War der “Sturm aufs US-Kapitol” ebenso ein Märchen wie der “Reichstagssturm”?



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Szene aus dem Tucker-Carlson-Video: “QAnon-Schamane” Jake Angeli wird von Kapitolpolizisten friedlich durch die Räume geführt (Foto:ScreenshotYoutube)

Anfang der Woche veröffentlichte der so populäre wie im linken Establishment verhasste “Fox-News”-Moderator Tucker Carlson bisher unbekannte Videoausschnitte vom angeblichen „Sturm auf das Kapitol“ vom 6. Januar 2021. Obwohl seitdem in den sozialen Netzwerken eine lebhafte Debatte tobt, was damals in Washington wirklich passierte und was von der Erzählung zu halten ist, eine von Donald Trump persönlich aufgewiegelte Meute Briganten sei quasi mit Knüppeln und Mistgabeln bewaffnet in die Herzkammer der US-Demokratie vorgedrungen und habe dort putschartig gewütet, war in den deutschen Mainstreammedien dazu fast nichts zu lesen und hören – weil hier der Capitol-Sturm gesicherter Fakt und Grundpfeiler der institutionellen Trump-Verachtung ist.

Auf den von Carlson nun präsentierten Aufnahmen hingegen ist nun unter anderem zu sehen, wie der zum weltweiten Symbol für diesen angeblichen Angriff auf die US-Demokratie gewordene „QAnon-Schamane“ Jake Angeli von mehreren Polizisten nicht etwa Plenum und Abgeordnetenbüros stürmt, sondern friedlich und in aller Ruhe durch das Kapitolsgebäude und in mehrere Räume geführt wird. Ein weiterer Ausschnitt zeigt den einen Tag später an den angeblichen Folgen eines Herzinfarkts verstorbenen Polizeibeamten Brian Sicknick bei bester Gesundheit. In der bisherigen Legendenbildung war davon die Rede gewesen, dieser sei von den Kapitolstürmern mit einem Feuerlöscher angegriffen worden.

Teil der Anti-Trump-Propaganda

Ein weiteres Mal wird damit dem bislang medial vermittelten Bild von wild marodierenden Horden, die alles kurz und klein schlagend im Sitz des US-Kongresses gewütet haben, ein empfindlicher Dämpfer versetzt und einmal drängt sich hier der Eindruck auf, dass es sich bei dieser Darstellung um eine gezielte Desinformationskampagne als Teil der globalen Anti-Trump-Propaganda und ihrer Support-Medien war, die in den USA von den Demokraten generalstabsmäßig betrieben wurde. In den USA laufen letztere denn dann auch erwartungsgemäß geradezu Amok gegen das von Carlson gezeigte Material – obwohl dieses keineswegs aus dubiosen Quellen stammt, sondern ihm von keinem Geringeren als dem neuen republikanischen Vorsitzenden des Repräsentantenhauses, Kevin McCarthy, zur Verfügung gestellt worden war. Insgesamt soll es dabei um rund 41.000 Stunden Filmmaterial gehen, die noch nicht vollständig ausgewertet sind.

Die von den Demokraten bislang als Kronzeugen der Staatssturz-Version aufgebotenen Zeugen bemühen sich nun nach Kräften, den Aussagegehalt von Carlsons Enthüllungen zu relativieren. So behauptet Tom Manger, Chef der Kapitol-Polizei: „Die Sendung wählte zweckdienlich die ruhigeren Momente unserer 41.000 Stunden Videomaterial aus“. Und der demokratische Mehrheitsführer im Senat, Chuck Schumer, nannte Carlsons Sendung gar “eine der beschämendsten Stunden, die wir je im Fernsehen gesehen haben“.

Der “Reichstagssturm” lässt grüßen

Woran die Maus jedoch keinen Faden abbeißt: Das Material ist definitiv authentisch, und selbst wenn die Aufnahmen selektiv ruhigere Szenen dieses denkwürdigen 6. Januar 2021 zeigen sollten, so sprechen sie doch für sich und passen definitiv nicht zu der Behauptung, hier hätte die US-Demokratie auf dem Spiel gestanden. Carlson selbst erklärte: „Die Aufnahmen zeigen weder einen Aufstand noch einen Aufruhr im Gange.“ Weiter beharrte er darauf, die Präsidentenwahl von 2020 sei „ein schwerer Verrat an der amerikanischen Demokratie“ gewesen, von dem die Demokraten mit ihrem Untersuchungsausschuss zur Erstürmung des Kapitols nur hätten ablenken wollen.

Tatsächlich weisen der “Kapitol-Sturm” und seine mediale Vereinnahmung eine frappierende Ähnlichkeit mit der versuchten Legendenbildung um den “Sturm auf den Reichstag vom 29. August 2020 in Berlin auf – dem von offizieller Seite gezielt gestreuten Märchen, wonach das deutsche Bundesparlament gerade noch so vor militanten Umstürzlern bewahrt wurde, weil sich drei “todesmutige”, mit ihren Schlagstöcken hysterisch herumfuchtelnde Hilfspolizisten (einer davon bekannt als RTL-Trash-TV-Komparse) an den Thermopylen des Treppenaufgangs einer feindlichen Übermacht von Reichsbürgern, Nazis und Querdenken entgegengestemmt hätten. Obwohl diese Darstellung längst als Farce enttarnt war,  entblödete sich Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mit den höchsten Repräsentanten der Bundesrepublik seinerzeit nicht, die drei Beamten als Helden zu belobigen. Dabei musste selbst die Berliner Innenverwaltung einräumen, dass lediglich “für wenige Minuten ca. 400 – 500 Personen auf die Treppe vor dem Portal des Reichstagsgebäudes gelangten”. Das war also der ganze „Reichstagssturm“. Es deutet alles darauf hin, dass es sich bei den damaligen Ereignissen in Washington D.C. um eine ähnlich aufgebauschte Ente handelte.

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