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Das Netzwerk der Hammerbande

Haftverschonung“: Nach dem Urteil schickte der Richter Lina Engel nach Hause. Der Ausgang des „Antifa-Ost-Verfahrens“ vor dem OLG Dresden ist eine Farce. Die Hauptbeschuldigte bekam fünf Jahre und drei Monate – und wurde trotzdem noch am Abend auf freien Fuß gesetzt. Wir fassen das Urteil zusammen und geben einen Überblick über das nach wie vor aktive Netzwerk der Linksterroristin: Wer gehört dazu, wer sitzt im Knast, wer ist auf der Flucht?

Ein Beitrag von EinProzent

Nach 98. Verhandlungstagen im Hochsicherheitssaal des Oberlandesgerichts Dresden hat der größte Antifa-Prozess der jüngeren Geschichte ein vorläufiges Ende gefunden. Lina Engel und drei männliche Mittäter wurden wegen Mitgliedschaft in bzw. Unterstützung einer kriminellen Vereinigung zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Nach Überzeugung des Gerichts hatten die Linksextremisten zwischen 2018 und 2020 teils lebensbedrohliche Überfälle auf 13 Opfer begangen. Oder, um es plastisch auszudrücken: Sie brachen Knochen und schlugen Schädel ein, bevorzugt mit Hämmern oder Totschlägern, was der Gruppe den Namen „Hammerbande“ beibrachte. Trotzdem sind sie alle auf freiem Fuß – auch die Rädelsführerin. Völlig überraschend setzte der Vorsitzende Richter Hans Schlüter-Staats den Haftbefehl gegen die 28-Jährige außer Vollzug, bis das Urteil rechtskräftig ist. Es roch nach Angst vor dem linken Terror: Zuvor hatten Linksextremisten für Samstag, den „Tag X“, nicht nur eine Million Euro Sachschaden für jedes Haftjahr, sondern auch „Stahlkugeln“ und „Mollie[s]“ auf Polizeibeamte angekündigt.

Auch die Auflagen für Deutschlands bekannteste Linksextremistin sind ein schlechter Scherz: Lina Engel muss sich zweimal wöchentlich bei der Polizei melden, darf ihren Wohnsitz nur mit Genehmigung wechseln und muss ihren Pass abgeben. Begründet wurde die Freilassung unter anderem damit, dass Engel in der Untersuchungshaft (JVA Chemnitz, seit November 2020) eine Tischlerlehre absolvierte, an Rheuma erkrankt und obendrein noch durch „vorverurteilende“ Berichterstattung in alternativen Medien gestraft sei. Auch habe sie mit ihrem „Heldenstatus“ eine schwere Bürde zu tragen (Schlüter-Staats: „Ihre größte Hypothek“). Mit dieser Rechtfertigungsorgie blieb das Urteil weit hinter der Forderung des Generalbundesanwalts zurück, der acht Jahre Haft gefordert hatte.

Vor allem aber ignorierte das Gericht völlig, dass die vier Angeklagten Teil eines deutlich größeren linksextremen Netzwerks sind, dessen Mitglieder nach wie vor aktiv sind und sich immer weiter radikalisieren. Einem Bericht der Welt zufolge hat die Bundesanwaltschaft die Anklage jüngst um fünf Verdächtige erweitert, insgesamt sollen die Ermittler von 15 Mitgliedern der kriminellen Vereinigung ausgehen. In Wahrheit dürfte der Personenkreis sogar noch deutlich größer sein. Während nun also vier Täter erstinstanzlich verurteilt wurden (noch nicht rechtskräftig) und einer in Ungarn in Haft sitzt, sind die allermeisten noch auf freiem Fuß. „Besorgniserregend“ findet sogar der notorisch rechtsfixierte VS-Präsident Haldenwang, dass große Teile der Gruppe untergetaucht sind, um sich einer Verhaftung zu entziehen – und aus der Illegalität weiter schwerste Straftaten begehen („Ein Prozent“ geht von derzeit acht flüchtigen Personen aus). Aus Sicht der Behörde sei klar, dass die Gruppe trotz des laufenden Strafprozesses „fortbesteht und nicht vor weiteren Angriffen zurückschreckt“.

