RKI will mit der Pandemieübung «Catastrophic Contagion» nichts mehr zu tun haben

Dabei hat Johanna Hanefeld, die Leiterin des Zentrums für Internationalen Gesundheitsschutz am RKI, an der von der WHO organisierten Pandemieübung im vergangenen Herbst teilgenommen.

Ein Beitrag von Transition-news.org

Der folgende Beitrag ist zuerst auf Norbert Härings Blog veröffentlicht worden. Transition News durfte ihn mit freundlicher Genehmigung des Autors übernehmen.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die Gates-Stiftung haben im Oktober 2022 eine Pandemieübung veranstaltet. Eine hochrangige Mitarbeiterin des Robert-Koch-Instituts (RKI), die für die Kooperation mit der WHO und für die Internationale Gesundheitsvorsorge zuständig ist, nahm an der Übung teil, laut Veranstalter als «hochrangige Beamtin des öffentlichen Gesundheitswesens», laut RKI als Privatperson und unabhängige Expertin.

Das Reisegeld kam von der Gates-Stiftung. Der Distanzierungsversuch des RKI ist ebenso verständlich wie fragwürdig. Der Blogger Bastian Barucker stellte am 14. Januar eine Anfrage nach dem Informationsfreiheitsgesetz an das Robert Koch-Institut (RKI), auf die er jetzt eine aufschlussreiche Antwort erhielt. Es geht um die Teilnahme von Professorin Johanna Hanefeld an der von der Gates-Stiftung, dem Johns Hopkins Center for Health Security und der WHO organisierten Pandemieübung «Catastrophic Contagion» am 23. Oktober 2022 in Brüssel.

Die Veranstalter liessen dabei die Gesundheitsminister und hochrangige Beamte des öffentlichen Gesundheitswesens aus Senegal, Ruanda, Nigeria, Angola, Liberia, Singapur, Indien, Deutschland und den USA die Reaktion auf eine neue tödliche Pandemie proben, die vor allem Kinder und Jugendliche betrifft.

Auf die Frage nach der Rolle von Frau Hanefeld bei der Übung antwortete das RKI bemerkenswerterweise, dass sie als «unabhängige Expertin» an dem Planspiel teilgenommen habe, weshalb man auch zu der Übung nichts Näheres sagen könne. Für die Reisekosten von Hanefeld sei die Gates-Stiftung aufgekommen.

Das ist insofern verwunderlich und wirkt nicht ganz koscher, als es bei der Pandemieübung um Internationalen Gesundheitsschutz ging. Genau das, womit Frau Hanefeld beim RKI als Leiterin des Zentrums für Internationalen Gesundheitsschutz (ZIG) betraut ist. Auf dessen Internet-Seite heisst es:

«Zum Schutz der Gesundheit sind (…) internationale Vernetzung für einen kontinuierlichen und schnellen Austausch von Wissen und Erfahrungen unabdingbar. Das Zentrum für Internationalen Gesundheitsschutz (ZIG) am Robert Koch-Institut kooperiert mit Partnerländern und internationalen Public-Health-Akteuren, um öffentliche Gesundheitssysteme zu stärken und weltweit auf Gesundheitsnotfälle zu reagieren.»

Die Teilnahme an einer von den wichtigsten internationalen Gesundheitsakteuren veranstalteten Pandemieübung könnte kaum genauer auf diese Tätigkeitsbeschreibung passen. Wenn sie trotzdem in privater Mission daran teilnahm, liegt der Verdacht nahe, dass das RKI es vermeiden will, Rechenschaft über diese Übung und die eigene Teilnahme daran ablegen zu müssen. (Bei Corona-Doks gibt es einen Beitrag unter anderem über das ZIG und Hanefeld im Kontext von «Global Health».)

