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Inflation macht die „Eliten“ hilflos-aggressiv

Es ist keine Überraschung mehr und doch ein Schock: Die Inflation hat nun auch in Deutschland locker die bis vor kurzem noch unvorstellbare 10-Prozent-Hürde übersprungen und dürfte real sogar annährend 15 Prozent betragen.
Von Wolfgang Hübner
Politiker wie Ökonomen stehen dieser noch längst nicht abgeschlossenen Entwicklung hilflos gegenüber. Besonders hilflos wirken die Maßnahmen der Europäischen Zentralbank (EZB) in Frankfurt: Denn die jüngste Leitzinserhöhung der EZB auf 2 Prozent ist in keiner Weise geeignet, die inflationäre Entwicklung zu bremsen oder gar zu stoppen.
Dazu trägt auch die nun deutlich bloßgestellte völlige Inkompetenz der französischen EZB-Präsidenten Lagarde bei, die zwar über Klima und Nachhaltigkeit schwadronieren kann, aber das wirkliche Problem weder begriffen hat noch begreifen kann. Dieses Problem ist nicht Putin, sind auch nicht der Krieg in der Ukraine samt dem Sanktionswahnsinn plus Folgen – sondern das Kernproblem ist das Platzen der gigantischen Liquiditätsblase, mit der sich der Finanzkapitalismus über ein Jahrzehnt lang mit Gelddrucken vor dem Kollaps bewahrt hat, doch nicht retten wird. Die Konsequenz daraus: Es läuft vor unseren Augen ein wildes Hauen und Stechen der westlichen Staaten unter- und gegeneinander ab.
Die stärkste Waffe dabei haben die mit 31 Billionen Dollar verschuldeten USA in ihrer „ökonomischen Massenvernichtungswaffe“ der Dollar-Währung. Die Leitzinsen der Federal Reserve liegen inzwischen deutlich über denen der EZB. Das lockt natürlich Kapital in den Dollarraum, macht Euro und Pfund schwächer, aber Öl, Gas, Lebensmittel und andere Waren immer teurer. Denn trotz der internationalen Abwendungsversuche vom Dollar ist dieser immer noch die Weltleitwährung für Rohstoffe und Energie. Diese Funktion müssen die USA um jeden Preis verteidigen, wenn sie nicht in jeder Beziehung abstürzen wollen.
Das ist die Situation, die die Lage auf der Welt so dramatisch gefährlich macht. Denn die Hilflosigkeit der westlichen „Eliten“ vor dem selbstverschuldeten Krisen-Tsunami, der Europa zu erfassen droht und in den Schwellen- und Armutsstaaten schon verheerend tobt, macht sie extrem aggressiv. Dass plötzlich wieder über die Gefahr eines Atomkrieges, dass die Frontstellung gegen Russland und China propagandistisch auf Hochtouren läuft – das hat seine tiefste, allerdings nicht so einfach erkennbare Ursache in einer fundamentalen westlichen Systemkrise. Die aber ist nicht mit Regierungsprahlereien vom „Doppelwumms“ zu lösen, sondern kann in die Verzweiflungstat eines Weltkrieges führen.