Zur Erinnerung: Als gesichert kann gelten, dass die Bande neben den bisher verurteilten Taten (!) auch hinter den Anschlägen auf einen Thor-Steinar-Laden in Dortmund (November 2019) sowie den früheren JN-Vorsitzenden Paul Rzehaczek in Eilenburg (März 2021) oder zum „Tag der Ehre“ in Budapest (Februar 2023) steckt. In zahlreichen weiteren Fällen gibt es starke Verdachtsmomente: In Leipzig wären hier die Prügel-Attacke auf einen NPD-Politiker 2015, politisch motivierte Wohnungseinbrüche 2015/2016 sowie ein weiterer schwer verletzter Handwerker in Connewitz oder der Überfall auf eine Mitarbeiterin einer Immobilienfirma in deren eigener Wohnung 2019 zu nennen. In Dessau kam es 2019 zu einem Bahnhofs-Hinterhalt mit mehreren Schwerverletzten, der in der Vorgehensweise exakt jenem Überfall in Wurzen gleicht, für den Lina Engel jetzt verurteilt wurde. 2020 wird dann ein Rechter in Dresden von als DHL-Boten getarnten Linksextremisten mit einem Hammer zusammengeschlagen – das Opfer war zuvor von Engels Freund Johann Guntermann bedroht worden. Zuletzt schlugen die Linksextremisten schwerpunktmäßig in Erfurt zu: Im Mai 2021 brachen falsche Polizisten einem Fußballfan ein Bein und übergossen dessen hochschwangere Freundin mit Chlor; im April 2022 folterten bislang unbekannte Täter die Verkäuferin eines Thor-Steinar-Geschäfts; im Januar 2023 wurden zwei junge Männer mit einer Axt lebensgefährlich verletzt. Wenn Lina Engels Mittäter nicht rechtzeitig gestoppt werden, dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis es Tote gibt.

„Ein Prozent“ deckt das bisher bekannte Netzwerk der Linksterroristen auf:

Lina Engel

Als Rädelsführerin der sogenannten Hammerbande bekam die 28-Jährige fünf Jahre und drei Monate Haft, die sich jedoch – die Anrechnung ihrer U-Haft sowie vorzeitige Entlassung vorausgesetzt – auf wenige Monate reduzieren dürften. Sowieso ist die Verurteile vorerst frei. Dabei sah das OLG Dresden als erwiesen an, dass die gebürtig aus Kassel stammende Studentin (Erziehungswissenschaften, Uni Halle) eine „herausgehobene Stellung“ in der kriminellen Vereinigung eingenommen, Opfer ausgespäht und bei Attacken das Kommando übernommen hat. Verurteilt wurde sie für zwei Angriffe auf die rechte Kneipe „Bulls Eye“ in Eisenach 2019, die Prügel-Attacke auf einen Kanalarbeiter in Leipzig-Connewitz im selben Jahr sowie einen Hinterhalt am Bahnhof Wurzen im Februar 2020 (siehe unter Jannis Röhling). Die Tatbeteiligung an weiteren Überfällen in Leipzig und Wurzen wollte das Gericht nicht nachweisen können.

Seitdem Lina Engel im November 2020 in ihrer damaligen Wohnung im Szeneviertel Leipzig-Connewitz verhaftet und mit dem Polizeihubschrauber nach Karlsruhe geflogen wurde, saß sie in Untersuchungshaft. Die Ermittler gingen davon aus, dass sie ihrem untergetauchten Freund Johann Guntermann (siehe unten) in den Untergrund folgen wollte. Dafür spricht, dass Engel ihr Aussehen veränderte, Verkleidungen, Brillen und Perücken nutzte. Bei einer Hausdurchsuchung fand das LKA den gestohlenen Ausweis einer jungen Frau namens Lisa M., in deren Rolle sie offenbar schlüpfen konnte. Hinzu kamen 3.090 Euro Bargeld sowie 26.000 Euro auf einem Konto, dessen Herkunft sich die polizeiliche Finanzermittlung nicht erklären kann – angeblich eine „Altersvorsorge“…

Über die Frage, ob Lina Engel jetzt tatsächlich untertaucht oder sogar zu einer „krasseren“ Version von Luisa Neubauer wird und durch die Talkshows tingelt, haben wir uns hier Gedanken gemacht.

