Ein Liberaler bei der Arbeit (Foto: Ground Picture/Shutterstock)

Gleichzeitig: Erdogans Erdbeben, feministische Bombenpolitik, liberaler Schönheitsschlaf

Die Welt im 21. Jahrhundert verliert von Tag zu Tag mehr ihre alte Ordnung, vor allem dort, wo es kürzlich noch eine gab. Generell aber stürzt unser extrem unruhig gewordener Alltag immer mehr in Richtung Chaos und Krieg, kurz nach Ablauf einer pandemischen Seuchenhysterie mit ihrem seltsamen Ende. Es ist eine bizarre Gleichzeitigkeit in allem, wobei unsere politisch Aktiven und diverse Regenten mit seltsamer Selektion vorbeischreiten – und sich vergleichbaren Themen oder ähnlich schwergewichtigen Grundfragen nicht gleichermaßen oder teils überhaupt nicht widmen. Vieles passt nicht mehr zusammen, Wahrheit wird zerstückelt, die Medien haben ihre Objektivität schon lange völlig verloren und wissen gar nicht mehr, wo sie jetzt zuerst ihre Lügen oder erneute parteiliche Propaganda draufsetzen sollen. 

Von Hans S. Mundi

Bevor wir uns dem Surensohn Erdogan nähern, der mit deutschen Autobauern erfolgreich über deren Umzug aus dem rotgrünen Fahrradland der durchgeknallten Deutschen, Richtung Neu-Osmanien, verhandelt, widmen wir uns noch kurz der farblosen FDP. Besser gesagt, ihrem leisen und leichtfüssigen Nachwuchs. Während die Grünen mit ihrer Krawalljugend, in einer Aktionseinheit aus Klimaklebern und Gendermoralisten, in Dauerpräsenz sind, zumindest als brachiales Öko-Movement, fragt man sich zurecht, was die Jungen Liberalen eigentlich so machen. Geht man dann auf deren Plattformen und gibt „Pressemitteilungen“ ein, wird es reichlich seltsam und diffus. Irgendwer wurde gewählt und brabbelt was von „liberalen Grundsätzen“ und „Freude“, erfährt man dort. Gähn. Kaum geboren, gerade erst an der Uni angekommen und schon so trist wie die FDP in Berlin. Die Hamburger JuLis wollen offenbar auch Klimajugend sein, denn sie fordern jede Menge ÖPNV für die Hansestadt, auch nachts, damit die „Verkehrswende“ gelingen möge. Wenn denn aber alle „grün“ sein wollen, warum wählen wir dann überhaupt noch…?!

Bizarr sind die vielen politischen Momente in den Gleichzeitigkeiten dieser Zeit, in der nicht mehr viel passt und überall die Deckel von den Töpfen fliegen. Denn während auch die FDP im Bundestag das hysterische Klimageschwätz in all seiner politischen Durchsichtigkeit weitgehend – grundsätzlich – mitträgt und sich danit zum Vollhonk der Ökolinken macht, nimmt den klimapolitischen Schwachsinn nicht einmal ein gewichtiger Ober-Grüner selber noch ernst.

Denn mit (s)einer sensationellen Distanzierung von einer Kernaussage der grünen Programmatik hat sich ausgerechnet Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann aus der ideologischen Deckung herausgewagt – und quasi vor die eigene Haustür gepinkelt. So plötzlich wie das Erdbeben in der Türkei knallte er krachend mit der Tür ins Haus Deutschland. Achtung: Deutschland sei nur für zwei Prozent der weltweiten klimaschädlichen Emissionen von Treibhausgasen verantwortlich, sagte Kretschmann und entlarvte damit den K(r)ampf der Grünen gegen die bürgerliche Mobilität in einem (noch) freien Land als das, was sie ist: Dumpfe Propaganda für eine andere, sozialistische Republik. Umweltschutz in grüner Geiselhaft, mißbraucht als Mittel zum Zweck. Rumms! Wer es nicht glauben mag, dass der alte K-Gruppen-Onkel mit dem grünen Parteibuch nun Argumente der Klimaschutz-Gegner offen verwendet und damit deren radikale Verkehrspolitik als kompletten Mumpitz, als linken Schwindel und böse Linkspropaganda entblösst, der möge wörtlich betrachten, was da aus dessen Munde kam: „Ob wir ein Tempolimit umsetzen oder nicht, ist für den internationalen Kampf gegen den Klimawandel völlig irrelevant – auch wenn ich persönlich schon immer ein Befürworter des Tempolimits war. Der Glaube, dass wir mit dem radikalsten Klimaschutz die Welt retten können, ist trügerisch.“https://www.merkur.de/politik/stuttgart-kretschmann-tempolimit-klimaschutz-92005649.html

O-Ton Kretschmann. Während nun seine grüne Partei den Slogan „Frieden schaffen mit immer mehr Waffen“ blökt, lösen sich Alt-Grüne wie Antje Vollmer mit erkennbarem Schrecken von ihrer Partei. Gleichzeitig löst sich auch das linke Lager inmitten seiner Widersprüche auf. Sarah Wagenknecht spaltet und neuorientiert die Reste der alten SED-Kader mit ihrer Petition für den Frieden (und gegen die Grünen), während Alice Schwarzer nun endgültig – auch nach ihren kritischen Äußerungen über den Islam und das Kopftuchtragen und nun gegen den Krieg – als „Nazi“ beschimpft wird. Nicht immer, aber immer öfter.

