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Fast alle wollen Krieg – was macht der Kanzler?

Das wehrunwilligste Land Europas ist voller Politiker, Medien und sensiblen Gutmenschen, die darauf drängen, der Atommacht Russland in der Ukraine eine militärische Lektion zu bereiten, die Moskau demütigt und das Problem Putin löst.

Von Wolfgang Hübner

Baerbock, Hofreiter, die gesamte grüne Blase, FDP-Altamazone Strack-Zimmermann und der liberale Nachwuchs, Friedrich Merz samt CDU/CSU sowie Springer, FAZ, ZEIT, ARD und reichlich anderes Geschmeiß, ja sogar sogenannte „Rechtskonservative“, wollen schwerste Waffen und viele Milliarden Steuergelder nicht scheuen, um das Regime in Kiew zu retten. Es geht deshalb ein Ruf wie Donnerhall durch Deutschland: Kanzler, freie Fahrt in den Krieg!

Aber wer Kanzler ist, bestimmt nicht nur die Richtlinien der Politik, er trägt auch die historische Verantwortung für das Schicksal und Wohlergehen von über 80 Millionen Menschen und die Zukunft der EU, die ohne Deutschland keine hat. Olaf Scholz weiß das – und laviert. Stellt er sich offen gegen die einheimischen Kriegstreiber, dann riskiert er einen für ihn hochgefährlichen Konflikt mit deren aggressiven Hintermännern in Washington und der NATO. Gibt er ihnen nach, riskiert er nicht nur die Lieferung von russischem Gas und Öl mit dramatischen wirtschaftlichen Folgen. Scholz muss dann sogar mit russischen Vergeltungsaktionen auf den Staat mit den wichtigsten US-Stützpunkten in Europa rechnen, er kann sie wenigstens nicht ausschließen.

Der Kanzler dürfte sich durchaus im Klaren darüber sein, dass die Mehrheit der Deutschen bei aller medial hochgeputschten Sympathie mit der Ukraine sowie weitverbreiteter Ablehnung des russischen Vorgehens keineswegs bereit ist, jeden Preis für diesen Krieg zu zahlen, schon gar nicht den höchsten Preis. Und natürlich will er die fragile Koalition mit den grünen Oberkriegstreibern und der FDP nicht aufs Spiel setzen, denn er möchte ja noch lange Kanzler bleiben.

Deshalb laviert er nun mit dem Geld der Steuerzahler, wenn er der Ukraine eine Milliarde Euro (= tausend Millionen Euro) zur Anschaffung von Waffen zur Verfügung stellt. Doch sei vorausgesagt: Das wird all die Kriegslüsternen in Deutschland nicht zufrieden stellen, sie wollen richtig klotzen, wenn es gegen den Iwan geht. Und in Kiew wird man sowieso noch viel mehr Geld und Waffen verlangen. Selenskyj will ja von der EU jeden Monat(!) sieben bis acht Milliarden Euro, um die Gehälter und Pensionen in seinem Staat bezahlen zu können. Es ist allgemein bekannt, wer das dann zahlen dürfte: Nicht Polen, nicht Frankreich, sondern – na, Sie wissen ja schon, wer immer zahlt.