Mathias Döpfner (IMAGO / Sven Simon)
Mathias Döpfner (IMAGO / Sven Simon)

Und Döpfner ging zum Regenbogen

Es war ein denkwürdiger Tag in der SPRINGER-Geschichte: „CEO“ Mathias Döpfner (59) erlebte sein „Waterloo“ und „Stalingrad“: Donnerstag, 10 Uhr, 16. Stock, Konferenzraum „Glaskasten“, linke Hand vom Paternoster. BILD-Chef Johannes Boie (39) hatte den Springer-Vorstandsvorsitzenden zum Rapport „gebeten“ …

Ein Beitrag von Peter Bartels bei PI-News

Es ging um „Gottes Schöpfung“ Mann + Frau. Und „Homunculus“, das von GRÜNEN Götzen künstlich geschaffene „Menschlein“, das Männin und/oder Frauin sein kann; heute so, morgen so. Und es ging natürlich um die schwule Regenbogen-Fahne, die auch heute früh um 9 Uhr wieder vor dem SPRINGER-Hochhaus in Berlin neben der blau-gelben ukrainischen flatterte. Schwarz-Rot-Gold? Deutschland?? Null!! Döpfner hatte den 18.000 Springer-Leuten geschrieben:

Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter!

Der Text, der am 1. Juni als Gastkommentar in WELT erschienen ist, hat Empörung besonderer Art ausgelöst … In der Sache … ist der Beitrag der fünf Gastautoren unterirdisch. Pauschal werden „die“ öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten für ihre Berichterstattung über transsexuelle Identitäten bei Kindern und Jugendlichen kritisiert. Pauschal wird impliziert, dass es nur zwei Geschlechtsidentitäten gibt … Der ganze Ton ist oberflächlich, herablassend und ressentimentgeladen. Nicht weit entfernt von der reaktionären Haltung: Homosexualität ist eine Krankheit. Transsexualität ist Einbildung …

Dann trat der knochige, vierschrötige Döpfner, der gern juvenil ohne Socken zu Konferenzen kommtder hübschen WELT-Chefredakteurin Jennifer Wilton (44) in den göttlichen Culo (Arsch): „Für alle, die sich der LGBTIAQ*-Community zugehörig fühlen, ist er (der WELT-Report der fünf Wissenschaftler) eine … Zumutung. Das ist … schlimm. Denn … wie und wann man Kindern Diskussionen und Entscheidungen über fluide Geschlechtsidentitäten verweigert oder zumutet … ist ein … wichtiges und heikles (Thema) …  Zu lange verdrängt … zu früh aufgedrängt. Wenn man aber pauschal negiert, dass Geschlechtsidentität überhaupt ein Dilemma sein kann – nach dem Motto: Mann oder Frau, alles andere ist Firlefanz – tut man der Diskussion keinen Gefallen. Man vermeidet sie. Man beendet sie, bevor sie geführt wird“ …

Oh là là, Uhlala !!

Suggestiv  heuchelt Friedes Liebling (Springers Witwe hat ihm Anteile für über eine Milliarde geschenkt): „Die Fragen sind nun: War es richtig, dass dieser Artikel zu genau diesem Zeitpunkt bei WELT erscheint? … Dass sich infolgedessen Menschen der LGBTIAQ* Community verletzt oder herabgewürdigt gefühlt haben, spricht dagegen. Ebenfalls dagegen spricht das Timing direkt zum Start des Pride Month …“ Dann: „Ich habe hart daran gearbeitet, dass in diesem Haus jeder sagt und schreibt, was er oder sie denkt und nicht, was ich für richtig halte…“

Döpfners nächste Krokodilsträne quillt: „Ich verstehe jeden, der sich durch den Text verletzt fühlt … Nach Veröffentlichung in WELT ist nun etwas Interessantes passiert: Die von der Uhlala-Group organisierte, queere Jobmesse Sticks & Stones hat … „Axel Springer“ von der diesjährigen Teilnahme ausgeschlossen. Weil ein Gastbeitrag externer Autoren in einer der Publikationen des in 40 Ländern aktiven Unternehmens eine für die Organisatoren inakzeptable Position vertritt, werden knapp 18.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieses Unternehmens pauschal in Mithaftung genommen.“

All-Gender-Toiletten? Alles SPRINGER!

Dann flennt das Krokodil: „Und das, obwohl Springer als eines der allerersten Unternehmen diese Messe seit 2010 unterstützt. Obwohl in dem globalen LGBTIAQ* Netzwerk von Springer mehr als 800 Personen engagiert sind. Obwohl das Unternehmen, wie wenig andere, seit Jahren unterschiedliche sexuelle Identitäten und Lebensformen nicht nur akzeptiert, sondern sogar ausdrücklich fördert. Von Safezones und All-Gender-Toiletten bis hin zu einer zutiefst freiheitlichen Unternehmenskultur.“

Nach einer Art tour de raison (Teilnehmerin: „Tortur Totale“) für doofe Akademiker über „Ausgrenzung“ … „Debatten“ … „Erkenntnis“ … „Inklusion“ … Intoleranz … Vielfalt … macht er endgültig die Proskynese, den Kniefall : „Es ist eine fast tragische Pointe, wenn ausgerechnet der Kampf für Vielfalt und Inklusion, für Toleranz und Freiheit der Lebensformen mit den Mitteln von Ausgrenzung, Intoleranz und Unfreiheit geführt wird“ … Uhlala-Geschäftsführer und Veranstalter der Sticks & Stones Jobmesse, Stuart Bruce Cameron, wurde von der Redaktion eingeladen, eine ausführliche Gegenposition in WELT zu vertreten. Ich hoffe und wünsche mir, dass er sie annimmt. Und würde mich sehr freuen, falls er die Ausladung unseres Unternehmens von der Sticks & Stones wieder zurücknimmt. Wir jedenfalls wären gerne dabei, weil uns die Sache, die die Messe vertritt, wirklich am Herzen liegt.“

Bekenntnis zur Meinungsfreiheit?