Die Grünen führen „ihren“ Krieg im Rahmen einer „feministischen Außenpolitik“, wie sie Annalena Baerbock für sich proklamierte. Deshalb gelangt der Spaltpilz nun auch ins feministische Alice-Schwarzer-Lager, denn die „Emma“-Herausgeberin nennt den Baerbock’schen „aussenpolitischen Feminismus“ wegen Ukraine/Russland schlicht „Kriegstreiberei“. Widersprüche in permanenten gleichzeitigen Ereignisketten.

Die Türkei ist auch so ein Bolzen in der Ebene ewiger Alternativlosigkeit, wie einst die Ostzonen-Drohne Angela Merkel sie schuf. Denn die NATO ist und bleibt alternativlos, von der Baerbock’schen Feminismuspolitik bleibt sie weitgehend verschont, was übrigens auch die Schwestern (und Brüder) im Iran/Islam beklagen – sie fühlen sich von der Grünen verraten und verkauft und ignoriert. Während wir hierzulande überlegen, wie man Erdogan die Schweden noch schmackhafter für deren NATO-Beitritt machen kann, überlegen die Hools vom Bosporus, wie sie den osmanophilen Patriarchen endlich loswerden könnten. Denn die Götter schickten dem Quasi-Diktator ein handfestes Erdbeben in die Türkei bei welchem dem tyrannischen Despoten die zerborstenen Häuser regelrecht um die Ohren flogen. Inmitten der Trümmer, inmitten eines echten Katasterophenszenarios, bitter und betrübt gucken, das gehört weltweit zum wichtigen Repertoir des verantwortlichen Politikers. Armin Laschet (CDU) war dafür zwar etwas zu doof im Ahrtal, aber Deutschland war echte Krisen ja auch lange schon nicht mehr gewohnt – da muss noch geübt werden.

Nun aber schnellen die Zahlen in die Höhe. Staatlicherseits spricht man bereits von 40.000 Erdbebenopfern, in unseren Medien gibt es einen Aufschlag hin zu 50.000 Toten, aber die türkische Opposition geht davon aus, dass Erdogans willige Helfer vertuschen, wo es nur geht. Schätzungen der Erdogan-Gegner gehen vom fünffachen der offiziellen Zahlen aus, ergänzend mit den toten Sytern rechnet man inzwischen mit insgesamt ca. 250.000 Leichen durch die einstürzenden Gebäude in beiden Ländern. Während Tote gezählt und kaum noch Menschen gerettet werden können, denn nun liegen etwaige Opfer schon zu lange unter den harten Trümmern, soll Erdogan mal wieder einer seiner Lieblingsbeschäftigungen nachgegangen sein: Kurdengebiete bombardieren und Völkermord spielen. Außerdem verselbständigt sich hinter seinem Rücken auch eine anwachsende Opposition, soll doch der Pfusch am türkischen Bau durch Erdogans AKP-Klientelpoliik erst so richtig in Schwung gekommen sein – entgegen all seiner Beteuerungen. Und das mitten im Vorwahlkampf, bei dem seine Wiederwahl nicht als unbedingt gesichert gilt.

Gleichzeitigkeiten: Während in Deutschland die liberale Jugend ihren Schönheitsschlaf schläft und nichts vom Weltgeschehen mitbekommt, während Klimaklebeaffen nun auch die Autobahnen mit Pattex sinnfrei bekämpfen wollen, rasten die Fußballfans in den türkischen Stadien aus und brüllen sich die Seele aus dem Leib – gegen den Patron Erdogan, der schuld sei an den Opfern des Erdbebens. Das Beben erreicht also auch die Stadien, die Anhänger der AKP sind darüber ausser sich, die Wut explodiert in den Stadien und die Gegenwut ballt die AKP-Fäuste: „„Regierung, tritt zurück!“, schallte es am Sonntagabend erst im Stadion von Fenerbahce, wenig danach auch bei Besiktas. Die Ultras gaben den Ton an, und die vollen Ränge stimmten lautstark mit ein. Was vor dem Spiel begann, setzte sich während den 90 Minuten fort. Auch bei ihnen war die Trauer über die Erdbebenkatastrophe, die am 6. Februar um 4 Uhr 17 morgens die Türkei erschüttert und verändert hat, in Wut umgeschlagen. Im Gedenken an die Kinder, denen keine oder nur verspätet Hilfe zuteil wurde, warfen Ultras und Anhänger von Besiktas nach vier Minuten und 17 Sekunden Spielzeug auf den Rasen.“https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/nach-erdbeben-in-der-tuerkei-erdogan-von-fussballfans-herausgefordert-18710305.html

Es geschieht soviel in gleicher, ereignisreicher Zeit. Erste Türken verlassen Deutschland, weil sie die giftgrüne Politik nicht mehr ertragen, weil sie das Gendern und die Geschlechterdebatten nicht akzeptieren mögen. Man liest derartige Statements und wundert sich kaum noch, denn gleichzeitig passt allzu vieles eben einfach nicht mehr zusammen. In Berlin regiert das Unvermögen weiterhin, egal in welcher Parteienkonstellation, soviel scheint sicher. In der Ukraine ist die letzte Patrone noch nicht abgeschossen worden und bei der Bundeswehr ist die Zeitenwende noch nicht einmal beim Generalstab richtig angekommen. Wann kommt wo das nächste große Beben? Oder beruhigt sich alsbald alles wieder, wird etwa alles mal wieder passend…?!

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