Lennart Zaphod Arning

Er wurde auf frischer Tat ertappt: Beim Überfall auf die als rechts geltende Kneipe „Bulls Eye“ in Eisenach fuhr der Mathe-Student (Uni Leipzig) den von Lina Engel genutzten VW Golf mit gestohlenen Leipziger Kennzeichen. Die Polizei stoppte das Fahrzeug nach einer waghalsigen Flucht, bei der Tobias Edelhoff und Paul Müntnich (siehe unten) entkommen konnten, weshalb die beiden diese Woche (noch) nicht vor Gericht standen. Der 28-Jährige mit dem Spitznamen „Mio“ stammt aus gutbürgerlichem Hause: Mutter Silke ist Ratsfrau in Braunschweig (BIBS-Fraktion), wo sie die Klebe-Proteste der „Letzten Generation“ unterstützt und „kein Milimeter nach rechts“ fordert. Auch Sohn Lennart griff offenbar gerne staatliche Gelder ab. Laut der Rechercheplattform „Dokumentation Linksextremismus“ erhielt er von Juni bis November 2019 – also just im tatrelevanten Zeitraum – knapp 2.800 Euro vom Netzwerk für Demokratie und Courage e.V., gefördert durch das Bundesfamilienministerium. Aufhorchen lässt außerdem, was Ermittler bei einer Hausdurchsuchung entdeckten: Wie die Welt berichtete, war Lennart Arning im Besitz eines Ausweisdruckers mit behördlicher Kennzeichnung. Offenbar bereitete man sich schon vor Jahren auf ein Leben in der Illegalität vor. Das Urteil des Oberlandesgerichts Dresden: Drei Jahre Haft ohne Bewährung. Ob Arning noch ein paar Blanko-Pässe hat?

Lennart%20ArningQuelle: Screenshot Instagram. Bild von 2015.

Jannis Röhling

Als das LKA Sachsen im Herbst 2020 die Wohngemeinschaft des arbeitslosen Langzeitstudenten in der Leipziger Brandstraße durchsuchte, dauerte es laut einem Polizeibericht gerade einmal zehn Minuten, bis „Frau Juliane Nagel“ am Einsatzort auftauchte. Die Landtagsabgeordnete und Stadträtin (Die Linke) gehört zu den bekanntesten Gesichtern, die sich öffentlich mit Lina Engel solidarisieren – sie wurde erst gestern wieder auf einer linksextremen Demonstration verhaftet. Angeblich will sie diese aber nur „flüchtig“ kennen. Nachdem sie einen Tweet über die Razzia abgesetzt hatte, verschwand Nagel wieder – kurz darauf wurden die Beamten von Vermummten mit Steinen attackiert. „Als ein vermummter Bulle in Zivil mit einer schusssicheren Schutzweste im Hauseingang seinem Auto zu Hilfe eilen wollte, schmissen wir kurzerhand die restlichen Steine durch die verglaste Haustür auf ihn“, las man in einem Bekennerschreiben auf „Indymedia“. Jetzt ist Jannis Röhling als Unterstützer einer kriminellen Vereinigung zu zwei Jahren Haft verurteilt worden. Neben der Attacke in Eisenach soll der 38-Jährige gemeinsam mit Lina Engel und Philipp Jonathan Mohr im Januar 2020 am Überfall auf abreisende Teilnehmer des Trauermarschs anlässlich des 75. Jahrestags der Bombardierung Dresdens beteiligt gewesen sein. Als diese am Bahnhof Wurzen ausstiegen, wurden sie von 15-20 Vermummten attackiert. „Am Boden liegend erhielten sie Tritte gegen den Kopf sowie weitere Schläge mit Teleskopschlagstöcken. Hierdurch erlitten sie erhebliche, potentiell lebensgefährliche Verletzungen“, so die Anklage. Unter den Opfern war auch ein 15-Jähriger.

