Greta Thunberg (20), die “Klimagretl”, hat sich in Kiew mit dem ukrainischen Präsidentendarsteller Selenskyj (45) getroffen. Der begreift sie als eine professionelle Hilfsgretl. Was für ein Schauspiel.
von Max Erdinger
Wenn man sich partout keinen Reim auf die Nachricht machen kann, daß die Klimagretl in Kiew aufgeschlagen ist und deshalb alles Mögliche für die Ursache halten muß, ist man gezwungen, nachzusehen, was der Medien-Mainstream dazu weiß. Meinereiner hat sich für den “Merkur” entschieden. Dort steht: “Die schwedische Aktivistin für Klimaschutz, Greta Thunberg, ist gemeinsam mit einer internationalen Arbeitsgruppe in die ukrainische Hauptstadt gereist. Ziel ist es, die durch den russischen Angriffskrieg verursachten Umweltschäden genauer zu erfassen.” – Ah, guter Umweltschaden, schlechter Umweltschaden also. Um die Umweltschäden durch den Ukrainekrieg scheint es nicht zu gehen. Obwohl Friedrich der Große, Machiavelli und Montesquieu die Ukrainer als Angreifer bezeichnet hätten. “Angreifer ist, wer seinen Gegner zwingt, zu den Waffen zu greifen”, sagte der weltberühmte Preußenkönig.
Weltberühmt ist er übrigens, weil er fast so schlau gewesen ist wie der Verfasser des Artikels im “Merkur”. Man sieht: Wenn auch alle Menschen gleich sind, – die Umweltschäden sind es nicht. Aber gut, man ist es inzwischen gewöhnt, daß die westliche Angriffspresse von gehorsamst russophob formulierenden Präferenzutilitaristen bevölkert ist, deren erste Präferenz es ist, sich bei der politischen Klasse nicht unbeliebt zu machen. Und die wiederum steht total hinter dem heiligen Wolodymr. Umweltschäden durch den russischen Angriffskrieg also.
Warum sollen die “durch den russischen Angriffskrieg verursachten Umweltschäden genauer” erfasst werden? – Der “Merkur”: “Die Arbeit der Gruppe soll dazu beitragen, Russland zu einer Kompensation der durch den Einmarsch vor mehr als 16 Monaten verursachten Schäden zu zwingen.” – Etwas derartig Visionäres nennt man “sehr ambitioniert”. Wie soll die Arbeit der Gruppe dazu beitragen, Russland zu einer Schadenskompensation zu zwingen? Darüber läßt sich nur spekulieren. Im “Merkur” steht nichts darüber. Womöglich werden sich die Klimagretl und die Arbeitsgruppe im Anschluß an die genaue Erfassung der Umweltschäden über die grüne Grenze weiter bis nach Moskau durchschlagen, um sich dort vor dem Kreml recht letztgenerationlich auf dem Roten Platz festzupichen, so daß Wladimir Putin nicht mehr aus seinem Regierungssitz herauskommt – und der Pizzabote nicht mehr hinein. Vielleicht wollen sie ihn aushungern, wenn er nicht kapituliert und reumütig Angriffsumwelt-Schäden kompensiert. Irgendwas werden sie sich schon einfallen lassen, damit der russische Angriffswladimir nicht um die Kompensation herumkommt.
Dabei dürften die Umweltschäden in der Ukraine gar nicht so groß sein, wie es auf den ersten Erfassungsblick aussieht, weil man den CO2-Ausstoß derjenigen Protzkarren vom Gesamtumweltschaden abziehen muß, in welchen die ukrainischen Bessergestellten das Land Richtung Zürich und Monaco verlassen haben, um die Schäden durch die umweltschädliche Verteidigung an der Front zu minimieren. So ein dicker Maybach, ein Ferrari oder ein Bentley stoßen schon viel CO2 aus, das dem ukrainischen Umweltschaden jetzt fehlt.
Gäbe es vielleicht einen speziellen Umweltschaden, den die Klimagretl und ihre Arbeitsgruppe genauer erfassen soll und will? Und warum soll das die Klimagretl mit ihrem Weltklima-Rettungsteam machen? Sind die ukrainischen Umweltschäden-Erfassungsteams in ihren Porsches und Lamborghinis ebenfalls alle geflüchtet?