Frau Hanefeld ist auch Ko-Leiterin des WHO-Kooperationszentrums für neu auftretende Infektionen und biologische Gefahren beim RKI, das «sich zum Ziel gesetzt hat, den vorausschauenden Umgang mit pandemischen und epidemischen Risiken zu verbessern». Warum muss sie dann in privater Funktion an einer von der WHO veranstalteten Pandemieübung zu einer neu auftretenden Infektion teilnehmen?

Sie leitet ausserdem die WHO-Hub-Stabsstelle am RKI, die die Zusammenarbeit von RKI und dem WHO Hub for Pandemic and Epidemic Intelligence in Berlin organisiert. Wie kann sie da eine «unabhängige» Expertin sein, wenn sie zu einer von der WHO mitveranstalteten Pandemieübung eingeladen wird? Auf der Netzseite der Johns Hopkins Universität zu Pandemic Contagion wird Frau Hanefeld als Teilnehmerin so vorgestellt (meine Übersetzung):

«Johanna Hanefeld leitet das Zentrum für internationalen Gesundheitsschutz und koordiniert die internationale Arbeit des Robert-Koch-Instituts in Berlin – Deutschlands Nationalem Institut für öffentliche Gesundheit. Ausserdem ist sie Professorin für Globale Gesundheitspolitik an der London School of Hygiene and Tropical Medicine, wo sich ihre Arbeit auf Politik und Systemanalyse konzentriert.»

Ich konnte dort keinen Hinweis auf eine Teilnehme von Frau Hanefeld oder der Teilnehmer generell in privater Funktion finden, im Gegenteil, die Teilnehmer werden vorgestellt als «10 aktuelle und ehemalige Gesundheitsminister und hochrangige Beamte des öffentlichen Gesundheitswesens aus Senegal, (…) und Deutschland sowie Bill Gates, dem Ko-Vorsitzenden der Bill & Melinda Gates Foundation».

Da ist nicht von unabhängigen Experten die Rede und es gab auch abseits von Hanefeld keinen deutschen Teilnehmer, auf den die Bezeichnung «hochrangiger Beamter des öffentlichen Gesundheitswesens aus Deutschland» gemünzt sein könnte.

Dass das RKI nicht gern in Verbindung mit «Catastrophic Contagion» gebracht wird, ist verständlich. Ich habe im Dezember schon geschrieben (auch auf Englisch), warum diese Pandemieübung ziemlich anrüchig war. Weil das Teil eines längeren Berichts über die WHO-Reform war, will ich es hier gekürzt für den Kontext wiederholen.

«Catastrophic Contagion»: Eine Übung, um Afrika einzuschüchtern

Die Übung kann nämlich als ein Mittel verstanden werden, Druck auf afrikanische Regierungen auszuüben, damit diese der von den USA vorgeschlagenen, bei vielen ärmeren Ländern unbeliebten Verschärfung der Internationalen Gesundheitsvorschriften (IHR) und einem WHO-Pandemieabkommen zustimmen.

Der Druck hat in Sachen IHR-Reform nicht gewirkt oder nicht gereicht, denn die aus Regierungsvertretern bestehende IHR-Prüfungskommission hat im Februar die US-Vorschläge abgelehnt, weil neben China auch viele afrikanische Länder eine drastische Beschneidung ihrer Souveränität befürchteten.

Geprobt wurde die Reaktion auf eine neue tödliche Pandemie, die vor allem Kinder und Jugendliche betrifft. Schauplatz war die Jahrestagung von Grand Challenges in Brüssel. Grand Challenges wurde von der Gates-Stiftung ins Leben gerufen und bringt «Finanzierungs- und Forschungspartner», den Privatsektor und die Regierungen der Empfängerländer in Sachen Förderung der internationalen Gesundheit und Entwicklung zusammen.

Dieser Rahmen dürfte für beträchtliche Kooperationsbereitschaft der Eingeladenen aus Empfängerländern gesorgt haben. Er ist beispielhaft für die Methode Zuckerbrot-und-Peitsche, mit der arme Länder davon überzeugt werden, ihrer Entmachtung zuzustimmen.

