Noch gibt es was zu tun Foto: New Africa/Shutterstock)

Es brennt nicht nur im Grunewald: Nichts geht mehr in Berlin

Fahrradklau gehört in der Hauptstadt mittlerweile “zum Alltag”, Briefe werden nicht mehr zugestellt und geht der Kühlschrank kaputt, ist die Katastrophe komplett. Ein armenischer Monteur bringt es auf den Punkt :”In Deutschland funktioniert gar nichts mehr”.

Ein Kühlschrank, der nicht mehr will, wird in Berlin für die Besitzerin zur Nervenzerreisprobe. Mindestens 15 Reparaturfirmen rief die Mutter einer Berliner Journalistin an, ohne Erfolg. “Urlaub, kein Personal, ausgebucht, nichts zu machen”, waren die Antworten. Doch dann habe endlich eine nette Frau Erbarmen gezeigt und den einzigen Monteur geschickt, der im Betrieb noch im Dienst war. Der machte einen Kostenvoranschlag von über 500 Euro für das Gerät, das vor wenigen Jahren noch 700 gekostet hatte und nahm ihn mit. Der Monteur habe Verständnis dafür gezeigt, daß die Mutter sauer werde, daß  passiere im Moment ständig. Vor zwei Jahren hätte sie die Reparatur noch die Hälfte gekostet, aber jetzt sei alles teurer -von den Ersatzteilen bis zum Sprit. Der Spaß an der Arbeit sei schon lange nicht mehr da, weil er und seine Kollegen sich so oft beschimpfen lassen müßten. Am nächsten Tag währte die Freude über das reparierte Kühlwunder nur kurz. Zwei Tage später gab es erneut den Geist auf. Nun kam ein russischer Monteur zum Einsatz, der kein Wort deutsch sprach aber immerhin einen armenischen Dolmetscher an seiner Seite hatte.

Die beiden packten den Kühlschrank wieder ein, die Firma bestellte einen neuen Kompressor, doch dann gab es keinen Monteur mehr, der ihn einbauen könnte. Das Drama “in der größten Hitzewelle aller Zeiten” zog sich jetzt bereits zwei Wochen hin. Ein Nachbar machte der Unglücklichen derweil ein bißchen Platz im eigenen Kühlschrank. Ihr Gerät befindet sich offenbar immer noch in den Händen der Firma. Wie es weitergeht, wer weiß das schon. Die Mutter der Journalistin habe inzwischen ein neues Gerät entdeckt, das weniger kosten würde als die Reparatur, die sie bereits bezahlt hat. Und sie darf sich darüber hinaus dank der Regierung noch auf die verdoppelten bis verdreifachten Heizkosten freuen. Die Zeiten, in denen eine Kühlschrankreparatur unkompliziert möglich war, sind längst Geschichte.

Derweil träumt so mancher Berliner von dem Tag, an dem er wieder Post im Briefkasten findet. In den Bezirken Mitte und Kreuzberg hat so mancher nach eigenen Angaben seit sechs Wochen keine Post mehr bekommen. Rechnungen, Rezepte oder Behördenbriefe kommen nicht an. Die Post verweist auf die „Sommer-Corona-Infektionswelle“, der Krankenstand steige, hinzu komme die aktuelle Urlaubs- und Ferienzeit. sie gibt Verzögerungen bei der Postzustellung zu, weist aber wochenlange Ausfälle weit von sich. Die Kunden machen da andere Erfahrungen.Seit bald vier Wochen kommen keine Briefe mehr“, erklärt der österreichische Student Alexander H., der im beliebten Bezirk Mitte wohnt in der Berliner Zeitung. Alles werde zugestellt, Pakete oder Sendungen über den Zusteller PIN Mail oder andere Dienstleister. „Nur Brief und Päckchen, also die Dinge von der Deutschen Post, kommen nicht mehr“, erklärt er. Die Zeiten, in denen die Post zuverlässig funktionierte, sind längst Geschichte.

Der radelnde Berliner hat sich damit abgefunden, daß im sein Gefährt permanent unter dem Hintern weggeklaut wird. “Fahrraddiebstahl sei doch Normalität im Berliner Stadtzentrum”, heißt es von der mehrfach bestohlenen vierköpfigen fahrradbesessenen Kreuzberger Familie. Drei Räder habe man ihnen schon geklaut, “das letzte im vergangenen Herbst“, so die Mama. Lastenrad-Papa findet, das gehöre im Viertel mit dazu, es sei aber schon besser geworden. So tickt sie, die grüne Kreuzberger Klientel – Kriminalität, ein kleines Ärgernis, mit dem sie sich klaglos abfindet.

Die beliebten Stadtviertel Alexanderplatz, Alt-Treptow und der Bergmannkiez, innerhalb des S-Bahn-Rings gelegen, sind nicht nur bei Touristen beliebt, sie sind auch drei Hotspots von Fahrrad-Diebstählen in Berlin. Nirgendwo in der Stadt wurden in den ersten sechs Monaten dieses Jahres so viele Räder geklaut, wie dort, ergab eine parlamentarische Anfrage des Friedrichshainer Grünen-Abgeordneten Vasili Franco.

Die Zahl der Fahrraddiebstähle ist in Berlin wieder deutlich gestiegen: 12.490 Räder sind bei der Polizei im ersten Halbjahr 2022 als gestohlen gemeldet worden – 30 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum, berichtet die Berliner Zeitung. Die Aufklärungsquote bei Fahrraddiebstahl ist mickrig. 2021 wurden 4,6 Prozent der Fälle von der Polizei aufgeklärt. Die Schadenssumme belief sich im vergangenen Jahr auf fast 22 Millionen Euro. Die Zeiten, in denen einen das teuer erstandene Fahrrad ein Leben lang begleitete, sind in Berlin Vergangenheit. (MS)

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