Hierzu weiß der gutinformierte “Merkur” mehr: “ ‘Wir brauchen Ihre professionelle Hilfe’, sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, der die Gruppe am Donnerstag in Kiew empfing. Er wies vor allem auf die schlimmen Verwüstungen im südlichen Gebiet Cherson hin, die durch die Zerstörung des Kachowka-Staudamms und darauf folgende Hochwasser seit Anfang Juni verursacht wurden.” – Aha, da haben wir es schon: Die Ukrainer scheinen sich ohne die Klimagretl selbst nicht mehr erfassungsprofessionell helfen zu können. Verständlicherweise vertrauen sie da lieber auf die professionelle Hilfe der Klimagretl, die zu diesem Zweck auch noch zur Erfassungsgretl wird. Das arme Mädchen. Muß es die ganze Erfassung alleine machen? Gottseidank nicht. Es hat ja eine professionelle Erfassungs-Arbeitsgruppe nach Kiew mitgebracht.
Welche Erfassungsexperten finden sich in dieser Umwelt-Angriffsschäden-Arbeitsgruppe? Auch das weiß der “Merkur”, sapperlott: “Der Umwelt-Arbeitsgruppe gehörten zudem die schwedische Ex-Vizeregierungschefin Margot Wallström, die irische Ex-Präsidentin Mary Robinson und die finnische Vizepräsidentin des EU-Parlaments mit Sitz in Straßburg, Heidi Hautala, an.” – Was will die Heidi in der Ukraine? – “Heidi, Hai-ti, deine Welt sind die Bä-härge!”, singt man da unwillkürlich und fragt sich, ob es in der Ukraine recht schweizmäßige gibt. Beim “Merkur” haben sie schon eine sehr nette Art, den Umstand sozialverträglich darzustellen, daß eine enorm gefühlsstarke Polita-Clique aus Westeuropa in ihrer großen Betroffenheit über das Hochwasser bei Cherson zu Erfassungs- und Kompensationszwecken in die Ukraine gereist ist, um sich dort vom heiligen Wolodymyr ihre Unersetzlichkeit attestieren zu lassen.
Wahrscheinlich fragt sich aber keine der sorgenvoll betroffenen Genau-Erfasser:innen im angereisten Damenkränzchen, wie es zu diesem verheerenden Hochwasser mitsamt allen seinen Umweltschäden gekommen – und wer der Verursacher der Schäden im Agrarsektor und an der biologischen Vielfalt der Region gewesen ist. Jedenfalls steht im “Merkur” nichts davon, daß sie dem heiligen Wolodymyr zur Begrüßung links und rechts eine gescheuert hätten. Dessen Leute waren es nämlich, die den Kachowka-Staudamm so lange beschossen haben, bis schließlich in der Nacht auf den 6. Juni elf seiner 28 Teilsegmente gebrochen sind. Und wer das Wasser hinter einem bereits vorgeschädigten Damm von einem normalen Pegelstand von 14 Metern bis auf 17,5 Meter hochgestaut hatte, fragen sich die gefühligen Arbeitsgrüppler:innen um die professionelle Umweltschäden-Erfassungsgretl wahrscheinlich ebenfalls nicht. Schließlich wäre die Antwort unter Kompensations-Gesichtspunkten äußerst unpassend.
Aber was sagt die Allround-Ökogretl zu der ganzen Sache? – ” ‘Ich denke nicht, dass die Reaktion der Welt auf diesen Ökozid ausreichend war’ (…) ‘Ich denke nicht, dass irgendeine Reaktion ausreichend sein kann. Denn es gibt einfach keine Worte, um diese Brutalität zu beschreiben.’ ” – Die Klimagretl ist einfach eine ehrliche Haut. So sympathisch. “Ich denke nicht”, sagt sie, und es stehen einem die Tränen der Rührung in den Augen angesichts der Lauterkeit des braven Kindes. Die Klima- & Erfassungsgretl denkt nämlich tatsächlich nicht. Und sie ist sich nicht zu fein, es auch zuzugeben. Da will man ihr gar nicht mehr ankreiden, daß es sehr wohl Worte für die Brutalität gäbe, mit der die ukrainische Armee den Bruch des Kachochwka-Staudammes herbeigeführt hatte, um einen Ökozid auszulösen, der sich selbst im Schwarzen Meer noch bemerkbar macht.