Die Gates-Stiftung und Johns Hopkins waren 2019 zusammen mit dem Weltwirtschaftsforum auch die Organisatoren des berüchtigten Event 201 gewesen, einer Übung wenige Monate vor Beginn der SARS-CoV-2-Panik. Dabei wurde die Reaktion auf ein SARS-ähnliches Virus geprobt, «das jedoch von Menschen mit geringen Symptomen in starkem Mass verbreitetet werden kann», was sich als prophetisch herausstellen sollte, jedenfalls wenn man der späteren Panikmache vor den symptomfreien Superspreadern glauben möchte.

Die Wahl des Szenarios von Catastrophic Contagion ist beängstigend, weil es die Organisatoren zu dem Schluss bringt, dass ein Virus, das junge Menschen betrifft, eine neue Rechtfertigung für Schulschliessungen und allgemeine Lockdowns liefern könnte, die im Zusammenhang mit dem Coronavirus heute meist als etwas zwischen einem schweren Fehler und kriminellem Fehlverhalten angesehen werden. Es bleibt zu hoffen, dass sich diese Übung als weniger prophetisch erweisen wird als Event 201. Die erste «Lehre» aus dieser Übung lautete:

«Selbst eine Gruppe von einigen der weisesten und erfahrensten internationalen Führungspersönlichkeiten des öffentlichen Gesundheitswesens, die COVID-19 miterlebt haben, rang mit gegensätzlichen Ansichten darüber, ob Länder Reisebeschränkungen verhängen oder Schulen schliessen sollten, um zu versuchen, eine schwere neue Epidemie einzudämmen, von der unverhältnismässig viele Kinder betroffen waren. (…) Die Einrichtung eines internationalen Netzwerks nationaler Führungskräfte im Bereich der öffentlichen Gesundheit nach dem Vorbild des in unserer Übung erwähnten professionalisierten ‹Pandemiekorps› könnte den Ländern wesentlich dabei helfen, bei grossen Epidemien Leben und Lebensgrundlagen zu retten und sich schneller zu erholen. Politische Entscheidungsträger, die mit der Sicherheit ihrer Bürger betraut sind, könnten von den Konsensmeinungen einer solchen Gruppe profitieren, anstatt spontane, folgenschwere politische Entscheidungen treffen zu müssen, wenn bei gefährlichen Ausbrüchen Menschenleben auf dem Spiel stehen.»

Die Botschaft an die teilnehmenden Regierungsvertreter war eindeutig: Diese Entscheidungen sind zu schwierig und gefährlich, als dass Sie sie in Eigenregie treffen könnten und sollten. Besser, einfacher und sicherer ist es, sie den Experten zu überlassen (die von der WHO entsandt werden).

Die anderen Lehren könnten wie folgt zusammengefasst werden: Man sollte dem Pandemievertrag und den neuen Gesundheitsvorschriften zustimmen, verstärkt auf Propaganda und Zensur setzen und mehr Geld in die Pharmaindustrie stecken.

Das entspricht zwar ziemlich genau dem, wofür das RKI und sein Dienstherr Karl Lauterbach die ganze Zeit schon stehen und werben. Aber es ist ein Programm, mit dem man sich sehr viel Kritik einhandelt. Also ist es am einfachsten, offiziell nichts damit zu tun zu haben.

Das RKI hat auf meine Bitte um Stellungnahme zu den hier aufgeführten Kritikpunkten bisher nicht geantwortet. Sollte das Institut noch Stellung nehmen, wird das an dieser Stelle nachgereicht und in der Rubrik «Kurz gemeldet» vermerkt.

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Norbert Häring, Jahrgang 1963, ist Wirtschaftsjournalist, promovierter Volkswirt, Blogger und Autor mehrerer populärer Wirtschaftsbücher.



Quelle:

Norbert Häring: Das RKI will mit der Pandemieübung „Catastrophic Contagion“ nichts mehr zu tun haben – 18. April 2023

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