petersburg bis Wladiwostok, dieselben Grenzen, die gleichen inneren und äußeren Probleme. Ja, Putin kann bald oder irgendwann stürzen oder sterben. Und dann? Werden dann die Russen alle „woke“, schlürfen Latte Macchiato, entdecken unendlich viele Geschlechter und schreiben sogar nicht mehr kyrillisch, sondern lateinisch?

Richtig ist: Selbstverständlich müssen sich gerade die Deutschen bemühen, Russlands Politik zu verstehen und auch Verständnis für Putins Sorgen zu haben. Das heißt noch lange nicht, diese zu teilen oder zu unterstützen. Aber wer noch immer sozusagen der Flugzeugträger der USA in Europa ist, der ist auch ein potentielles Ziel der russischen Nuklearmacht. Es mag den verantwortungslosen Schreibern der FAZ und vielen anderen deutschen Medien gleichgültig sein, wie groß diese Gefahr ist, im Fall eines großen Krieges ausgelöscht zu werden. Millionen Deutschen ist das überhaupt nicht gleichgültig.

Deswegen heißt es, der Parole von der „nicht akzeptablen Meinung“ entschieden und offensiv zu trotzen: Nicht aus Liebe zu Putin und Russland, sondern aus Liebe für und Sorge um Deutschland!

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