Schlimmer geht’s nimmer? Doch, lieber  Axel Caesar, auf welcher woken Wolke Du gerade frömmeln solltest: Der Knochenmann, der Deine Friede angeblich sooo an Dich erinnert, wünschte „allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern „dennoch“ … einen schönen Pride Month ….Euer Mathias“.

Etwa 20 Redakteur*innen hatten im Glaskasten ausgehalten, andere hatten sich massenhaft zugeschaltet. Ralf Schuler, gelernter DDR-Demokratur-Bürger, also praktisch unkündbarer Leiter des BILD-Parlamentsbüros (nach dem DDR-Abi Glühlampen statt Journalismus …), gab Döpfner gnadenlosen Nachhilfeunterricht in Sachen Demokratie. Kladde:

„Herr Döpfner, mit Ihrem Eingreifen schaffen Sie eine Situation, in der man entweder dem Verdacht der devoten Gefolgschaft oder des Dissidententums ausgesetzt wird… Ihr erster Satz hätte ein Bekenntnis zur Meinungsfreiheit bei SPRINGER sein müssen, danach hätten Sie mäkeln können …Es kann doch nicht sein, dass wir vor einer Bewegung in die Knie gehen, die durch Ausladung, Sprachdiktate, Sprachverbote (wie etwa der Queer-Beauftragte Lehmann, der uns als Regierungsmitglied zur Unterlassung solcher Beiträge aufgefordert hat) Druck auf uns macht.“ 

Da seufzte der BILD-Graf …

Ralf Schuler, tapfer wie ein Montagsspaziergänger, weiter: „Der WELT-Beitrag ist völlig in Ordnung, die aufgelisteten Fakten der fünf Wissenschaftler, ihre Meinung, sind zulässig: Es gibt nun mal biologisch exakt nur zwei Geschlechter … Steigende Zahlen von Umoperationen bei Teenagern zeigen die Gefährlichkeit leichtfertiger Trans-Propaganda.“ … Schließlich versetzte Ralf Schuler, der nicht nur im BILD-Talk, bei VIERTEL NACH ACHT (BILD), auf ARTE oder 3Sat glänzt, zuweilen noch glänzendere Kommentare in der WELTWOCHE von Roger Köppel schreibt, seinem obersten Chef den intellektuellen u n d moralischen Knockout: „Die (ursprüngliche Schwulen-) Regenbogenfahne wurde längst von den (schwarz vermummten) Autonomen okkupiert, immer mehr Radikale versammeln sich unter ihr, alles Leute, mit den ich nichts zu tun haben will“ …

Der stets energische Politchef Jan Schäfer sprang Schuler „vollumfänglich“ bei, wie auch BILD-Graf Alexander von Schönburg, Presse-Papst von Europas Hochadel, der ratlos seufzte: „Ich bin mir nicht mehr sicher, was man in diesem Haus noch schreiben und sagen darf!“

Döpfner (Beruf: Flötenspieler) ölte in seiner „Replik“ gleich zweimal den Pharisäer … Mit einem unsäglichen Vergleich, den jeder Broder dieser Welt in einen neuen „Sechs-Tage-Krieg“ peitschen würde, kämpfte er nicht gerade an der Heimatfront für die ukrainischen Oligarchen. Döpfner: „Transsexualität hinterfragen? Beim Holocaust käme ja auch niemand auf die Idee, dass da ein kritischer Gastbeitrag möglich sein müsse …“ Im übrigen sei die Zahl der Geschlechter nicht sooo eindeutig …

Lieber Axel Springer, was hat Deine Friede verwirrt, dass einer wie Döpfner nicht nur seelenruhig BILD verzwergen durfte, jetzt auch noch Deutschland und die Schöpfung in die Gender-Gruft graben darf? … Lieber Johannes Mario Simmel, Dein Topseller „Und Jimmy ging zum Regenbogen“ aus dem Jahre 1970 war Gottseidank  fiktiv. „Mathias Döpfner geht zum Regenbogen“ ist leider real. Und grauenhaft …


Ex-BILD-Chef Peter Bartels.
Ex-BILD-Chef Peter Bartels.

PI-NEWS-Autor Peter Bartels war zusammen mit Hans-Hermann Tiedje zwischen 1989 und 1991 BILD-Chefredakteur. Davor war er daselbst über 17 Jahre Polizeireporter, Ressortleiter Unterhaltung, stellv. Chefredakteur, im “Sabbatjahr” entwickelte er als Chefredakteur ein TV- und ein Medizin-Magazin, löste dann Claus Jacobi als BILD-Chef ab; Schlagzeile nach dem Mauerfall: “Guten Morgen, Deutschland!”. Unter “Rambo” Tiedje und “Django” Bartels erreichte das Blatt eine Auflage von über fünf Millionen. Danach CR BURDA (SUPER-Zeitung), BAUER (REVUE), Familia Press, Wien (Täglich Alles). In seinem Buch “Die Wahrheit über den Niedergang einer großen Zeitung” (KOPP-Verlag) beschreibt Bartels, warum BILD bis 2016 rund 3,5 Mio seiner täglichen Käufer verlor. Kontakt: peterhbartels@gmx.de.