Russland-Hetze (Symbolbild: shutterstock.com)
Russland-Hetze (Symbolbild: shutterstock.com)

Schulstunde in Russenhass

Die Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württembergs klärt Schüler über „niedere Eigenschaften“ von Russen auf.

von Susan Bonath für Rubikon

Es ist unfassbar: In Baden-Württemberg betreibt eine dem Landtag unterstellte Einrichtung des öffentlichen Rechts offene Volksverhetzung, und dies gegenüber Schutzbefohlenen. Die Landeszentrale für politische Bildung (LpB) publiziert auf ihrer Webseite unter dem Slogan „Mach‘s klar“ eine Broschüre, die angeblich der Aufklärung über den Krieg in der Ukraine dienen soll. Doch bereits auf der Titelseite wird, je nach Deutung, entweder russischen Soldaten das Menschsein abgesprochen oder russischen Soldaten eine solche Aussage in den Mund gelegt.

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Bildquelle: Screenshot aus „Krieg in der Ukraine — Putins Angriff auf den Frieden“. © Gerhard Mester 2022, Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg

Unter der Überschrift „Krieg in der Ukraine — Putins Angriff auf den Frieden“ ist dort eine Zeichnung abgebildet, die ein russisches Militärfahrzeug auf dem Weg nach Kiew darstellt, das Geschosse abfeuert.

Die Herkunft des Panzerfahrzeuges ist an der Aufschrift „РОССИR“ erkennbar, was übersetzt „RUSSIA — Russland“ heißt, allerdings mit einem Fehler: Der kyrillische Buchstabe „Я“, ausgesprochen „JA“, ist verkehrt herum, also wie ein lateinisches „R“, abgebildet — vermutlich ein Flüchtigkeitsfehler. In dem hinten offenen Fahrzeug sind Soldaten zu sehen. Darüber ist folgender Spruch zu lesen, der offenbar einer vage angedeuteten Sprechblase entspringen soll, welche allerdings erst beim zweiten Blick erkennbar ist:

„Sie sehen aus wie Menschen, aber es sind blutrünstige, hasserfüllte Monster.“

Dieser Slang erinnert an ein dunkles Kapitel in der deutschen Geschichte. Auch die Nazis sprachen, neben Juden, Sinti und Roma und Kommunisten, den slawischen Volksgruppen und Russen das Menschsein ab. In der damaligen Sowjetunion töteten die Nazis mindestens 24 Millionen Einwohner auf grausame Weise. Eines ihrer barbarischsten Menschheitsverbrechen war die Leningrader Blockade. Fast zweieinhalb Jahre, vom September 1941 bis Ende Januar 1944, riegelten die Nazis und ihre Helfer die sowjetische Metropole ab. Weit mehr als eine Million Einwohner starben, die meisten von ihnen verhungerten und erfroren elendig. Vorausgegangen war jahrelange volksverhetzende Propaganda in Medien, auf der Straße und in Schulen.

Nato-Propaganda als „Unterrichtsreihe“

Die LpB-Broschüre läuft unter dem harmlos klingenden Motto „Politik — Einfach erklärt“ im Rahmen einer „Unterrichtsreihe“. Diese solle „Lehrkräfte in der Auseinandersetzung mit dem Thema Krieg in der Ukraine unterstützen“. Der offensichtlich volksverhetzenden Aussage auf der Titelseite folgt auf den Seiten 2 bis 4 eine stark vereinfachende, vermeintliche „Aufklärung“ über Krieg allgemein, anschließend eine reichlich geschichtsverfälschende, nicht minder vereinfachende Nato-Darstellung des Ukraine-Konflikts, und dies alles kindgerecht aufbereitet.

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Bildquelle: Screenshot aus „Krieg in der Ukraine — Putins Angriff auf den Frieden“. © Gerhard Mester 2022, Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg

 

Offenbar sollen Lehrer diese Broschüre an die Schüler aushändigen, damit diese dann vorgegebene „Meinungen“ in dafür vorgesehene freie Felder eintragen können — in einen sogenannten „Lückentext“. Auch ein wenig Nato- und EU-Kunde darf in der „Lernbroschüre“ nicht fehlen.

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Bildquelle: Screenshot aus „Krieg in der Ukraine — Putins Angriff auf den Frieden“. © Gerhard Mester 2022, Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg
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Bildquelle: Screenshot aus „Krieg in der Ukraine — Putins Angriff auf den Frieden“. © Gerhard Mester 2022, Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg

Und schließlich wird Russland die alleinige Schuld für steigende Gas- und Getreidepreise, unterbrochene Lieferketten und wachsende Militärausgaben untergejubelt, ganz so, als hätte das imperialistische Militärbündnis Nato rein gar nichts mit der Situation in der Ukraine zu tun.

Die LpB will, wie sie erklärt, mit dieser „Handreichung“ den „am aktuellen Geschehen orientierten Politikunterricht unterstützen“. Wie jede Ausgabe sei auch diese für eine Schulstunde konzipiert — eine Schulstunde ganz im Sinne westlicher Propaganda, mit einer „Erinnerungskultur“ ganz anderer Art — unterstützt vom Land Baden-Württemberg.

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