Philipp Jonathan Mohr

Der geborene Duisburger, Spitzname „Nero“, ist kein Unbekannter: In Weimars linker Szene sozialisiert, zog es ihn früh nach Berlin. „Für Autonome ist das die Anlaufstelle in Deutschland“ sagte er dem Magazin Vice in einer linksextremen Homestory. Auch aufgrund dieses ausgeprägten Selbstdarstellungstriebs fällt die Solidarität der Hauptstadt-Antifa eher pflichtbewusst-verhalten aus. „Vorgeworfen wird M. und seinem Umfeld die fehlende Auseinandersetzung mit ‚mackerhaftem Verhalten‘“, schreibt die taz. Vor ein paar Jahren sah das noch anders aus: Weil er im Juni 2017 bei einer illegalen Demo in der Rigaer Straße einen Polizeihubschrauber blendete, bekam er 18 Monate Haft ohne Bewährung – und konnte sich der „Free Nero“-Slogans sicher sein. Auch Linas Freund, Johann Guntermann, sprühte Solidaritätsnoten. Nach seiner Haftentlassung dauerte es nicht lange, bis Mohr wieder aktiv wurde. Für den zweiten Überfall auf das „Bulls Eye“ in Eisenach lieh er der Bande sein Auto, ein bereits geplanter Hinterhalt auf einen Leipziger Juristen wurde von der Polizei verhindert. Der 29-jährige Kampfsportler wollte zu den „Krassen“ gehören, wie wir aus den Aussagen des Kronzeugen wissen, und so ließ er sich sogar §129 (Bildung einer kriminellen Vereinigung) tätowieren. Das OLG Dresden lieferte wie bestellt: Unter Anrechnung seiner Vorstrafe wurde Mohr wegen Unterstützung einer kriminellen Vereinigung zu drei Jahren und drei Monaten Haft verurteilt. Immerhin verschafft das Urteil „Nero“ eine neue Bühne: Noch vor dem Gericht hielt er eine Rede, in der er Gewalt als „Mittel, welches notwendig und legitim ist im Kampf gegen Unterdrückung und Herrschaft“pries.

Johann Guntermann

Seit 2020 ist er auf der Flucht: Johann Guntermann, genannt „Lücke“, gilt als Drahtzieher der Gruppe, der die Opfer auswählt und Mittäter für seine „Projekte“ rekrutiert. Der (frühere?) Lebensgefährte von Lina Engel hat eine lange kriminelle Karriere vorzuweisen, die in Bayern begann. Bereits zwei Mal saß er hinter Gittern. Staatschützer attestieren ihm eine erhebliche Gewaltbereitschaft, Skrupellosigkeit und Professionalität. Guntermann ist als „Gefährder“ eingestuft, eine Person, der jederzeit eine schwere Straftat – etwa ein Terroranschlag – zugetraut wird. Kein Wunder, dass der Generalbundesanwalt mit einem internationalen Haftbefehl nach ihm fahnden lässt. Im März entging der 30-Jährige in Leipzig-Connewitz offenbar in letzter Minute einem Zugriff des SEK, das nach einer flüchtigen „Person mit besonderen Merkmalen an Fingern und Händen“ suchte. Guntermann hat in Frakturschrift „Hate Cops“ auf die Finger tätowiert (möglicherweise inzwischen entfernt).

Trotz des Fahndungsdrucks begeht „Lücke“ aus dem Untergrund weiter schwerste Straftaten. Zuletzt trat er bei der Gewaltorgie zum „Tag der Ehre“ in Budapest in Erscheinung: Zwischen dem 9. Und dem 12. Februar 2023 soll er als Teil einer Gruppe von etwa 15 Linksextremisten mehrere Menschen überfallen haben, die die Täter aufgrund ihrer Kleidung für „Rechte“ hielten. Kriminalisten konnten Guntermann anhand von Bewegungsmustern auf Überwachungsvideos digitalforensisch identifizieren.

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Paul Joscha Müntnich

Auch er ist wegen des Überfalls in Budapest auf der Flucht: Ermittler gehen davon aus, dass der 26-Jährige mit dem Spitznamen „Bolle“ gemeinsam mit Guntermann im Untergrund lebt. Vor seinem Abtauchen studierte er Anthropologie in Leipzig, dozierte auf YouTube über Marx‘ Historischen Materialismus und stand im Southpaw Gym im Ring. Der Polizei war er zwar wegen Körperverletzung und Drogendelikten bekannt, doch zum Kreis der Tatverdächtigen zählte er anfangs nicht. Erst durch die Aussagen des Kronzeugen Johannes D. wurde während des Gerichtsprozesses publik, dass Müntnich unter anderem bei Überfällen der Gruppe in Dortmund und Eisenach dabei war. Weil er nach der zweiten Attacke auf das „Bulls Eye“ entkommen konnte, saß er nicht neben Lina auf der Anklagebank. Dem Opfer der missglückten Tat soll er zuvor noch gedroht haben, ihn beim nächsten Mal zu ermorden.

