Foto: Markus Wissmann/Shutterstock

Boris Palmer und das Ende im Gelände der linken Empörung

Wer hätte das denn noch erwartet … ?! Wir leben also immerhin noch in einer schwächelnden, aber doch lebenden Demokratie. Diese erholt sich offenbar gerade vom gruseligen Schrecken der Merkel-Jahre und richtet sich langsam wieder auf. Nach dem künstlich hysterisierten Eklat um Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer und seine öffentlich gesprochenen „N-Worte“, lässt einen die Resonanz darauf erstaunen.

Von Hans S. Mundi

Grüngenosse Palmer war bereits schon im parteiinternen, politischen Vorruhestand, jetzt zog er die Reißleine und verlässt den toxischen Komposthaufen (Jouwatch berichtete) der Grün_innen endgültig. Zwar gibt es nun bei deren Anhängern durchaus erkennbare bzw. hörbare Stimmen der Erleichterung, denn jegliche, von der Parteilinie abweichende, eigene Meinung, ist im Club der durchgeknallten Neostalinisten eigentlich nicht gern gesehen, aber ungewöhnt pöbelfrei. Es geht wundersamerweise eher verhalten und gemäßigt bis diplomatisch in den Stellungnahmen zur Personalie Palmer zu.

Insbesondere in Palmers politischem Südwest-Landesverband wird der Mann, der als Grüner u.a. auch die katastrophale Migrationspolitik und die zum Teil daraus resultierenden Exzesse macheten- und messerschwingender Flüchtilanten heftig kritisierte, eher geschont. Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann etwa sagt leise Servus und winkt lächelnd Richtung Tübingen aus Stuttgart: „„Aus der Situation, in er sich damit selbst gebracht hat, muss er selbst rausfinden.“ Dennoch nötige ihm die Entscheidung Respekt ab. Kretschmann sagte, er sei mit Palmer politisch und persönlich befreundet – „und das bleibe ich auch“.“ https://www.tagesspiegel.de/politik/ich-wunsche-ihm-ein-gutes-leben-grunen-chef-aussert-respekt-fur-palmers-austritt–aber-kein-bedauern-9748394.html

Über den streitlustigen Palmer wurde bei den Grünen und dem angrenzenden politischen und medialen Umfeld schon seit vielen Monaten immer wieder heftig gestritten. Palmer ist hierbei ein komplett ähnliches, auffallend politisches Phänomen in der merkelverhunzten BR’D’DR, genau so wie Thilo Sarrazin bei der SPD, Hans-Georg Maaßen bei der CDU oder Sarah Wagenknecht bei der Linkspartei – der politische Korridor ist ein extrem eng gelegter Thementagesbefehl dem im kollektiven Gleichschritt der Blockparteien (außer AfD, teils manchmal auch der wendehalsigen CSU oder der nicht minder wackeligen FDP) bedingungslos zu folgen ist.

Palmer war so bereits in linken Wortmeldungen bei vorherigen Gesinnungsmeinungs-Schlachten wahlweise „Rassist“, ein „Rechter“ oder gleich ein „Nazi“. Nun aber, wo ihn die ökolinke Einheitsfront endlich aus der Partei der Grünen rausgeekelt hat, macht sich ein seltsamer Katzenjammer bemerkbar. Schlicht gesagt: Es ist kein deutlicher Triumpf hörbar, etwa im Vergleich zum frohen Gejohle und Gepöbel als es bei der SPD um den kritische Bücher schreibenden Thilo Sarrazin („Deutschland schafft sich ab“) öffentlich bei parteilichen Schauprozessen um Ausschluss aus derselben ging.

„Der Grünen-Vorsitzende Omid Nouripour hatte Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer zuvor Respekt gezollt für seinen Parteiaustritt, aber kein Bedauern darüber geäußert. „Es gab ja Gründe, warum wir viele Diskussionen alle miteinander hatten“, sagte er am Dienstag im ZDF-„Morgenmagazin“. Palmers Schritt sei „respektabel, und ich wünsche ihm ein gutes Leben“.“ https://www.tagesspiegel.de/politik/ich-wunsche-ihm-ein-gutes-leben-grunen-chef-aussert-respekt-fur-palmers-austritt–aber-kein-bedauern-9748394.html

Auch wenn sich in den kommenden Tagen der extreme linke Gesinnungsfuror gegen Boris Palmer doch noch etwas mehr entfalten dürfte, so lenkt das nicht mehr davon ab, dass hierbei weit unterhalb das einfache Volk erst recht deutlich umschwenkt. Wer in jüngster Zeit mal wieder bei Bahnreisen oder auch daheim zu Tageszeitungen gegriffen hat, dem dürfte aufgefallen sein, dass offensichtlich gerade auch in den Strammlinks-Haltungsmedien der gesunde Menschenverstand in unterschiedlichen Dosierungen schleichend zurückkehrt. War man zu Merkels Zeiten noch gewohnt, dass selbst in den Spalten der Leserbriefe das Wort fast auschließlich die Anhänger der ökolinken Mainstream-Wende und des allgemeinen ökolinken Spektrums erhielten, so muss die protestierende Leserbriefflut „von rechts“ inzwischen offenbar so immens geworden sein, dass man hier von der Zensur immer mehr abrückt und Otto Normalo reden bzw. schreiben läßt. Der Wind dreht sich.

