Am 8. Oktober sind in Bayern Landtagswahlen. Das ist heute schon schlecht für die Verkehrssicherheit. Wenn man beim Einbiegen die Vorfahrt des Querverkehrs beachten muß, versperren einem Heerscharen von Aufgehängten die Sicht. Denen gefällt das. Überall grienen sie von den Wahlplakaten herunter. Als ob allerweil Zeit für Frohsinn & Heiterkeit wäre. Das Genörgel.
von Max Erdinger
Das Wahlplakat erfüllt seinen Zweck erst dann, wenn der darauf Abgebildete gut zu sehen ist. Noch besser ist gut & oft. Wo viele Autofahrer den lieben langen Tag die Vorfahrt achten müssen, sind die Aufgehängten am besten platziert. Weil man schlecht an ihnen vorbeisehen kann. Besser den vorfahrtsberechtigten Querverkehr übersehen als den aufgehängten Grinser auf dem Plakat. Oder die Grinserin. Wegen der Demokratie. Weil die so schön ist. Egal, für welche Partei sie aufgehängt wurden, diese Leute auf den Plakaten, allesamt sind sie guter Dinge. Mit anderen Worten: Die haben entweder keine Ahnung, was los ist im Land, oder sie wollen einen hereinlegen.
Wahrscheinlich sind sie scharf darauf, von der Allgemeinheit dafür bezahlt zu werden, daß sie routiniert grinsen können. Die schauen nämlich nicht so aus, als ob sie noch etwas anderes gut könnten. Die von der SPD sieht aus wie die Ulla vom Nagelstudio. Der von der FDP grinst so, als freue er sich darüber, lebend das Erwachsenenalter erreicht zu haben. Unmöglich, sich zu merken, wie die alle heißen. Ohne Querverkehr wäre es vielleicht einfacher.
Aus dem Volk und für das Volk
Nicht jedem der Aufgehängten scheint abgenommen worden zu sein, daß er für das Volk kandidiert. Im Gebiet um den Nürnberger Hafen herum, habe ich mir erzählen lassen von jemandem, der dort wohnt, seien die Plakate der Grünen beschmiert worden mit Wörtern wie “Nazi” oder “Ökonazi”. Und zwar ausnahmslos alle. Jedes einzelne Plakat. Daraufhin hätten die örtlichen Grünen die beschmierten Aufgehängten wieder abgehängt von den Laternenmasten und darauf verzichtet, erneut welche aufzuhängen. Das ist verständlich. Auf die schöne Demokratie können die Grünen schließlich am ehesten verzichten. Daß es die Grünen dennoch gibt, weiß auch ohne ihre Aufgehängten jeder und vertraut darauf, daß er sie wohl wird wählen können am 8. Oktober. In der schönen Demokratie dürfen schließlich auch die Antidemokraten wählen gehen.
Die von der CSU haben meistens Bayern, Heimat, Sicherheit & Wohlstand für ihr frohsinniges und optimistisches Geschau gekapert. Aus Tradition wahrscheinlich. Anscheinend glauben die, daß ihnen das auch heute noch jemand abnimmt. Na ja, bei dem Volk haben sie vielleicht sogar richtig kalkuliert. Ist ja auch nicht mehr das gleiche Volk wie früher. Hätten die früher so regiert wie heute, hätten sie sich die Sache mit Bayern, Heimat, Wohlstand, Tradition & Sicherheit schon damals in die Haare schmieren können.
Jedenfalls kommt man dann trotz der sichtbehindernd Aufgehängten irgendwann unfallfrei in einer der Ausfallstraßen der Stadt an. Dort behindern sie die Sicht auf den Querverkehr nicht. Es ist, als würden die Aufgehängten fröhlich Spalier stehen, während man ihre Reihen abfährt. Als ob man sie nicht allesamt gegen sich hätte. Hat man aber. Wahlkampf hat etwas Surreales. Das ist alles nur noch ein einziger Albtraum mit diesen Figuren. Weil sie immer noch grinsen und grinsen und grinsen … – wie Chucky die Mörderpuppe. Seit Jahrzehnten grinsen sie. Das ist das einzige, was sich nicht verändert hat.