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Tobias Edelhoff

Tobias Edelhoff wuchs in Lohmar (bei Bonn) in gutem Hause auf. Seine Karriere in der Antifa-Szene startete in Siegburg, wo er als „Gender-Bender“ bekannt war, der gerne auch mal in Frauenklamotten schlüpfte. Der Umzug nach Neukölln brachte für den Erzieher offenbar den Imagewechsel zum Antifa-Hool. Als Teil des Berliner Netzwerks von Lina Engel ist er aber vor allem ein echter Fall von Behördenversagen: Bei der bereits geschilderten Verfolgungsjagd nach dem (zweiten) Überfall in Eisenach im Dezember 2019 versucht der 29-Jährige über die winterlichen Felder zu entkommen. Schließlich wird er durchgefroren und verschlammt an der Bundesstraße 400 aufgegriffen. Lina Engel, ebenfalls nach dem Überfall geschnappt, landet kurz darauf in Untersuchungshaft – doch Edelhoff bleibt weiterhin auf freiem Fuß. Nur deshalb kann er in Budapest wieder zuschlagen. Dieses Mal aber hatte der Berliner weniger Glück. Ungarische Zielfahnder identifizierten ihn anhand seiner Kleidung und zerrten ihn aus einem Taxi. Jetzt sitzt er in Budapest hinter Gittern und wird konsularisch betreut. Man darf davon ausgehen, dass die örtlichen Richter weniger zimperlich sind als die Deutschen.

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Thomas Jacobs

Der 46-Jährige hat eine langjährige Geschichte in der Berliner Autonomen-Szene. Mutmaßlich über den gemeinsamen Kampfsport mit Mohr und Edelhoff kam er in Kontakt mit der Gruppe um Lina Engel, wurde deren „Trainer“: Wie wir berichteten, bereitete man sich seit mindestens 2017/18 gezielt und professionell auf bewaffnete Überfälle auf Menschen vor. Jacobs gehört zu den neu hinzugekommenen Verdächtigen, seitdem eine Spur direkt vom Überfall auf den ehemaligen JN-Vorsitzenden Paul Rzehaczek zu ihm führte. Der Welt zufolge fanden die Ermittler durch Abhörmaßnahmen heraus, dass Jacobs zwischenzeitlich nach Nordsyrien ausgereist war, um sich einer „ausländischen terroristischen Vereinigung“ anzuschließen – offenbar eine Untergliederung der als Terrorgruppe verbotenen PKK, mit der viele Linksextremisten sympathisieren. Demnach sei bei einer Hausdurchsuchung in Thüringen ein sogenanntes Shooter-Buch gefunden worden: Notizen von Einsätzen aus dem Nahen Osten, die auf eine Tätigkeit als Scharfschütze hinweisen sollen. Jacobs wurde zur Fahndung ausgeschrieben. Tatsächlich geriet der gesuchte Linksextremist Anfang Mai in Brandenburg als Fahrer eines Pkw in eine Polizeikontrolle. Als die Beamten bemerkten, um wen es sich handelte, soll er davongerast sein. Brisant: Der Wagen, mit dem er flüchtete, war angeblich auf einen Fahrzeughalter aus Dresden zugelassen. Dieser ist – so die Welt – „mehrfach öffentlich als Berater für Betroffene rechter Gewalt in Sachsen in Erscheinung“ getreten.

