Lamya Kaddor (Foto:Imago)

Müsli-Kaddor und der deutsche Phantomrassismus

Man weiß nicht, ob man weinen, lachen oder vor Zorn in die Tischkante beißen soll ob der fortschreitenden Fehlentwicklungen und Absurditäten im Zeitraffer, die sich in diesem Land schier unaufhaltsam vollziehen. “Die Grünen-Abgeordnete und frühere t-online-Kolumnistin Lamya Kaddor ist offenbar Opfer einer rassistischen Attacke geworden”, schreibt eben besagtes “t-online”. Der “Rassismus-Eklat”, den Kaddor selbst publik gemacht hatte und mit dem sich nun der Ältestenrat beschäftigt soll, sah so aus:  “Gestern erlebte ich #Rassismus gegen mich im Innenausschuss des Deutschen Bundestags… Dass ich das selbst im Hohen Haus erleben musste, ist inakzeptabel. Aber allein kann ich dagegen nicht kämpfen. Das ist gemeinsame Aufgabe!” Das schrieb Kaddor auf Twitter.

Wer nun meint, der “Rassimus im Innenausschuss” hätte in einem Verweis auf Kaddors Abstammung verweigerten Händedruck, in einer ausländerfeindlichen Bemerkung oder womöglich darin gelegen, dass man vor ihr ausspuckte, irrt. Tatsächlich hing es darum, dass Kaddor, den Mund voll Müsli, dem fraktionslosen AfD-Politiker Matthias Helferich einfach ins Wort gefallen war, während dieser gerade Ausführungen zum Thema Clan-Strukturen in Deutschland machte. Helferich erwiderte, völlig korrekt und zutreffend, dass der Grundsatz “Mit vollem Mund spricht man nicht” zur abendländischen Kultur gehöre, und forderte Kaddor auf, sich zudem die Hand vor den Mund zu halten, denn gleichzeitig Kauen und Sprechen verträgt sich bekanntlich nicht gut.

Deutschland hat ein Phantomrassismus-Problem

Kaddor dachte freilich nicht an Selbstkritik und entschuldigte sich auch nicht für ihr prolliges Verhalten. Stattdessen beschwerte sie sich beim Ausschussvorsitzenden, der allerdings “keine Handhabe” gesehen habe. Der Rest des Ausschuss habe, jammert sie, “kaum Protest” gezeigt. Vielleicht deshalb, weil parteiübergreifend jeder wusste, dass Helferich hier völlig im Recht war? Eine Benimmregel, die zum Grundsatzteil selbst jeder oberflächlichen Erziehung gehört und auf deren Einhaltung bis vor nicht allzu langer Zeit im Hohen Haus des Bundestages schon aus Respektgründen kein Abgeordneter hätte hingewiesen werden müssen, zum “Rassismus” aufzubauschen – mehr braucht es eigentlich nicht für den ultimativen Nachweis, dass Deutschland garantiert kein Rassismusproblem, dafür aber ein massives Phantomrassismusproblem hat.

Doch zum Glück gibt’s zur Verstärkung ja die Gesinnungsmedien, die jede noch so dreiste Befindlichkeitsstörung und Opferanamnese ungefiltert nachdrucken und wiederkäuen. Außer Kaddors früherem Publikationsorgan “t-online” trifft das auf fast jedes Mainstreamformat zu – und spätestens der Hinweis, dass Helferich “in der AfD zum rechtsnationalen ‘Flügel’ um den Thüringer AfD-Chef Björn Höcke gehört”, macht jedes Interesse an einer objektiven und wahrheitsgetreuen Darstellung des Sachverhalts hinfällig.

Unsägliche Willfährigkeit der Haltungspresse

Stattdessen darf sich Kaddor dann pathetisch wie folgt zitieren lassen: “Es geht mir dabei gar nicht um meine Person… Aber als Abgeordnete sehe ich mich in der Verantwortung für alle Menschen mit Migrationshintergrund. Im Kampf gegen Rassismus brauchen wir eine wehrhafte und solidarische Gesellschaft.” Diesen blühenden Blödsinn bekommt heute zu hören, wer in Deutschland eine unberührbare Vertreterin der migrantischen, insbesondere der muslimischen Zuwanderungsgesellschaft auf simple Manieren hinweist.

Man weiß nicht, was einen fassungsloser zurücklässt – der Versuch Kaddors, einen Hinweis auf Regeln von Anstand und Sitte als “Beleidigung” oder gar “Rassismus” zu deuten, oder die unsägliche Willfährigkeit der Haltungspresse, ihr in dieser Rotzfrechheit eins zu eins zu folgen.   Wenn Kaddor in der nächsten Sitzung einen fahren lässt und ein AfD-Mann bittet darum, das Fenster zu öffnen, wäre auch das “Rassismus”, logisch. Grüne, Politiker mit zelebriertem Migrationshintergrund und andere Profi-Herumopferer könnten sich vermutlich im Plenum unterm Sitz erleichtern, und wer daran Anstoß nimmt, beweist seine niedere antidemokratische und im Zweifel fremdenfeindliche Gesinnung. Diese Presse würde auch dann ihren politischen Lieblingen alles durchgehen – bekanntlich tut sie das auch, wenn es um weit Gravierenderes geht als eine fehlende Kinderstube. (DM)

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