Glücksspiel und Islam – wie passt das zusammen?

Was genau ist unter Glücksspiel zu verstehen?

Glücksspiel beinhaltet das Wetten oder den Einsatz von Geld oder anderen Wertgegenständen auf das Ergebnis eines ungewissen Ereignisses mit der Hoffnung, einen Gewinn zu erzielen. Dabei gehören zum Glücksspiel immer mehrere Parteien: die Betreiber, diejenigen, die ihre Einsätze verlieren und diejenigen, die von den Verlusten der anderen Partei profitieren. Genau hierin liegt der Knackpunkt, denn es gibt im Islam bestimmte Richtlinien und Vorschriften, die eine solche Art der Umverteilung von Geld einschränken oder sogar verbieten.

Glücksspiel in der islamischen Kultur

Nicht nur in Wettbüros in Deutschland trifft man häufig junge Muslime an. Auch in muslimischen oder muslimisch geprägten Ländern spielt das Glücksspiel traditionell eine gesellschaftliche Rolle. So gibt es beispielsweise in der Türkei eine staatliche Lotterie, in Saudi-Arabien wird auf Kamelrennen gewettet und vieles mehr. Der Islam betrachtet Glücksspiel jedoch als eine Aktivität, die negative Auswirkungen auf das Individuum und die Gesellschaft haben kann.

In mehreren Versen des Korans wird das Glücksspiel erwähnt und als “Sünde” bezeichnet. Im Koran wird darauf hingewiesen, dass Glücksspiel die Menschen von der Anbetung Gottes ablenkt und Unfrieden und Uneinigkeit in der Gesellschaft verursachen kann. Es wird betont, dass Muslime ihren Wohlstand durch rechtschaffene Mittel erwerben sollten, indem sie sich bemühen, ehrliche Arbeit zu leisten und ethische Geschäftspraktiken zu verfolgen. Passt das mit dem Glücksspiel zusammen?

Das vermeintliche Verbot näher betrachtet

Das Verbot des Glücksspiels im Islam basiert auf dem Prinzip der Vermeidung von schädlichen Aktivitäten, die die Menschen in Versuchung führen können sowie dem potenziellen Schaden, den andere erleiden, wenn man selbst einen Gewinn erzielt. Der Islam legt großen Wert auf die Förderung von Gerechtigkeit, Ehrlichkeit und Selbstbeherrschung. Glücksspiel kann jedoch zu finanzieller Instabilität führen und Glücksspielsucht ist eine große Gefahr für Familien und Individuen.

Doch insbesondere auch durch neue Regularien und Gesetze wie den neuen Glücksspielstaatsvertrag wird sehr viel für den Spielerschutz getan. Das gilt in ähnlichem Umfang auch für andere europäische Lizenzen. Dadurch kann die Gefahr, negative Auswirkungen auf das ganze Leben befürchten zu müssen, weitestgehend eliminiert werden.

Mein Gewinn ist der Schaden eines Anderen – ist das immer so?

Pauschal gesagt, kann man das in der Tat so sehen. Schließlich entstehen beispielsweise Gewinne bei Sportwetten dadurch, dass auf Ereignisse gewettet wird, bei denen andere Mitspieler dagegen wetten. Auf der anderen Seite ist es aber auch so, dass festgeschriebene Quoten durch die Betreiber vergeben werden. Es kann bei einzelnen Wettsituationen daher durchaus auch vorkommen, dass mehr Geld ausgezahlt wird, als überhaupt durch die Spieler eingezahlt wurde.

Ähnlich verhält es sich auch in Casinos. Jackpot-Gewinne werden nicht selten auch durch Lizenzgebühren der Casinobetreiber finanziert und dann durch den Spieleentwickler casinoübergreifend mit ausgeschüttet. Hier steht so gesehen also kein direkter Schaden eines Anderen dem Gewinn entgegen.

Was ist mit Gratis-Glücksspiel, Freispielen und Boni für Einzahlungen?

Wenn Sie im Internet ein Casino mit 100% oder 200% Bonus finden, können Sie häufig mit einer geringen Einzahlung lange Zeit spielen. Durch die Bonusbedingungen und die Gewinnbegrenzung, mit denen Boni häufig belegt sind, geht es hierbei eher um den Spielspaß. Ein wenig Nervenkitzel, die Walzen drehen und versuchen, das Guthaben – das man selbst eingezahlt hat – wieder herauszuspielen. Häufig sind die Umsatzbedingungen nur schwer zu erreichen, so dass das Spiel mit Bonusgeld eher dem eigenen Vergnügen dient, als der Gewinnabsicht. Auch hier ist in den meisten Fällen also keinem Dritten ein Schaden entstanden.

Auch bei Gratis-Spielen, wenn man sich neu in einem Casino registriert, verhält es sich ganz ähnlich. Das gilt auch für Gewinnspiele von Unternehmen, die beispielsweise Sachpreise verlosen. Streng genommen, werden auch diese finanziert, indem andere Personen höhere Preise für ein Gut zahlen, als sie bezahlt hätten, wenn es die Verlosung nicht gäbe. Hier stehen also wirtschaftliche Interessen und die Gewinnerzielungsabsicht von Unternehmen eher im Fokus, als der Schaden, der Personen entsteht, die Produkte kaufen oder Dienstleistungen in Anspruch nehmen.

Fazit zum Thema Glücksspiel im Islam

Auch wenn viele strenggläubige Muslime Glücksspiel als haram ansehen, so gibt es doch verschiedene Betrachtungswinkel. Jede Spielerin und jeder Spieler zahlt Geld aus freien Stücken ein und finanziert damit das Unternehmen, das seine Mitarbeiter bezahlt, eine Webseite oder eine Spielhalle betreibt und – ja – auch Gewinne auszahlt. Vergleicht man es mit einem Bäcker oder Autohaus, das regelmäßig Gewinnspiele oder Verlosungen veranstaltet, um Neukunden zu gewinnen oder sein Ansehen zu steigern, wird klar, wie eng die Auszahlungen in Casinos mit dem Geschäftsprinzip und den Gewinnabsichten von Unternehmen zusammenhängen.

Denkt man das Konzept weiter, wären nicht nur Gewinnspiele als haram anzusehen, sondern auch der Börsenhandel, Geschenke von Unternehmen oder auch Glücksspiele wie Blackjack, Poker oder Roulette um Spielgeld, da der Erfolg dieser Spiele dem Vorbild mit echtem Einsatz zu verdanken ist. Einige dieser Spiele wurden sogar überhaupt nur entwickelt, um sie als Spiele um Echtgeld zu spielen. Auch solche Spiele wären dann nicht gestattet.

Letztendlich bleibt es also jedem selbst überlassen, wie er die Angelegenheit einschätzt, verantwortungsvoll mit seinen Einsätzen umzugehen und zu entscheiden, wie er oder sie mit einem möglichen Gewinn verfährt. Zahlreiche Beispiele zeigen aber durchaus, dass Glücksspiel und die Richtlinien im Islam durchaus zusammen passen können, wenn man die Maßgaben weniger streng interpretiert und für sich selbst und andere sinnvoll bewertet.