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Henry Aulich

Schon seit längerer Zeit berichteten alternative Medien ausführlich von einem Leipziger Rathaus-Mitarbeiter mit mutmaßlichen Verbindungen zum Netzwerk um Lina Engel. Dabei ging es auch um die Frage, wie die Gruppe an sensible Daten, etwa die Wohnadressen ihrer Opfer, gelangen konnte. Die Leipziger Zeitung war sichtlich bemüht, jede mögliche Nähe in einer umfangreichen Artikelserie unter dem Titel „Unschuldig verfolgt“ (Teil 1.- 6.) zu widerlegen und raunte von einer Verschwörung in Polizeikreisen. Doch wie es scheint, sieht die „Soko Linx“ des sächsischen LKA das anders. Inzwischen wird gegen Henry Aulich und Lina Engel in einem gemeinsamen Verfahren ermittelt: Dem 35-Jährigen wird u.a. das Ausspähen von Daten, schwerer Raub, Landfriedensbruch und Handel mit Drogen vorgeworfen. Für den ehemaligen Geschäftsführer und Sicherheitschef der BSG Chemie Leipzig ist das nichts wirklich Neues. Bereits 2016 war wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung im Ultra-Milieu gegen ihn ermittelt worden (Verfahren eingestellt). In einem Polizeibericht des Operativen Abwehrzentrums (heute: Polizeiliches Terror- und Extremismus-Abwehrzentrum) aus dem Jahr 2014 soll es über ihn geheißen haben: „Der A. nimmt an Aktionen teil und scheut offenbar nicht davor zurück, für seine Ziele auch Gewalt anzuwenden. (…) Er verfügt über Kontakte zur Politik, Polizei, Presse, Security-Unternehmen, (…) Betäubungsmittelkonsumenten und sonstigen Akteuren aus der gewaltbereiten Linken- und Fußballszene.“ Und weiter: „Der A. ist bereit, anderen Leuten aufgrund seiner Tätigkeit bei der Stadt einen Vorteil zu verschaffen und mithin sein Netzwerk zu festigen (…).“

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Quelle: Tinderprofil von Henry Aulich

Gustav Justus Wolter

Kurz bevor die Kneipe „Bulls Eye“ in Eisenach das erste Mal überfallen wird, fallen einer Polizeistreife zwei Männer auf, die das Objekt aus unmittelbarer Nähe beobachten: Gustav Wolter und Tobias Edelhoff. Die Beamten ahnen nicht, dass ein Kommando der „Hammerbande“ bereits mit mehreren Autos und Angriffsgegenständen in einer Nebenstraße wartet – der Angriff wird in letzter Minute abgeblasen. Schon 2018 war die DNA des 33-Jährigen Türstehers nach dem Überfall auf den ehemaligen Leipziger Stadtrat Enrico B. (ebenfalls Teil der Anklage) am Tatort gefunden worden. Daher gehörte Wolter zumindest anfangs zu den Tatverdächtigen. Unbestätigten Informationen zufolge soll der 33-Jährige derzeit aber wegen eines anderen Delikts in Haft sitzen.

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Moritz Christian Leopold Schröter

Das Babyface der „Hammerbande“: Der 21-jährige Leipziger Moritz Schröter wurde in Budapest vorläufig festgenommen und ist derzeit auf der Flucht. Zuvor schon war nach Ausschreitungen in Leipzig-Connewitz zu Silvester 2020/21 wegen Landfriedensbruch gegen ihn ermittelt worden. Auffällig ist, dass ein Phantom-Bild, welches die Polizei nach der brutalen Axt-Attacke im Januar 2023 in Erfurt herausgab, dem blonden jungen Mann ziemlich ähnlich sieht …

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Anna Christina Mehwald

Anna Mehwald war polizeilich nicht bekannt, als ungarische Beamte sie gemeinsam mit Tobias Edelhoff festnahmen. Bei ihr fanden die Ermittler einen Hammer und eine Pfefferspray-Pistole, die deutschen Kollegen durchsuchten ihre Wohnung in Berlin-Treptow. Die Biografie der 27-Jährigen ist typisch für die gutbürgerliche Sozialisation der „Hammerbande“: In Hildesheim geboren, wuchs sie in Harsum in einem historischen Fachwerkhaus auf – der Vater ist katholischer Theologe und Ortsheimatpfleger. Kaum auf freiem Fuß, nutzte auch Anna Mehwald die Chance, um unterzutauchen. Laut Bild fahndet das BKA nach ihr.

Clara Judith Wittkugel

Ein Foto aus dem Jahr 2020 zeigt Clara Wittkugel während ihres Freiwilligen Ökologischen Jahres bei der Kieler „Lighthouse Foundation“. In einem Bericht der Stiftung rühmt sich die junge Frau mit der „Politisierung“ der Seebadeanstalt Holtenau. Sie schreibt: „Ich habe die Infotexte gegendert und zum Beispiel ein Plakat in der Seebadeanstalt aufgehängt, auf dem die verschiedenen Nazi-Symbole gezeigt werden. Das ist sehr wichtig im gesellschaftlichen Kampf gegen den erstarkenden Rechtsextremismus.“ Der Umzug nach Leipzig bringt den endgültigen Absturz. 2021 wird sie im Leipziger Nobel-Kaufhaus Breuninger gemeinsam mit Emilie Dieckmann beim Diebstahl von Luxusklamotten erwischt. Keine drei Jahre später ist Wittkugel offenbar bereit, im „Kampf gegen rechts“ Menschen zu töten: Wegen der Gewaltorgie in Budapest wird sie in einer angemieteten Wohnung kurzzeitig festgenommen. Inzwischen ist sie auf der Flucht.

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Emilie Samira Dieckmann

Mit gerade einmal 21 Jahren gehört auch die in Weimar geborene Emilie Dieckmann zur zweiten oder dritten Generation der „Hammerbande“. Neben ihrem Alter hat sie einiges mit Clara Wittkugel gemeinsam: Beide fielen das erste Mal beim Kaufhaus-Diebstahl in Leipzig auf, beide wurden in Budapest vorläufig festgenommen (bei Dieckmann fand man zwei Pfeffersprays und einen Nothammer), beide haben sich für die Illegalität entschieden, obwohl ihnen allenfalls Bewährungsstrafen drohen. Die entscheidende Frage dürfte sein, warum: Die einzige logische Antwort auf dieses Verhalten kann die Planung weiterer Anschläge sein. Das sich an den Überfällen in der ungarischen Hauptstadt so viele junge Frauen beteiligten, könnte unterdessen eine „feministische“ Konsequenz aus dem „Verrat“ des Johannes D. sein, der nach Vergewaltigungs-Vorwürfen zum Kronzeugen wurde. Das Antifa-GZSZ geht trotzdem weiter: Neuerdings mehren sich die Gerüchte, wonach Dieckmann Johann Guntermanns neue Geliebte sein soll, während dessen Verlobte Lina in Haft saß.

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Nele Phillipine Maya Aschoff

Als Nele Aschoff 2020 den Kunstwettbewerb „Hart an der Grenze“ der vom Familienministerium geförderten „Bildungsstätte Anne Frank“ gewann (Hauptpreis: Ein MacBook), steckte sie schon tief im Antifa-Sumpf. Bereits 2018 hatte die heute 21-Jährige in Leipzig eine Ditib-Moschee mit Steinen und Teerfarbe angegriffen. Derzeit wird Aschoff wegen der brutalen Attacken in Budapest polizeilich gesucht.

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Julian Wohlfart

Den Kronzeugen-Aussagen zufolge soll der WG-Mitbewohner von Paul Müntnich mit der Gruppe Angriffs-Szenarien trainiert haben. Auch beim zweiten Angriff auf das „Bulls Eye“ in Eisenach soll er dabei gewesen und entkommen sein. Der Aussteiger rechnet den Leipziger zum inneren Kreis der „Hammerbande“.

Dominik K.

Über Dominik K. ist bisher noch wenig bekannt. Wenige Tage vor dem Urteil zerrten Zielfahnder des SEK den 24-Jährigen in der Nähe von Weimar aus dem Transporter seines Arbeitgebers. Hintergrund: Beim Überfall auf Paul Rzehaczek hatten die Täter einen als Taschenlampe getarnten Elektroschocker am Tatort zurückgelassen. Eine DNA-Spur soll zu Dominik K. geführt haben. Doch wie es scheint, ist der Ermittlungserfolg nur von kurzer Dauer: Auch hier setzte die Generalstaatsanwaltschaft Dresden einen bereits ausgestellten Haftbefehl außer Vollzug – der Jenaer ist wieder frei.

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