Container (Bild: shutterstock.com/Von MOLPIX)
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Deutsche Exporte: Ausfuhrzahlen sinken

Der deutsche Exportmotor ist merklich ins Ruckeln geraten. Über Jahrzehnte galten die Exporte Deutschlands als wichtigste Quelle des hiesigen Wohlstands. Doch seit dem Herbst 2022 schwächeln sie, wovon vorrangig das wichtige westliche Geschäft mit der EU und den USA betroffen ist. Die deutschen Industrieverbände zeigen sich sehr besorgt (Spiegel, 02.12.2022).

Ein Beitrag von Blackout-News

Bestellungen aus dem Ausland gehen zurück

Waren 2020 und 2021 noch gestörte Lieferketten und andere Folgen der Coronapandemie als Ursachen für einen zeitweise gestörten Handel auszumachen, so ist es inzwischen die nachlassende Nachfrage von ausländischen Abnehmern, welche die Ausfuhren deutscher Exportunternehmen hemmt. Made in Germany ist scheinbar nicht mehr so gefragt wie früher: Im Oktober 2022 sind die deutschen Exporte im Vergleich zum Vormonat schon zum zweiten Mal in Folge gesunken, wie das Statistische Bundesamt meldete. Der Außenwirtschaftschef des DIHK (Deutscher Industrie- und Handelskammertag) Volker Treier hält die Daten für signifikant und besorgniserregend, denn so etwas gab es schon lange nicht mehr. Er macht auch die Ursachen aus: Die hohen Inflationsraten, verbunden mit einer straffen Geldpolitik in wichtigen Märkten, würden demnach die internationale Nachfrage dämpfen.

Ähnlich positioniert sich der Außenhandelsverband BGA (Bundesverband Groß- und Außenhandel + Dienstleistungen). Dessen Präsident Dirk Jandura zeigt sich ebenfalls sehr besorgt. In den letzten Monaten zwischen Sommer 2022 und dem beginnenden Herbst habe es eine tendenzielle Stagnation gegeben, so der Experte. Nun gehe sie sogar in einen erkennbaren Rückgang über. Bei vielen der ausländischen Handelspartner sei eine deutliche Importschwäche auszumachen. Dies beeinträchtige signifikant den deutschen Außenhandel.

Gestörter Außenhandel zeigt gestörte Weltwirtschaft

Die Qualität deutscher Produkte hat sich ganz sicher nicht verschlechtert, nur wollen sich diese offenkundig viele ausländische Abnehmer nicht mehr leisten. BGA-Präsident Jandura vermutet, dass sich aktuell anhaltende Unsicherheiten bezüglich der weltwirtschaftlichen Lage mit der Besorgnis über zahlreiche geopolitische Risiken verknüpfen. Dies belaste den Außenhandel weltweit mit zunehmender Tendenz, wovon Deutschland als Exportnation besonders betroffen sei.

Zwar gebe es auch gegenläufige Entwicklungen. So hätten die Staus der Containerschiffe inzwischen wieder nachgelassen, was die Lieferengpässe laut BGA entschärfe. Jedoch werde aktuell damit nur das bestehende Geschäft abgewickelt. Es gebe aber zu wenig neue Bestellungen, so Jandura. Wenn sich der Trend fortsetze, dürften die nachlassenden Exporte aus Deutschland möglicherweise zum deutlichen konjunkturellen Dämpfer werden.

Exportschwäche könnte andauern

Die deutschen Unternehmen rechnen aktuell mit einer längeren Exportschwäche. Das geht auch aus den Ermittlungen des Statistischen Bundesamtes hervor. Demnach waren die Exporte im Oktober 2022 gegenüber September 2022 um 0,6 % rückläufig, die Importe sogar um 3,7 %. Deutschland exportierte im Oktober kalender- und saisonbereinigt Produkte für 133,5 Milliarden Euro, was immer noch ein Plus im Vorjahresvergleich um 14,2 % darstellt. Auf Jahressicht sind auch die Importe kräftig gewachsen, hier verzeichnen die Statistiker einen Zuwachs um 20,9 % und ein Volumen von 126,6 Milliarden Euro.

Die Zuwächse im Jahresvergleich sind allerdings nur bezüglich des finanziellen Volumens beeindruckend, was vielfach allein an den starken Preiserhöhungen im Verlauf des Jahres 2022 liegt. Das Warenvolumen ist hingegen längst nicht in diesem Umfang gewachsen. Hierzu gibt es jedoch vom Statistischen Bundesamt keine konkreten Aussagen, weil es bislang keine preisbereinigten Daten meldet. Daher kann es auch keine belastbaren Auswirkungen zur realen Entwicklung der vergangenen Monate liefern. Rückläufige Exporte gibt es vor allem in die wichtigen Absatzmärkte der EU (-2,4 %) und der USA (-3,9 %). Der DIHK hat hierzu eine aktuelle Konjunkturumfrage gestartet. Die Aussagen der befragten Firmen sind ernüchternd: Nur 16 % der deutschen Industrieunternehmen erwarten innerhalb des nächsten Jahres eine Steigerung ihrer Exporte, während 40 % mit einem Rückgang rechnen. Einen größeren Pessimismus habe es nur am Anfang der Coronapandemie und während der Finanzkrise 2008/2009 gegeben, so der verantwortliche DIHK-Experte Treier.

Leichte Entwarnung vom ifo Institut

Das Münchner ifo Institut für Wirtschaftsforschung meldete Ende November eine leichte Entwarnung. Demnach habe sich die Stimmung bei den Exportunternehmen zuletzt wieder etwas aufgehellt. Es würden sich für die exportierenden deutschen Industrieunternehmen kleine Hoffnungsschimmer abzeichnen. Der Präsident des ifo Clemens Fuest verweist auf leichte Steigerungen bei der Autoindustrie, allerdings immer noch auf ein rückläufiges Geschäft in der Chemiebranche. Diese leidet unter den hohen Energiepreisen am meisten. Dennoch sei im November erstmals wieder ein leicht positiver Index der Exporterwartungen gemeldet worden, nachdem dieser seit Juli stets im Minusbereich gelegen hatte, so ifo-Präsident Fuest.

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