Der bekanntlich linksstehende und Grünen-freundliche Berliner „Tagesspiegel“ musste vor der Haustür gerade miterleben, wie die Wählerinnen und Wähler an der Spree eine linksexremistische Chaosstadtregierung aus den Ämtern fegte. Die CDU stellt nun den Bürgermeister – und die dortigen wahrlich Giftgrünen sind erstmal raus den Regierungssesseln, mitsamt der ideologisch bornierten SED-Linkspartei. Das wird noch aber auch noch unterstrichen, wenn man folgendes liest.

Der „Tagesspiegel“ hatte gerade die Schleusen zum Fall Boris Palmer geöffnet und seine Leser nach ihrer Meinung zum „N-Wort“ und dem bösen, bösen Boris Palmer befragt. Das Ergebnis erscheint wie ein kleines Wunder. Ausgerechnet aus der Hauptstadt kommen aus einem, wirklich bedeutsamen und eher linksorientierten Zeitschriften-Medium Worte hervor, die man in dieser Stadt, in dieser Zeitung, nicht für möglich gehalten hätte. Es folgen einige ausgewählte Statements aus dem „Tagespiegel“ mit einem geleitenden Motto: Weiter so, Deutschland, wir schaffen das Merkel ab!

AUSZUG AUS DEN LESERZUSCHRIFTEN AN DEN BERLINER „TAGESSPIEGEL“ – ZITATE IM ORIGINAL (siehe Quellennachweis, unten)

“Bouillon01
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass das N-Wort auch von Afroamerikanern untereinander gebraucht wird! Sogar die schlimmere Form das Ausdrucks! Es geht darum, dass es die Machtverhältnisse spiegelt, wenn es ein weißer, privilegierter Mensch zu einem dunkelhäutigen Menschen sagt! Es kommt auf die zugrunde liegenden Machtverhältnisse an, darin liegt die Brisanz.

Upps2000
Ne, er ist kein Heiliger. Hat er auch nie behauptet. Aber die Diskussion ist wirklich absurd geworden. Wenn es nicht möglich ist, rassistische Äußerungen zu zitieren, wenn man über sie spricht, wird es absurd. Der Magieglaube bei der Benutzung einzelner Wörter ist schon beeindruckend. In der Vergangenheit wurde das Ne-Wort im Gegensatz zum Ni-Wort durchaus auch nicht rassistisch verwendet. Vielleicht aus Unwissenheit, vielleicht aus Ignoranz. Aber der Vater von Pippi Langstrumpf und der junge Eisenbahner mit der stets kaputten Hose waren nun doch sehr positive Figuren.
Auch das M-Wort war sicher klischeebeladen, aber Apotheken werden typischerweise nicht mit Schimpfwörtern bezeichnet. Auch die heiligen 3 Könige sind ja doch nicht so die Negativfiguren. Rassismus ist absolut widerlich, wird aber sicher nicht auf diese Weise bekämpft.

FrankNFurter
Palmers Ausführungen zu Sachthemen, gehören zum sach- und fachkundigsten, was man in Deutschland überhaupt zu hören bekommen kann. Beispielsweise seine sehr differenzierten Ausführungen zu Fernwärme als Netzwerk-Technologie versus individueller Ausstattung mit Wärmepumpen. Auch seine Darstellungen zu ganz pragmatischen Fragen in Flüchtlingsfragen sind so angenehm unideologisch und differenziert. Er hat für Flüchtlinge in Tübingen ganz pragmatisch mehr getan, als all seine geifernden Gegner in Summe.
Natürlich hat sich Palmer auch ungeschickt angestellt, aber wenn jemand wie er nun schon seit einiger Zeit von einem Mob richtiggehend gejagt wird, zudem jemand mit seinem familiären Hintergrund, dessen Großvater bereits als Jude gejagt und denunziert wurde, und dessen Vater sich zeitlebens gegen Antisemitismus aufgelehnt hat, dann versteht man vielleicht, warum ein so kluger Mensch wie Palmer ab und an die Nerven verliert.
Umgekehrt: hätte jede Stadt in Deutschland einen Bürgermeister vom Format eines Boris Palmer, würde es Deutschland auf vielen Gebieten wesentlich besser gehen. Jetzt ist er zur Strecke gebracht.“

d0ddb88c439c4cd2befcdaf867a38697

Entdecke mehr von Journalistenwatch

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen