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Klima-Ideologen hilflos bei der sozialen Frage

Die ideale Gesellschaftsordnung für den von Klima-Ideologen für notwendig gehaltenen radikalen Kampf gegen die Erderwärmung wäre ein radikaler Kommunismus, wesentlich radikaler und totalitärer als das, was geschichtlich bislang unter dem roten Banner realisiert wurde. Denn nur wenn alle Menschen auf der Welt mit dem gleichen kargen Lebensstandard leben, auch die Führungskräfte, ließe sich – vielleicht – der menschengemachte Beitrag zu der Erderwärmung stoppen und reduzieren.

Von Wolfgang Hübner

So lange aber Milliardäre in Privatjets und Politiker in Regierungsflugzeugen in Davos oder bei Klimagipfeln anreisen, um danach die Luxushotels zu füllen, ist jedes Gerede bei solchen Konferenzen über notwendige Einschränkungen und Verzichte eben nur Gerede. Das mal grundsätzlich.

Der deutsche Klimapapst heißt Ottmar Edenhofer und gilt als einer der „führenden Klimaökonomen unserer Zeit“. Gerade hat Edenhofer mal wieder in einer Frankfurter Zeitung einen Warnschuss abgegeben unter dem Titel: „Die nächste Generation zahlt den Preis“. Und da Edenhofer Ökonom ist, verschweigt er auch nicht: „Die Kosten des Klimawandels sind enorm“. Damit meint er die Kosten des Kampfes gegen den Klimawandel ebenso wie die Kosten, die dadurch zu entstehen drohen, wenn dieser Kampf unzureichend oder gar nicht geführt wird.

Dass Edenhofers Text ausgerechnet im Zentralorgan des deutschen Kapitals erscheint, hat schon eine besondere Note. Denn die überwältigende Mehrheit der FAZ-Abonnenten und -Leser lebt in Verhältnissen, die der – so es sie gibt – menschengemachten Erderwärmung sehr förderlich sind. Aber sehen wir mal von solch unschönen Nebensächlichkeiten ab und fragen besser: Was hat der Klimaökonom zu sozialen Frage zu sagen?

Nämlich dazu, dass in Deutschland wie auf der ganzen Welt erhebliche, oft unversöhnliche soziale Unterschiede herrschen, die mit den „enormen“ Kosten für den Kampf gegen den Klimawandel noch verschärft werden. Die Antwort nach dem Lesen des Textes ist einfach: Edenhofer hat außer Phrasen und Appellen absolut nichts zu bieten. Denn den Mut, die oben beschriebene radikale Lösung vorzuschlagen, hat er selbstverständlich nicht. Das hieße den großen Konflikt mit den Mächtigen zu wagen. Doch mit denen will einer wie Edenhofer ja gerne demnächst wieder in Davos oder auf Klimagipfeln konferieren und tafeln.

Angemerkt sei noch, dass schon die These der Überschrift „Die nächste Generation zahlt den Preis“ von dem Autor seltsam ignorant behandelt wird. Denn welchen Preis die kommenden Generationen für das Klima zu zahlen haben, weiß natürlich auch Edenhofer nicht. Als Ökonom müsste er jedoch wissen, wie ungeheuer hoch der Preis der maßlosen, längst unkontrollierbar gewordenen Verschuldung der Westens für die Nachkommenden sein wird. Dieser nicht ganz unwichtige Aspekt stört unseren Klimapapst offenbar so sehr, dass er ihn einfach wegschweigt. Es hat wohl seine Gründe, warum der Text im Feuilleton und nicht im Wirtschaftsteil abgedruckt ist.

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