Seymour Hersh zu Marc Freidrich: "Die deutsche Bundesregierung hat mich nie kontaktiert."

Seymour Hersh: USA entfernten Beweise am Nord Stream Tatort

Pulitzer-Preisträger Seymour Hersh hat im Gespräch mit dem deutschen Journalisten Marc Friedrich behauptet, die USA hätten 1-2 Tage nach der Sprengung der Nord Stream Pipelines den Tatort wieder aufgesucht, um einen Blindgänger zu entfernen. Das deutsche BKA und Kanzler Scholz seien offenbar an der Vertuschung des Anschlags beteiligt, so Hersh.

In seinem Enthüllungsbericht vom 8.2.2023 hatte der führende Investigativjournalist Hersh akribisch dargelegt, wie die CIA auf Anweisung des Präsidenten und des Nationalen Sicherheitsberaters Jake Sullivan am 26.9.2022 3 der 4 Stränge der beiden Nord Stream Pipelines gesprengt hätten.

Im Gespräch mit dem deutschen Journalisten Marc Friedrich enthüllte Hersh, warum nur 3 von 4 Nord Stream Strängen gesprengt wurden – und wie die USA die nicht explodierte vierte Bombe entfernt haben.

»Diese Pipelines sind aus Stahl, Nord Stream I und Nord Stream II, mit jeweils zwei Pipelines. Sie sind durch eine Betonhülle geschützt. Natürlich möchte man keine Pipeline in salzhaltigem Wasser haben.« Die Nord-Stream-Pipelines seien sehr robust und »mannshoch«, sagte Hersh. »Der Beton lässt sich leicht sprengen, aber man muss die Sprengladung so ausrichten, dass sie den Betonmantel durchdringt und die Pipeline zerstört.«

»Sie haben nur drei der vier Pipelines erwischt«, sagte Hersh. »Der vierte Strang ist nicht kaputtgegangen. Die Sprengladung lag ja monatelang im Wasser. Wir wissen nicht, warum sie nicht gezündet hat. Aber raten Sie mal, welches Land das erste war, das wieder am Tatort war und die nicht-explodierte Bombe wieder entfernt hat? Es waren die USA. Wir waren innerhalb von ein oder zwei Tagen dort und haben den Blindgänger entfernt, damit niemand die Beweise sehen konnte.«

»Wenn die Bombe hochgeht, will man nirgends in der Nähe sein«, so Hersh, deshalb wurden die Zünder zeitverzögert ausgelöst. C4-Sprengstoff sei »sehr tückisch«, so Hersh, »sehr gefährlich … Aber die Sprengtaucher, die wir eingesetzt haben, waren großartig.«

Hersh spottete über Berichte in der New York Times und der deutschen Wochenzeitung Die Zeit, 6 nicht identifizierte »Pro-Ukrainer« in einer Yacht hätten die Nord Stream-Pipelines in die Luft gesprengt. Hersh wisse »sehr viel mehr, als ich geschrieben habe«, sagte er, einschließlich der Tatsache, dass »die Geschichte über eine Jacht kompletter Unfug ist«.

Die Zeit habe mit dem BKA gesprochen, nicht mit dem BND, sagte er. »Sie haben mit der deutschen Bundespolizei gesprochen, die ihnen einen Tipp gegeben hat«, sagte Hersh. »Die deutsche Polizei beschloss angeblich, … nach jedem Schiff zu suchen, das in der Nähe (des Ortes der Explosionen) gewesen sein könnte … Das Problem bei dieser These ist, dass jede Jacht, die dies tun könnte, ihren AIS-Peilsender nicht eingeschaltet hätte … Sie suchten nach Schiffen, die dort gewesen waren, und sie fanden auch eines. Das wäre jedoch nur möglich, wenn der Peilsender eingeschaltet wäre. Was natürlich verrückt ist« wenn man eine verdeckte Sabotageoperation plane, sagte Hersh.

In Bezug auf sogenannte OSINT-Forscher (Open Source Intelligence), mit der regierungskonforme Mainstream-Medien wie T-Online versuchten, seine Enthüllungsgeschichte zu »widerlegen«, wies Hersh darauf hin, dass die US-Geheimdienste keine Spuren hinterlassen würden, die OSINT-Amateure von ihren Computern aus verfolgen könnten.

»Sie verwenden Open Source also nur als Teil ihrer Vertuschungskampagne. Natürlich gibt es keine öffentlich einsehbaren Aufzeichnungen einer verdeckten Geheimdienstoperation.« Die beteiligten Flugzeuge und Schiffe hätten ihre Peilsender ausgeschaltet, so Hersh. »Sie fahren blind. Deshalb kann man sie mit OSINT auch nicht finden.«

Friedrich fragte Hersh, ob die deutsche Bundesregierung ihn nach der Veröffentlichung seiner explosiven Enthüllungsgeschichte kontaktiert habe: »Nein«, so Hersh.

Kanzler Scholz hätte laut seinen Quellen mit Joe Biden am 3.3.2023 in Washington die Hersh-Enthüllung diskutiert, so Hersh. »Joe Biden kennt mich seit 1972. Er hat mir sogar mal einen Job angeboten. Er weiß, dass ich kompetent bin«, so Hersh. »Er und (Außenminister) Antony Blinken mögen zwar nicht, was ich mache. Aber sie wissen, dass ich weiß, was passiert ist.«

Bei der Scholz-Biden Pressekonferenz am 7.2.2022, als Biden sagte, er werde im Falle eines russischen Angriffs auf die Ukraine »Nord Stream ein Ende setzen«, wäre es sehr einfach für Scholz gewesen zu sagen, er hoffe, »dass wir nichts derart Drastisches tun müssten,« das »Deutschland der Mittel beraube, zu heizen und seinen Wohlstand zu sichern«, so Hersh.

Die Deutsche Bundesregierung haben seitdem »nichts getan, um die Wahrheit herauszufinden« über den Anschlag, so Hersh.

Die deutsche Bundespolizei BKA sei offenbar an der Vertuschungskampagne beteiligt, so Hersh. »Nie im Leben hat das BKA beschlossen, alle Jachthäfen abzuklappern, um nach dem Tatschiff zu suchen«, so Hersh. »Wozu auch? Eine Jacht? Das ist völlig irre«, so Hersh.

Bundeskanzler Olaf Scholz sei »sicherlich an der Vertuschung beteiligt, und das ist schlimm. Seine Aufgabe ist der Schutz der Menschen in Deutschland.«

 

Zuerst veröffentlicht auf Freie Welt.

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